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0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab

0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab

Titel: 0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir gruben ihm das Wasser ab
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immer ihren Vorteil. Man ist vor Überraschungen gesichert und hat dabei gleichzeitig den Mann, auf den man es abgesehen hat, ausweglos in der Zange.
    Morre merkte als alter Gangster sofort, dass er keine Neulinge vor sich hatte. Er fing an zu schwitzen.
    »Na, Morre, altes Haus?«, begann ich gemütlich, »Wie geht’s?«
    Er stieß den Atem heftig aus.
    »Sind Sie hergekommen, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen?«, polterte er aufgeregt. »Halten Sie mich nicht bei meiner Arbeit auf. Sonst werde ich mich beschweren über Ihnen.«
    Ich schüttelte nachsichtig den Kopf.
    »Über Sie. Es heißt, beschweren über Sie, Morre.«
    »Ist ja egal.«
    »Nein. Aber lassen wir das. Was macht das Geschäft, Morre?«
    Ich fragte absichtlich lauter harmlose Sachen, um seine Ungeduld zu steigern und dadurch seine Nervosität.
    Diese Taktik ist bei Leuten wie diesem Morre immer empfehlenswert. Dass er kein Ausbund an Verstand und Raffinesse war, konnte man auf den ersten Blick erkennen. Wenn man die Leute dann noch nervös macht, verhaspeln sie sich dauernd in Widersprüche. Glauben Sie mir’s.
    »Verdammt, was wollt ihr?«, schrie er.
    »Schöne Figur«, sagte ich und musterte einen entsetzlich kitschigen Buddha, der bestimmt aus einer amerikanischen Andenkenfabrik kam und nach Indien geliefert wurde, damit er dort für sündhaftes Geld an die dummen Touristen verscheuert wurde.
    »Was ihr von mir wollt, das möchte ich jetzt endlich wissen«, rief er zornschnaubend. »Ich habe meine Bücher in Ordnung. Alles ist genau aufgeschrieben. Ich habe meine Steuern schon fürs nächste Quartal im Voraus bezahlt. Und für alles habe ich Belege.«
    Ich stellte die Kitschfigur beiseite.
    »Auch«, sagte ich dabei schnell, »auch für den Überfall auf die Filiale der National Bank Incorporation in Halesville vor zwei Jahren? Sind dafür auch Belege da?«
    Er verschluckte sich und wurde blass.
    »Damit hatte ich nichts zu tun. Der Prozess damals gegen Beverly, Velucca und Kravchenskusz hat das ganz klar erwiesen. Ich hatte damit nichts zu tun. Absolut nichts.«
    Ich riss ihm eines seiner Geschäftsbücher unter den Händen weg und warf einen kurzen Blick hinein. Dann zog ich den Brief heraus, den wir in Veluccas Zimmer gefunden hatten.
    »Ihre Schrift, Morre. Wenn Sies abstreiten, werden unsere Graphologen uns das vor jedem Gericht einwandfrei als Sachverständige bestätigen. Na? Immer noch wütend?«
    Natürlich wurde er dadurch noch wütender und aufgeregter, als er ohnehin schon war.
    »Ich weiß nicht, was ihr von mir wollt. Ich bin ein ehrlicher Bürger, ein ehrlicher Bürger«, schrie er krebsrot im Gesicht.
    »Aber wer hat denn das bestritten?«, fragte ich scheinheilig. »Wir wollten Ihnen doch nur mal in aller Freundschaft ›Guten-Tag‹, sagen.«
    Ich knallte ihm das dicke Buch auf die Finger, die er gerade in die Schublade seines Schreibpultes schieben wollte.
    »Mach keine Dummheiten, du Spielzeugfigur«, fauchte ich ihn an. »Wenn du noch nie mit einem G-man angebunden hast, dann musst du Esel es ausgerechnet jetzt versuchen, wo wir gleich mit drei Mann da sind.«
    Er sank kreidebleich auf seinen Stuhl zurück. Aber die Hand ließ er jetzt von der Schublade weg. Ich war bereit, tausend zu eins zu wetten, dass er ein entsichertes Schießeisen in der Schublade liegen hatte.
    »Also Morre, wie wär’s«, fing ich wieder an. »Bei einem sofortigen Geständnis werden wir prima miteinander auskommen. Und die Richter zeigen sich in diesem Falle auch immer sehr nachsichtig.«
    »Ich habe nichts zu gesehen«, brüllte er außer sich und wich ängstlich vor mir zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen alten Kleiderschrank stieß. »Ich verlange, dass ihr mich jetzt in Ruhe lasst. Die Sache liegt zwei Jahre zurück und die Schuldigen sind verurteilt worden. Kein Mensch kann für die anderen haftbar gemacht werden.«
    »Du hast wohl vergessen, dass Velucca und Beverly umgebracht worden sind, he?«, flüsterte ich ihm zu, während ich ihn bei seinen Rockaufschlägen ganz dicht vor mich hinstellte. »Das ist ein Doppelmord, kapiert? Und kein Richter nimmt es uns übel, wenn wir bei so einer brandheißen Sache die Leute ein bisschen schärfer anfassen als gewöhnlich. Also, mach deinen Mund auf, du verkommender Kerl, hast du die beiden Briefe an-Velucca und Beverly geschrieben? Ja oder nein? Los, rede schon.«
    Scheinbar zufällig hob ich meine rechte Hand. Dass sie ziemlich dicht vor Morres Gesicht kam, war wirklich reiner

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