0025 - Das Geheimnis des Spiegels
unten, lief bis zum nächsten Zaun und überkletterte diesen. Jetzt drehte er den Januskopf um hundertachtzig Grad und ging ungehindert durch die Lower Circular Road seiner Wege.
Im Schatten der St. Faul Kathedral hielt er kurz an.
Janus hatte auf telepathischem Wege mit ihm Verbindung aufgenommen.
»Herr!« stieß Haidar aufgeregt hervor. »Es erfüllt mich mit großer Freude, daß du mich zu deinem Ebenbild gemacht hast.«
Janus gab Haidar seine Befehle, und Haidar versprach, zu gehorchen…
***
John Sinclair schlug verschlafen die Augen auf. Die Nacht war kurz und der Schlaf war mit Alpträumen gewürzt gewesen.
John duschte ausgiebig, aß reichlich im Frühstückszimmer des Hotels, setzte sich sodann in seinen De-Soto und fuhr zu Earl Baxters Haus. Den Weg dorthin hatte er sich vom Clerk beschreiben lassen.
Er fand das herrliche Gebäude auf Anhieb, fuhr die gewundene Zufahrt entlang und ließ die De-Soto-Limousine vor dem Haus des Schriftstellers ausrollen. Er stieg aus dem Fahrzeug, holte den Einsatzkoffer und begab sich mit diesem zum Eingang. Er klingelte.
Ein Mann mit olivfarbener Gesichtshaut und einem korrekt gewickelten Turban auf dem Kopf öffnete. Obwohl John sicher war, den Inder noch nie zuvor gesehen zu haben, glaubte er, daß der Mann Angst vor ihm hatte.
»Sie wünschen?« fragte der Diener den Geisterjäger mit gepreßter Stimme.
»Ist Mr. Baxter da?«
»In welcher Angelegenheit möchten Sie ihn sprechen?«
»Das sage ich ihm lieber persönlich. Mein Name ist John Sinclair.«
Nadir schien die Nervosität nur mit Mühe unterdrücken zu können. Sein Atem beschleunigte. Seine Augen glänzten wie im Fieber. Er bat John ins Haus. Der Geisterjäger hatte den Eindruck, der Diener würde dies nur höchst widerwillig tun.
John betrat die große Halle.
Nadir bat ihn, einen Moment zu warten und verschwand dann.
Augenblicke später öffnete sich die Tür, die Nadir hinter sich geschlossen hatte. Dann erlebte John Sinclair eine große Überraschung. Der Mann, der soeben erschienen war, war dem Geisterjäger bestens bekannt.
Das war Tony Ballard.
»He, Ballard!« rief John lachend aus. »Mensch, was machen Sie denn hier?«
»Sinclair!« gab Ballard grinsend zurück. »Dasselbe könnte ich Sie fragen.«
Die Männer kannten sich seit einigen Jahren. Der eine wußte vom andern, welchen Job er hatte. Beide wußten, daß sie gegen die Geister und Dämonen kämpften.
Jeder auf seine Art. Jeder in seinem eigenen Rahmen. Noch nie hatten sie sich den Abgesandten der Hölle gemeinsam gestellt. Sie waren beide sehr erfolgreich und deshalb die meistgehaßten Männer in den Dimensionen des Grauens.
Ballard kam auf John zu und drückte dem Geisterjäger erfreut die Hand. »In London kreuzen sich unsere Wege selten, deshalb freut es mich um so mehr, daß ich Ihnen hier begegne.«
John musterte Tony Ballard kurz. »Beruflich hier?«
Der Detektiv grinste. »Zum Glück nein. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Jetzt, wo Sie hier sind, wäre es mir geradezu ein Vergnügen…«
»Malen Sie den Teufel lieber nicht an die Wand«, sagte John ernst. Jetzt erst fiel ihm Earl Baxter auf, der hinter Ballard stand.
Tony übernahm es, die beiden Männer miteinander bekanntzumachen. »Mr. Baxter, das ist Oberinspektor John Sinclair von Scotland Yard. John, dies ist der Schriftsteller Earl Baxter, ein neuer Freund von mir. Er hat mich gebeten, ein paar Tage in seinem Haus zu wohnen, und ich konnte ihm diese Bitte einfach nicht abschlagen.«
Baxter blickte John erstaunt an. »Ein Oberinspektor von Scotland Yard? Wie darf ich Ihren Besuch verstehen?«
»Das will ich Ihnen gern erklären«, erwiderte John.
***
Bevor John den Grund seines Kommens erklären konnte, mußte Earl Baxter unbedingt noch loswerden, daß Tony Ballard ihm vor der Abfahrt das Leben gerettet hatte. »Das werde ich ihm nie vergessen«, sagte Baxter als Schlußsatz. »Ohne Ballard würde ich jetzt nicht vor Ihnen sitzen, Oberinspektor.«
John warf dem Detektiv einen kurzen Blick zu. »Mr. Ballard ist in gewisser Weise der Lebensretter vom Dienst.«
»Genau wie Sie, John«, sagte darauf Tony. Und zu Baxter: »Man nennt ihn den Geisterjäger. Er gehört einer Spezialabteilung von Scotland Yard an und befaßt sich ausschließlich mit Fällen, die ins Übersinnliche hineinspielen.«
Baxter staunte. »Sagen Sie bloß, ein solcher Fall führt Sie zu mir, Oberinspektor.«
»Leider ja, Mr. Baxter.«
»Sie machen mich verflixt
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