0025 - Das Geheimnis des Spiegels
Das Feuer, das seine Augen aussandten, brannte sich in die Pupillen der Mönche.
Da sie ihn angesehen hatten, waren sie bereits verloren. Noch versuchten sie sich gegen den dämonischen Übergriff zur Wehr zu setzen. Doch Yahan wußte, daß die beiden Mönche schon unwiderruflich dem Dämon gehörten.
Was immer sie anstellen mochten, es würde nichts fruchten. Janus war stärker als sie. Dagegen kamen sie nicht an. Triumph funkelte in Yahans dämonischen Augen. Er hatte Janus’ Befehl befolgt…
***
Tony Ballard schob sich ein Lakritzbonbon zwischen die Zähne. Er hatte sich auf sein Zimmer begeben und stand nun schon eine ganze Weile am Fenster und blickte in die schwarze Nacht hinaus.
Was dieser Einbrecher gesagt hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf. Besaß Nadir, dieser harmlos wirkende Diener, tatsächlich zwei Gesichter? Wenn ja, dann war er ein Dämon, der sich verdammt gut verstellen konnte.
Tony ärgerte sich darüber, daß er es versäumt hatte, Nadir zu testen. Wenn der Diener wirklich über eine schwarze Seele verfügte, ließ sich das leicht mit dem magischen Ring feststellen.
Ballard brauchte den Mann damit bloß flüchtig zu berühren. Eine heftige Abwehrreaktion Nadirs würde ihn sofort verraten. Tony nahm sich vor, das Versäumte am nächsten Morgen nachzuholen.
Der Fußboden knarrte plötzlich vor Ballards Tür. Der Detektiv zuckte augenblicklich herum. In seinem Zimmer brannte kein Licht. Jeder Besucher mußte annehmen, er würde bereits wieder schlafen.
Wer schlich dort draußen herum? Der zweite Einbrecher? War er zurückgekommen? Für so mutig hielt Tony Ballard den Burschen nicht. Immerhin hatte der Kerl vor Nadir brüllend Reißaus genommen.
War der Diener etwa immer noch auf den Beinen und im Haus unterwegs? Tony huschte auf Zehenspitzen durch das Zimmer. Er stellte sich neben die Tür und wartete ab.
Etwas wischte leise über das Türblatt. Tony vermeinte das Atmen eines Menschen zu hören. Er wollte der Sache unverzüglich auf den Grund gehen, sich Gewißheit verschaffen.
Deshalb faßte er blitzschnell nach der Klinke und riß die Tür auf. Draußen sprang ein Mann zurück. Earl Baxter. Er faßte sich mit schreckgeweiteten Augen an die Brust und stöhnte: »Großer Gott, Ballard, haben Sie mich jetzt erschreckt.«
»Tut mir leid, aber wenn Sie sich wie ein Dieb durch das Haus schleichen…«
»Ich war schon im Bett, konnte aber kein Auge zutun. Ich holte mir aus dem Arzneikasten eine Schlaftablette. Und da ich an Ihrer Tür vorbei mußte, dachte ich, ich hör mal, ob Sie schon Ihre Ruhe gefunden haben. Mir steckt die Sache mit dem Einbruch immer noch tief in den Knochen.«
»Das ist ganz normal«, sagte Tony.
»Ihnen scheint es genauso zu gehen.«
»Ich brauche nicht sehr viel Schlaf.«
»Möchten Sie auch eine Tablette?«
»Danke, nein«, gab Tony Ballard zurück. »Ich bin ein Gegner von Pillen.«
»Ich normalerweise auch, aber wenn ich nicht schlafen kann, werde ich manchmal so wütend, daß ich mich schließlich doch dazu durchringe, eine zu schlucken.« Baxter lächelte verlegen. »Entschuldigen Sie die Störung.«
»Ich habe mich zu entschuldigen.«
»Wieso?«
»Weil ich Sie erschreckt habe.«
»Das war Ihr gutes Recht. Ich hatte nichts an Ihrer Tür zu suchen. Ich wußte nicht, daß Privatdetektive Ihres Kalibers nur mit einem Auge schlafen.«
Baxter begab sich in sein Zimmer, nachdem er Tony eine Gute Nacht gewünscht hatte. Tony kehrte ans Fenster zurück. Er hatte den süßen Lakritzgeschmack auf der Zunge, und darüber lag ein anderer, bitterer Geschmack, sobald er wieder an die Worte des Einbrechers dachte…
***
Haidar hatte in Earl Baxters Haus dieselbe gefährliche Infektion davongetragen wie Yahan. Auch er hatte Janus angesehen. Auch auf seinen Körper war dadurch der Keim des Bösen übergegangen.
Er saß im Polizeiwagen, als der Dämon in ihm zum Durchbruch kam. Zunächst folterten auch ihn jene gräßlichen Schmerzen. Doch schon sehr bald wuchs seine Kraft.
Er sah den Polizisten, der neben ihm im Wagenfond daß, von der Seite an. Wenn du wüßtest, was in nur vorgeht! dachte er. Du würdest vor Schreck aus dem fahrenden Wagen springen.
»Wasser!« stöhnte Haidar. »Ich habe schrecklichen Durst. Ich verbrenne. Meine Kehle… ein Feuer sitzt in ihr!«
»Mach kein Theater!« knurrte der Beamte neben Haidar mißmutig.
»Halten Sie bitte schnell an…«
»Du bist wohl nicht ganz bei Trost!«
»Dort vorne ist ein Brunnen. Nur ein paar Schlucke.
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