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0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab

0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab

Titel: 0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir gruben ihm das Wasser ab
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auffiel, dass mich ein Kerl, der an der Theke stand, manchmal anstarrte. Ich gab darauf Acht und hatte bald herausgefunden, dass es tatsächlich so war, der Mann musterte mich zwar unauffällig, aber doch ebenso, dass ich es merkte.
    Phil geriet mit der Schwester meines Hauswirtes und mit ihm selbst in eine angeregte Debatte darüber, ob man zwölf oder vierundzwanzig Whiskys besser vertragen könnte. Sie kümmerten sich nicht um mich, und ich peilte mal wieder zur Theke.
    Der Mann machte eine leise Kopfbewegung, nur eben angedeutet. Ich folgte der Richtung seiner Bewegung mit den Augen und entdeckte die Tür, die zu den Toiletten führte.
    Langsam nickte ich. Der Mann musste es gesehen haben.
    Ich wartete auf eine günstige Gelegenheit, wo ich das Gespräch der anderen nicht zu unterbrechen brauchte.
    Dann beugte ich mich zu Phil und bediente mich von seinen Zigaretten. Dabei wandte ich den Kopf so, dass ihn unsere beiden Gäste nur von hinten sehen konnten, und raunte Phil zu: »Ich geh auf die Toiletten. Wenn ich in drei Minuten nicht zurück bin, sieh nach. Aber dann mit entsicherter Kanone.«
    Er kniff das linke Auge ein zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und fing auch schon an, einen neuen Witz zu erzählen. Ich verdrückte mich mit einer halblaut gemurmelten Entschuldigung.
    Durch einen kleinen Flur kam ich auf die Herrentoilette. Ich stellte mich vor den Spiegel, nachdem ich mich überzeugt hatte, dass ich der einzige Mann war, der sich gerade auf der-Toilette aufhielt.
    Ungefähr dreißig Sekunden lang hatte ich meine Haare gekämmt, als der Kerl von der-Theke hereinkam. Er stellte sich neben mich vor den Spiegel und fing ebenfalls an, seine Haare zu kämmen. Allerdings konnte man zu dem Stummel, mit dem er es tat, kaum noch Kamm sagen.
    »Wir sind allein hier«, raunte ich.
    Er kämmte sich weiter. Unsere Blicke trafen sich nur im Spiegel. Auch ich kämmte mich weiter, als wollte ich die englische Königin besuchen.
    »Sind Sie nicht einer von den beiden G-men, die die King-Morde bearbeiten?«, raunte der Kerl.
    »Stimmt.«
    »Ist es wahr, dass Beverly zu denen gehörte, die der King umgelegt hat?«
    »Ist wahr.«
    »Ich kannte Beverly. Er verkehrte oft hier. War’n netter Kerl, hat mir immer einen ausgegeben, wenn ich pleite war. Deswegen sollen Sie den Tipp von mir haben.«
    Er machte eine kleine Pause, dann sagte er so leise wie vorher, aber viel langsamer: »Modesalon in der vierzehnten Straße. Gibt nur einen da. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Er steckte seinen Kamm ein und verschwand. Ich sah ihm in Gedanken versunken nach. Dann schrieb ich schnell etwas auf einen Zettel aus meinem Notizbuch und steckte ihn in eine Streichholzschachtel. Ich benutze meistens ein Feuerzeug, aber eine Streichholzschachtel habe ich für solche Fälle immer bei mir.
    Danach kehrte ich an unseren Tisch zurück. In Phils Augen konnte man erkennen, dass er erleichtert war, als er mich wohlbehalten wieder sah.
    Er ist doch eine liebe, treue Seele. Einen besseren Freund werde ich nie finden.Trotz meines Hauswirtes und seiner netten Schwester.
    Sie sprachen von ihrer Schulzeit. Na, wenn Menschen bei der Schulzeit wieder angekommen sind, dann bleiben sie auch erst mal eine Weile da. So war es. Wir saßen noch fast drei Stunden dort herum. Phil erzählte von seinen Streichen, die er auf dem College verübt hatte. Ich erzählte von unserer Dorfschule in Harpers Village. Mein Hauswirt berichtete von seiner High School, die er irgendwo in der City besucht hatte. Und seine Schwester sprach von der Lincoln-Schule, in die sie gegangen war.
    Der Vorrat an Schulstreichen schien unerschöpflich zu sein. Mitten in unserem Gespräch zündete ich mir einmal eine Zigarette an und schob danach eine Streichholzschachtel über den Tisch, als hätte ich mich von Phils Streichhölzern bedient.
    Als der sich dann ebenfalls einen Glimmstengel ins Gesicht schob, bediente er sich gleichfalls dieser Streichhölzer. Ich war zufrieden.
    Endlich war es soweit, dass wir aufbrachen. Ein Taxi brachte uns nach Hause. Wie verabschiedeten uns von Phil und hörten alle, wie Phil dem Fahrer dann seine Adresse nannte.
    Als wir die Haustür hinter uns abgeschlossen hatten, trennte ich mich von meinem Hauswirt und seiner Schwester. Sie fuhren mit dem Lift, und ich tat, als ginge ich in meine Wohnung. Aber ich wartete nur auf das Verschwinden des Lifts, um sofort wieder zur Haustür hinauszuhuschen.
    Wie durch den kleinen Zettel in der Streichholzschachtel

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