0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab
er.
Phil griff als Erster danach. Wir sahen ihm rechts und links über die Schulter.
»Velucca, du bist also wieder raus aus dem Bau«, fing der Brief an. »Und wie du siehst, haben wir dich ausfindig gemacht. Die alte Sache ist nicht vergessen. Ich will den Anteil, der mir zusteht. Wenn du nicht zahlst, könnte es dein Pech sein. Also sei vernünftig. Ich verlange nur meinen Anteil. Ich melde mich wieder.«
Das war alles. Keine Unterschrift.
Ich pfiff durch die Zähne. Miller und Phil sahen mich erstaunt an.
»Was ist los, Jerry?«, fragte Phil.
Ich spreizte meine Finger und deckte sie so über die Schrift, dass man nur ein Mittelstück aus einer Zeile lesen konnte. Was meine Finger freiließen, lautete: »… nn du nicht zahlst, könnte es dein P…«
Phil machte große Augen.
»Erinnerst du dich, wo wir diesen gleichen Text, dieses Satzfragment schon gesehen haben? Auf dem Papierrest, der bei Beverly in einem Aschenbecher gefunden wurde. Hm? Ist das ein Zusammenhang?«
»Und wie!«, schrie Miller. »Kinder, jetzt fängt die Geschichte endlich an, ein richtiger Fall zu werden.«
Na, vielen Dank. Bei drei Toten reichte es mir langsam.
***
Na, so langweilig einige der vergangen Tage gewesen waren, weil uns die richtigen Hinweise gefehlt hatten und wir nicht mehr wussten, wie wir Weiterarbeiten sollten, so interessant wurde dieser Tag. Wir kamen aus den Aufregungen überhaupt nicht raus.
Nachdem unsere vier Print-Spezialisten ihre Arbeit beendet hatten, schickte sie Miller zurück ins Hauptquartier und beauftragte sie damit, sofort in den Karteien zu wählen, ob die Abdrücke vielleicht schon bei der New Yorker City Police registriert waren. Falls das nicht der Fall sein sollte, befahl er ihnen, damit zu seiner Sekretärin zu gehen. Die sollte sofort wieder eine Anfrage per Fernschreiben an die Zentralkartei des FBI nach Washington abgehen lassen. Die Männer versprachen, Millers Befehle genau auszuführen, und verschwanden.
Wir hingegen machten uns jetzt an den eigentlichen Zweck unseres Besuches, wir wiederholten das, was der Unbekannte vor uns schon getan hatte. Wir durchsuchten Veluccas Zimmer. Und nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass wir es entweder gründlicher getan hatten oder aber von solchen Sachen mehr verstanden.
Zuerst rief Phil.
»He! Kommt mal her! Ratet mal was der liebe Onkel Phil gefunden hat?«
Wenn der Bursche Glück hat, wird er immer gleich kindisch. Ich redete ihm gut zu, weil das in solchen Fällen die einzige Möglichkeit ist, mit ihm gut auszukommen.
»Na, Kleiner, nun spann uns nicht auf die Falter. Komm, sei schön brav und zeig’s her.«
Er langte in den offen stehenden Kleiderschrank und holte einen Anzug heraus, der reichlich mitgenommen aussah, aber trotzdem schön säuberlich auf dem Bügel hin.
»Sim-sala-bim«, mimte Phil einen Zauberkünstler auf einer mittelschlechten Varietebühne und langte in die linke Innentasche, wo man gewöhnlich die Brieftasche zu tragen pflegt.
Und was brachte er zum Vorschein? Ein Päckchen Fünfzig-Dollar-Noten.
Miller und ich waren sprachlos. Der arme Velucca. Hatte gleich ein kleines Vermögen in seiner Rocktasche.
»Nummer zwei«, rief Phil und fasste in die rechte Innentasche.
Zwei Bündel Hundert-Dollar-Noten.
»Ich werd verrückt« schrie Miller.
Aber es war noch immer nicht zu Ende.
»Nummer drei« brüllte er wie ein Schulkind, dass seine erste hervorragende Zensur geschrieben hat, und diesmal brachte er aus der rechten Außentasche ein Päckchen Zehner-Noten hervor.
Er warf das ganze Zeug auf den Fußboden und sagte: »Da habt ihr die Bescherung. Tja, wenn die richtigen Männer suchen. Ihr seid natürlich zu dumm, um etwas Gescheites zu finden. Aber der berühmte G-man Phil Decker.«
»Platz nicht, Kleiner«, dämpfte ich ihn. Wir zählten das Ganze zweimal.
Es waren sechzehntausendvierhundert Dollar.
16 400 amerikanische Dollars.
Miller sprach meinen Gedanken von vorhin aus.
»Der arme-Velucca.«
Es dauerte eine Weile, bis wir uns beruhigt hatten. Wenn Sie es nicht wissen sollten, dann will ich es Ihnen mal ganz genau erklären. Wir waren nämlich alle drei kleine, gewöhnliche Polizeibeamte. Lieutenant Miller bezog beispielsweise das königliche Gehalt von 96 Dollar die Woche. So, jetzt wissen Sie, wofür wir unsere Haut täglich zu riskieren haben. Und dann sehen Sie auf einmal so eine Menge Geld auf einem Haufen.
Mit der Zeit hatten wir uns wieder gefasst. Das Geld gehörte uns ja sowieso nicht, was
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