0025 - Das Geheimnis des Spiegels
hatte und außerdem mit Symbolen der Weißen Magie versehen war. Außerdem packte Sinclair magische Kreide und eine Gnostische Gemme ein.
Vor seiner Abreise besorgte sich John noch zwei Sonnenbrillen mit Spiegelgläsern – eine davon war als Reservebrille gedacht.
Es war tödlich, Janus anzusehen.
Mit den Spiegelgläsern hoffte John denselben Effekt zu erzielen, wie wenn er Janus erneut einen Spiegel vorhielt. Die ausgesandten Kräfte des Bösen würden von den kleinen Spiegeln zurückgeworfen werden. Damit rechnete John fest.
Eine halbe Stunde vor dem Abflug traf John Sinclair auf dem Airport ein. Und dann war er auf dem Weg nach Indien, um Janus den endgültigen Todesstoß zu versetzen…
***
Kalkutta liegt am linken Ufer des Hooghly, 130 Kilometer vom Golf von Bengalen entfernt, und hat etwa vier Millionen registrierte Einwohner. Infolge der zahllosen aus Ostpakistan eingewanderten Flüchtlinge und sonstigen Zuwanderer mag jedoch die wirkliche Einwohnerzahl sieben bis acht Millionen Menschen betragen. Damit ist Kalkutta die bei weitem größte Stadt Indiens.
Earl Baxters Haus stand am Stadtrand und glich einem Miniaturpalast.
Er hatte ihn zu einem günstigen Preis erworben. Während seiner Abwesenheit sah sein Diener Nadir hier nach dem rechten.
Nadir war ein zuverlässiger, schweigsamer Inder. Er trug einen kunstvoll geschlungenen Turban auf dem Kopf, hatte ein schmales Gesicht mit olivfarbener Haut und dunkle, wie Glaskugeln glänzende Augen.
Die rätselhafte Wahrnehmung, die der Kapitän in der Nähe von Ceylon gemacht haben wollte, wiederholte sich nicht. Tony Ballard war den ganzen Tag auf der Kommandobrücke geblieben und hatte gemeinsam mit dem Kapitän Ausschau gehalten, ohne etwas zu entdecken.
Dadurch hatte Tony ein paar Tage mehr Zeit, die er gemeinsam mit Earl Baxter verbringen wollte, wie es ihm angeboten worden war.
Nadir begrüßte seinen Herrn ergeben.
Baxter legte seine Hand auf Tonys Schulter und sagte zu Nadir: »Dies ist Tony Ballard, ein Freund. Er hat mir im Hafen von London das Leben gerettet.«
»Eine lobenswerte Tat, Sir«, sagte Nadir zu Tony.
»Mr. Ballard wird einige Tage unser Gast sein«, bemerkte Earl Baxter. »Sieh zu, daß es ihm an nichts fehlt.«
Der Diener nickte. »Ich werde Mr. Ballard den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen.«
Baxter zeigte Tony das Gästezimmer. Eine Stunde danach packte der Schriftsteller den Spiegel aus, den er in London gekauft hatte. Nadir spürte beim Anblick des Spiegels einen kurzen schmerzhaften Stich im Herz.
Er ächzte.
Baxter blickte ihn erstaunt an. »Ist dir nicht gut, Nadir?«
»Doch, doch. Es ist nichts, Sir. Nichts von Bedeutung.«
Janus hatte mit dem Diener Kontakt aufgenommen, ohne daß die anderen etwas davon bemerkten. Baxter wandte sich an Tony Ballard. Er hob den Spiegel hoch und fragte den Gast, wo er das schöne Stück aufhängen würde.
Sie suchten gemeinsam einen geeigneten Platz und fanden ihn in der Halle, gleich neben den beiden gekreuzten Samurai-Schwertern, die Baxter aus Tokio mitgebracht hatte, als er da einmal geschäftlich zu tun gehabt hatte. Es war damals um die japanischen Veröffentlichungsrechte für einen seiner Romane gegangen.
Nadir mußte einen Haken einschlagen.
Der Inder war von dem Spiegel fasziniert. Immer wieder blickte er zu ihm hin, und sein Mund wurde zu einem grausamen, harten Strich.
Earl Baxter machte aus dem Aufhängen des Spiegels eine kleine Zeremonie. Er erzählte seinem Diener die Geschichte, die ihm Allan Barbazon berichtet hatte, und die mit diesem alten Stück verknüpft sein sollte.
Dann wies er auf die beiden Samuraischwerter und sagte zu Ballard: »An diesen Schwertern soll tatsächlich Menschenblut kleben. Schaurig, wie?«
Nadir wischte sich nervös über die Augen.
Er brannte darauf, mit dem Spiegel allein zu sein. Es war wie eine Sucht, der er sich nicht mehr entziehen konnte. Ein gefährlicher Keim hatte sich in seiner Brust festgesetzt.
Ein Keim, der erschreckend schnell zu wachsen begann, und Nadir darauf vorbereitet, der geeignete Wirtskörper für Janus zu werden. Von ihm wollte der Dämon Besitz ergreifen.
In ihm wollte er schon bald wohnen und unerkannt das tun, wozu er aus den Dimensionen des Schreckens zur Erde hochgestiegen war. Dabei kam es ihm äußerst gelegen, mit Tony Ballard, dem Dämonenhasser, unter einem Dach zu wohnen.
Janus hatte längst den Entschluß gefaßt, Ballard zu töten. Und irgendwann, wenn er in diesem Land chaotische
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