0025 - Wir störten das große Geschäft
sind Sie an der Reihe! Bereiten Sie sich darauf vor, daß wir in nächster Zeit Forderungen an Sie stellen werden, und entnehmen Sie der beiliegenden Zeitung, wie es Ihnen ergehen wird, wenn Sie diese Forderungen unbeachtet lassen.
Kein Datum, keine Unterschrift, kein besonderes Zeichen.
»Aufgegeben wurde die Sendung per Briefkasten in der Main Station«, bemerkte Mr. High. »Mrs. Thompson hat auch das Streifband mitgebracht.«
»Sie sind eine kluge Dame, Mrs. Thompson«, sagte ich und verbeugte mich.
Der Chef stand auf. »Ich werde Sie durch einen Beamten nach Hause begleiten lassen, Mrs. Thompson«, erklärte er. »Es wird sich ständig jemand von uns in der Nähe Ihres Hauses aufhalten, und wenn Sie das Haus verlassen, nehmen Sie unseren Beamten bitte mit. Sollten Sie in der nächsten Zeit New York verlassen wollen, so würden wir das begrüßen. Ich glaube, daß Sie außerhalb New Yorks auf jeden Fall außer Gefahr wären.«
Sie sah den Chef über ihre Brille an. »Halten Sie das Schreiben nicht wieder für einen Dummejungenstreich? Es hat sich doch auch damals nichts ereignet.«
Mr. High strich sich leicht über die Schläfen. »Ich glaube, wir tun besser daran, die Drohung diesmal etwas ernster zu nehmen, Mrs. Thompson.«
Die freundliche alte Dame stand mit überraschender Elastizität auf. »Vielen Dank für die offene Antwort. Leider kann ich New York nicht sofort verlassen, aber ich werde in etwa acht Tagen zu meiner Schwester nach Philadelphia reisen, um Sie der Sorge um meine Person zu entheben.«
»Vielen Dank, Mrs. Thompson«, antwortete der Chef. »Ich begleite Sie noch nach unten. Sie sollen sich unter unseren Leuten denjenigen aussuchen, der Ihnen gefällt.«
»Ich war mit dem vorigen Herrn recht zufrieden«, erklärte Mrs. Thompson ernsthaft. »Er konnte so angenehm aufregende Geschichten erzählen.«
Sie nickte uns zu und schritt durch die Tür, die ihr Phil mit einer Verbeugung öffnete.
Als Mr. High zurückkam, lächelte er nicht mehr.
»Was erfahren beim ›Messenger‹?« fragte er knapp.
Ich berichtete und hängte gleich meine Vermutungen über den Anrufer an.
»Scheint zu stimmen«, sagte Mr. High. »Mrs. Thompson beweist es. Die Gang sucht sich ihre Opfer gut aus. Mrs. Thompson ist eine Dame, die gut eine halbe Million Dollar besitzt. Das heißt, so hoch ist das Vermögen, das ihr Mr. Thompson hinterließ, aber sie hat das meiste davon in einen Stiftungsfonds gegeben, da sie keine Kinder hat. Immerhin dürfte sie noch freies Kapital von sechzig- oder siebzigtausend Dollar haben. Sie bewohnt das Haus der Familie in der Loadgate Avenue allein mit einer noch älteren Haushälterin, und die Verbrecher haben sich wahrscheinlich gedacht, daß eine so alte Dame am leichtesten ins Bockshorn zu jagen ist. Allerdings haben sie sich dabei im Charakter der Mrs. Thompson geirrt. — Na schön, das ist ein Fall.«
Das Telefon läutete. Mr. High meldete sich. Er hörte einen Augenblick lang zu, dann drückte er den Knopf der Lautsprecheranlage.
»… finde ich unter der Geschäftspost diese Zeitung mit einem Brief«, hörten wir eine aufgeregte, heisere und belegte Stimme. »Man bedroht mich. Ist das wahr, was die Zeitungen über Lloyd schreiben? Hören Sie, ich habe Lloyd gut gekannt.«
Mr. High verdeckte die Sprechmuschel, sah uns an und sagte: »Stanley Foodbaker, ein Lederhändler.«
Aus dem Lautsprecher tönte es unterdessen ständig weiter.
»Was raten Sie mir? Was werden Sie unternehmen? Sie müssen mir helfen, aber ich will keine Scherereien haben! Ich will eine Garantie, daß es mir nicht so geht wie Lloyd.«
Mr. High unterbrach den aufgeregten Mann.
»Ich schicke sofort einen meiner Leute zu Ihnen, Mr. Foodbaker. Sind Sie in Ihrem Büro? Geben Sie mir Ihre Adresse. Der Beamte ist in einer halben Stunde bei Ihnen. Er wird sich mit Ihnen unterhalten und danach seine Maßnahmen treffen. Seien Sie ganz unbesorgt, Mr. Foodbaker. Bis später also.«
Er legte auf und sah uns an. »Wer geht?« fragte er.
Mein Blick war während des Restes des Telefongesprächs auf die Zeitung gefallen, die Mrs. Thompson mitgebracht hatte und die noch gefaltet auf dem Tisch lag.
»Ich glaube, ich habe eine Idee, Chef«, sagte ich langsam. »Es ist zwar eine Heidenarbeit, aber wir müssen es versuchen. Es gibt ein paar Menschen in New York, die den Erpresser-Mörder oder wenigstens ein Mitglied seiner Bande gesehen haben. Wir müssen diese Leute finden.«
Phil verstand, was ich meinte. »Die Boys,
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