0024 - Der unheimliche Mönch
er herum. »Ach, du bist es. Was ist denn?«
»Die beiden sind noch immer nicht da, Jeff.«
»Moment, Nadine. Du meinst Will und diese Jane Collins?«
»Genau. Und auch Oberinspektor Sinclair ist verschwunden. Ich mache mir wirklich Gedanken.«
»Wenn Sinclair dabei ist, kann nichts passiert sein«, winkte der Regisseur ab. »Er ist doch nicht hier, um mitzuspielen. Was soll er überhaupt bei uns? Zuschauen? Dann steht er nur im Weg herum.«
»Ja, von deiner Warte aus gesehen ist das richtig. Aber ich denke da anders.« Jeff Roberts hob die Hand.
»Zuerst denke mal an den Film, das ist am wichtigsten. Es dauert nicht mehr lange, dann fangen wir mit den Aufnahmen an. Wir nehmen erst die allgemeine Stimmung hier auf. Und dann dich und Targa. Kannst du überhaupt einen anständigen Rock auf das Parkett legen?«
»Nein!« zischte Nadine. »Ich tanze nur Tango.«
»Stell dich doch nicht so an!«
»Wann werde ich an der Reihe sein?« fragte die Schauspielerin.
»Tja, das kann noch etwas dauern.«
»Danke für die Auskunft. Ich setze mich in einen Wagen und fahre zur Abtei zurück. Ich will sehen, ob ich die drei finde. Die Sache ist mir unheimlich.«
»Du bleibst hier«, sagte Roberts.
»Nein!« Nadines Augen blitzten. Blanke Wut stieg in ihr hoch.
»Noch habe ich zu sagen.«
»Aber für eine Stunde kannst du mich entbehren. Ciao, mein Lieber!« Nadine nickte dem Regisseur zu und verschwand. Völlig konsterniert schaute Roberts ihr hinterher.
»Das ist ein Weib«, murmelte er. »Mit der möchte ich nicht verheiratet sein.« Nadine ging zur Tür. Auf dem Weg dorthin wurde sie um Autogramme gebeten, doch sie lehnte ab.
Draußen fiel immer noch der Regen vom Himmel. Wie alle anderen besaß Nadine Berger einen Schlüssel zu den Wagen, die der Filmgesellschaft gehörten. Ausgerechnet die Pkws parkten ziemlich weit vom Eingang entfernt. Man hatte die Transportwagen wegen der schweren Geräte in der Nähe abgestellt. Nadine Berger mußte quer über den Platz laufen, um zu den Wagen zu gelangen.
In langen Fäden fiel der Regen aus den tiefhängenden Wolken. Der Parkplatz war nicht asphaltiert und ziemlich uneben. Große Pfützen schimmerten im Licht der Disco-Reklame.
Ist ja Wahnsinn, was ich tue, dachte Nadine, aber sie hielt die Ungewißheit nicht länger aus. Sie faßte sich ein Herz und rannte los.
Nadine hatte Glück, daß sie auf dem aufgeweichten Boden nicht ausrutschte. Sie ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten.
An den nassen Motorrädern rannte sie vorbei, dann unter das Laubdach schützender Bäume und erreichte die Stelle, wo die Personenwagen abgestellt waren.
Sie hatte den Schlüssel für Richards Rover. Hastig sortierte sie ihn aus den anderen Schlüsseln am Bund heraus.
Nadine stand leicht gebückt. Von der Discothek aus war sie nicht mehr zu sehen. Hinter ihr begann der Wald. Er wirkte wie ein dunkler Schlund.
Und daraus hervor schälte sich eine grauenhafte Gestalt. Langsam und lautlos schritt sie auf die ahnungslose Nadine zu.
Es war – der rote Mönch!
***
Meine Lage war wirklich mehr als bescheiden. Der rote Mönch hatte eiskalt zu verstehen gegeben, was er als nächstes beabsichtigte. Er wollte sich in Richtung der Discothek absetzen. Dort rechnete niemand mit dem Auftauchen dieses Unheimlichen.
Panik und Schrecken würden in der Discothek herrschen. Genau das, was sich der rote Mönch vorstellte.
Ich knipste meine kleine Lampe an und richtete den Strahl durch zwei Eisenstäbe. Er traf Jane Collins’ Gesicht. Es war leichenblaß.
Ich schluckte.
Sollte mich der rote Mönch belogen haben? War Jane Collins nicht mehr am Leben? Ich ließ den Strahl weiterwandern, über ihren schmalen schlanken Hals. Deutlich zeichneten sich die Würgemale ab. Doch ich entdeckte auch noch etwas anderes. Janes Halsschlagader zuckte. Ein Zeichen, daß die Detektivin noch lebte.
Mir fiel ein zentnerschwerer Stein vom Herzen. Der Mönch hatte also doch nicht gelogen.
Unsere Situation sah weiterhin mies aus. Ich konnte diesen Käfig nicht aus eigener Kraft verlassen, und Jane Collins lag bewußtlos vor dem Gitter auf dem schmutzigen Boden.
Und die Ratten waren da.
Ich sah sie zwar momentan nicht, nahm aber an, daß sie nur auf Distanz gegangen waren, um zum rechten Zeitpunkt zurückzukehren. Jane lag ihnen genau im Weg. Wehrlos, ohnmächtig.
Ich mußte zusehen, daß ich sie irgendwie wach kriegte.
Sie lag auf der Seite und hatte mir dabei ihr Gesicht zugewandt. Ich ließ den
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