0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab
als ihm am nächsten Morgen der neue Tresor gebracht worden war und der Inhalt des alten in den neuen gelegt werden sollte.«
»Da war das Geld bereits in-Veluccas Anzugtasche«, grinste Phil.
Ich besah mir ihre zufriedenen Gesichter. Und ich hatte auf einmal eine Mordswut im Bauch. Merkten die beiden denn nicht, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte?
Miller merkte es nicht. Und Phil auch nicht. Sie schwammen in der Freude ihrer schönen Funde, die sie schon für Siege hielten in unserem Kampf gegen den »King« - oder, wie ihn die Zeitungen schon nannten, gegen den »König der Gangster«.
Ich hütete mich, etwas zu sagen. Man soll anderen Leuten das Denken nicht abnehmen.
***
Wir fuhren sofort in die Hudson Lane und sahen uns an Ort und Stelle um. Velucca hatte ziemlich leichtes Spiel gehabt, als er den Tresor ausraubte. In dem altertümlichen Büro gab es keine Alarmanlage , keine Schutzgitter vor den Fenster und nicht einmal einen ständig anwesenden Nachtwächter. Nur ein Mann von der Schließgesellschaft sah um elf und um vier Uhr nachts einmal oberflächlich nach dem rechten. Velucca hatte diese örtlichen Verhältnisse sicherlich erkundet, bevor er zur Tat schritt. Zwischen elf und vier hätte er dann genug Zeit gehabt, um den Diebstahl fünfmal hintereinander auszuführen.
Der Chef der Firma fiel uns vor Freude fast um den Hals, als er hörte, dass er sein Geld bis auf zweihundertfünfzig Dollars, die Velucca anscheinend schon ausgegeben hatte, zurückbekommen würde. Dem alten Mann stiegen die Tränen in die Augen, als ihm Phil erklärte, wir hätten sein Geld gefunden. Zu allem Überfluss war er nämlich nicht einmal versichert gewesen.
Für unseren eigentlichen Zweck war der Besuch bei William’s Firma ergebnislos. Wir konnten uns nur überzeugen, dass die Schlüssel, die wir bei Velucca gefunden hatten, tatsächlich zu dem alten Geldschrank passten. Woher Velucca allerdings die Schlüssel hatte, das blieb uns allen ein Rätsel.
Zur Mittagszeit fuhren Phil und ich zum FBI-Gebäude, um Mister High einen neuen Bericht vom Stand der Dinge zu geben. Er sagte: »Die Dinge kommen anscheinend in Fluss. Das freut mich für euch. Seht zu, dass sie im Fluss bleiben. Ich drücke euch die Daumen.«
Sofort nach unserem Gespräch mit Mister High suchten Phil und ich das nächste Lokal auf und aßen dort rasch zu Mittag. Um halb zwei trafen wir uns bereits wieder mit Miller an einem vorher ausgemachten Punkt in der City. Miller stieg dort zu uns in den Jaguar, und wir fuhren nach Halesville.
Es war eine gute Stunde Fahrt, dann hatten wir das kleine Nest erreicht. Der Landposten der State Police war unschwer zu finden, denn er lag an der einzigen Straße, die durch dieses verschlafene Dörfchen führte, und außerdem stand ein Wagen der State Police mit der großen Aufschrift vor dem Haus.
Wir gingen hinein und sahen uns einem Kerl gegenüber, der einen eisgrauen Schnurrbart, ein Kreuz wie der viel gerühmte Kleiderschrank hatte, mindestens eins fünfundneunzig groß war und garantiert an die zweihundert Pfund wog. Er trug die hübsche Uniform der State Police und hatte den breitrandigen Pfadfinderhut an einer Kordel hinten auf dem Genick hängen.
Wir machten uns mit ihm bekannt und wurden von ihm polternd willkommen geheißen. Er schleppte Stühle für uns heran und brachte zu guter Letzt auch noch eine Flasche Whisky aus seinem Schreibtisch zum Vorschein.
Dieser Mann war der einzig richtige Polizist für so ein Dörfchen, das merkte man innerhalb von zwei Minuten. Ich konnte mir vorstellen, dass selbst der rauflustigste Bauembursche den Kopf einzog, wo dieser Bär auftauchte.
»Also, was treibt Sie zu mir?«, fragte er, nachdem wir das erste Glas hinuntergekippt hatten.
Hier übernahm Miller das Reden.
»Es handelt sich um den Überfall auf die Bankfiliale vor zwei Jahren«, begann er. »Können Sie sich an diese Sache erinnern?«
»Hoho, das will ich meinen«, lachte unser Riese. »Als ob es gestern gewesen wäre.«
»Erzählen Sie uns doch mal, wie die Sache vor sich ging.«
»Okay. Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich saß hier in meinem Office und machte den verdammten Papierkrieg fertig, den ich ja leider Gottes auch führen muss. Plötzlich hörte ich unten Gebrüll.«
»Wo unten?«, unterbrach ich.
»Na, unterhalb meines Hauses. Die Dorfstraße hinunter. Da unten liegt nämlich die Bankfiliale. Übrigens die einzige bei uns. Also ich hörte Gebrüll aus dieser Richtung. Ich schob
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