0025 - Das Geheimnis des Spiegels
aufzunehmen. Wieder ohne Erfolg. Da die Frau des Antiquitätenhändlers den Verstand verloren hatte, war sie sicherlich in eine Nervenklinik eingeliefert worden.
John erkundigte sich in allen Kliniken und Sanatorien nach Norma Barbazon. Doch ohne Erfolg. Er befragte den Polizeicomputer von Scotland Yard und bekam von diesem neue Adressen.
Es handelte sich hierbei um private Nervenheilanstalten. Wieder stellte er den Ärzten dieselbe Frage. Abermals bekam er überall abschlägigen Bescheid. Eine Patientin namens Norma Barbazon wurde nirgendwo behandelt.
John stand vor einem Rätsel. Ob der Spiegel damit zu tun hatte? Die Tage, die John auf diese Weise verlor, würden ihm vielleicht später fehlen. Für ihn stand inzwischen fest, daß Janus tatsächlich noch am Leben war.
Und wie es im Moment aussah, konnte niemand die Rückkehr des Dämons verhindern. Am allerwenigsten John. Solange er nicht mit Allan Barbazon gesprochen hatte, konnte er gegen Janus nicht die nötigen Schritte einleiten.
In diesen Tagen machte sich John bei seinen Freunden und Kollegen rar. Er hatte ein schwieriges Problem am Hals, und bevor das nicht gelöst war, konnte er seines Lebens nicht mehr froh sein.
Daß sich der gesuchte Spiegel bereits auf dem Weg nach Indien befand, ahnte John Sinclair zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Aber er würde es erfahren.
Später…
***
Sie hatten den Suez-Kanal passiert und verließen den Golf von Aden. Nun ging es mit Volldampf in den Indischen Ozean. Tony Ballard hatte gute Ohren, und so erfuhr er eines Tages von dem Spuk im Frachtraum.
Er unterhielt sich darüber mit Red Greene und Tommy Hodges. Die beiden waren ziemlich einsilbig. Sie wollten an ihr schreckliches Erlebnis nicht mehr erinnert werden.
»Hören Sie«, sagte Greene, die Brauen hatte er nachdenklich zusammengezogen. »Was immer man Ihnen erzählt hat, es ist erfunden. Tommy und ich waren schwer besoffen, als wir den Laderaum aufsuchten. Wir haben uns das vermutlich alles nur eingebildet.«
»Okay«, sagte Ballard ernst. »Und was habt ihr euch eingebildet?«
»Daß sich dort unten jemand aufhält, den man nicht sehen kann«, sagte Tommy Hodges. »Mir war, als hätte mir dieser Bursche mein Messer geklaut, um hinterher damit nach mir zu stechen. Jetzt bin ich nüchtern und weiß, daß so etwas unmöglich ist.«
»Unmöglich. Und trotzdem zittern Ihre Hände immer noch, wenn Sie sich bloß daran erinnern«, sagte Ballard.
»Meine Hände zittern immer«, behauptete Tommy. Er versteckte sie schnell hinter seinem Rücken. »Das kommt vom vielen Whisky, Sie verstehen?«
»Ich würde mich gern mal im Frachtraum umsehen«, sagte Tony.
Greene schüttelte mit geschürzter Unterlippe den Kopf. »Nichts zu machen, Sir. Unbefugten ist der Zutritt untersagt.«
Tony lächelte. »Ich bin davon überzeugt, der Kapitän wird in meinem Fall eine Ausnahme machen.«
»Darauf würde ich nicht bauen«, erwiderte Greene.
Tony ließ die beiden auf dem Achterdeck stehen und begab sich zum Kapitän auf die Brücke. Er bekam die Erlaubnis, die er haben wollte, und eilte daraufhin zum Frachtraum.
Er merkte sofort, daß hier drinnen irgend etwas nicht stimmte. Was Tommy Hodges erlebt hatte, konnte ein Geist ohne Mühe mittels Teleportation geschafft haben. Die Kraft des Bösen verfügte über unzählige Register, die sie mit Vergnügen zog, um die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen.
Tony Ballard durchmaß den Frachtraum mit festem Schritt. Auch diesmal ging das Licht fast schlagartig aus. Tony ging in Kampfstellung. Er rechnete damit, daß jetzt gleich etwas passieren würde.
Doch vorläufig blieb alles friedlich.
Er konnte nicht sehen, wie unsichtbare Hände ein Tau zu einer Schlinge banden. Dies geschah lautlos in der Dunkelheit zwischen den Containern. Sobald die Schlinge fertig war, schwebte sie aus dem schwarzen Schatten heraus.
Sie näherte sich dem Detektiv von hinten. Tony versuchte den verborgenen Spuk zu reizen, indem er mehrere Formeln der Weißen Magie sprach. Er befahl dem Unsichtbaren, sich zu zeigen. Worte aus der Kabbala sollten diesen Befehl kräftigen, doch Ballard hatte damit keinen Erfolg.
Der Unhold trat nicht in Erscheinung.
Er führte die Schlinge mit der Kraft seines bösen Willens immer näher an Ballard heran. Das Tau berührte nun schon beinahe Tonys Hinterkopf. Es schwebte gleich darauf waagrecht über dem Dämonenhasser.
Und in der nächsten Sekunde fiel es über Ballards Kopf. Der Detektiv reagierte sofort.
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