0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen
müssen.«
Unsere Besucher schienen nicht einmal überrascht zu sein. Wenigstens Blyth hatte mit dieser Maßnahme rechnen müssen, aber auch Towell fügte sich sofort.
»Sie werden jetzt gleich in ein Sanatorium nach Trenton gebracht und dort unter falschen Namen einquartiert, meine Herren!« fuhr Mr. High fort. »Wir wissen nicht, ob Myers vielleicht nicht doch irgendwelche Helfershelfer hat, und ich möchte kein Risiko eingehen. Näheres wird Ihnen der Beamte sagen, der den Krankenwagen fährt. Ihre Stelle hier nimmt dann Cotton ein, Mr. Blyth! Ich nehme an, daß Sie sich an unsere Verabredung gehalten und Ihrem Diener von der ganzen Sache nichts gesagt haben?«
»Kein Wort!« Henry Blyth musterte mich so interessiert wie einen vorsintflutlichen Edelvogel.
»Ausgezeichnet! Dann werden wir Ihren Diener durch einen ›Gasmann‹ mit einem Auftrag wegschicken, unterwegs abfangen und gleichfalls nach Trenton bringen.«
»Wenn sich Myers aber mit meinen Gewohnheiten und meiner Lebensweise beschäftigt hat, weiß er auch, daß ich einen Diener habe«, wandte Blyth ein.
»Natürlich weiß er das«, mischte sich Phil Decker in das Gespräch. »Und natürlich wird auch Ihr Faktotum zur Stelle sein, wenn Ihnen Mr. Myers seinen Besuch macht.«
»Das verstehe, wer will.« Der junge Mann zuckte etwas hilflos mit den Schultern. »Ich denke, Sie wollen ihn nach Trenton…?«
»Sie haben neuerdings zwei Diener, Mr. Blyth«, klärte ich den jungen Krösus auf. »Einen richtigen, und einen, der nicht ganz einwandfrei ist. Der nicht ganz echte Diener wird aber absolut echt wirken, verlassen Sie sich darauf. Er steht hier übrigens neben mir.«
Der Blick des jungen Mannes flog von mir zu Phil Decker, und diesmal musterte Blyth meinen alten Freund wie den besagten Vogel.
»Mr. Blyth sieht Ihnen durchaus nicht ähnlich«, sagte Raf Towell sachlich zu mir. »Ich kenne ja den Diener nicht, aber ich könnte…«
»Von einer Ähnlichkeit kann auch in diesem Fall keine Rede sein!« stellte Blyth verblüfft fest, doch Mr. High tat die Bedenken unserer Besucher mit einer lässigen Geste ab.
»Es gibt Maskenbildner, Gentlemen!« bemerkte er nüchtern.
***
8 Uhr 15
In Begleitung zweier Detektive waren Henry Blyth und Raf Towell gerade gegangen, als das Telefon auf dem Schreibtisch meines Chefs lossurrte. Mr. High hob ab und lauschte.
Sobald ich sah, wie rasch sich seine Miene veränderte, wußte ich, daß sich etwas Wichtiges ereignet hatte, das wahrscheinlich mit unserem Fall in irgendeinem Zusammenhang stand.
Auch Phil Decker, der jetzt mit sorgsam hochgezogenen Bügelfalten auf einem Stuhl saß, hatte das Mienenspiel im Gesicht unseres Chefs bemerkt, denn er warf mir einen schnellen und bedeutsamen Blick zu.
»Gut, sehr gut, Sergeant«, sagte Mr. High endlich. »Hören Sie zu, Buck. Wir nehmen jetzt erst mal den Portier hoch. Ich selbst fahre zur 112. Straße und sehe nach, ob die Boys Erfolg gehabt haben. Sie erreichen mich über die Streifenwagen im C I-Bezirk. Rufen Sie sofort wieder an, wenn sich was tut, Buck!«
Mr. High legte auf und fuhr wie ein Gummiball in die Höhe.
»Los, Jungens, Einsatz!« rief er. »Es hat sich gelohnt, daß wir nicht bloß die Leitung des Mädchens, sondern die des ganzen Hauses überwacht haben. Myers hat den Portier angerufen und sich nach dem Girl erkundigt. Der Kerl steckt also mit dem Irren unter einer Decke. Damit steht auch fest, daß Myers schon wieder in New York ist. Buck hat gleich feststellen lassen, woher der Anruf kam, und eine Überwachung durch die Streifenwagen angeordnet. Phil, Sie fahren mit mir zur 112. Straße. Jerry, Sie knöpfen sich den Portier vor.«
»Mit dem größten Vergnügen!« sagte ich kühl, und ein paar Augenblicke später hatte ich das Stadtbüro schon verlassen.
Während der Jaguar durch das morgendliche New York heulte, überlegte ich,. ob vielleicht auch Henry Blyth überwacht wurde. Ich kam zu dem Ergebnis, daß das wahrscheinlich nicht der Fall war.
Myers hatte es nicht nötig, Blyth beschatten zu lassen, denn wenn Bessy Murray etwas unternahm, wenn sie zum Beispiel die Stadt verließ, würde der junge Mann zweifellos bei ihr sein. Das wußte Myers ‘ ebensogut wie ich. Durch Bessy Murray kam er am schnellstens an Blyth heran. Ich glaubte übrigens nicht, daß der Kernphysiker wirklich beabsichtigte, mit sich selbst Schluß zu machen, solange er nicht jede Einzelheit seines gemeinen Plans in die Tat umgesetzt hatte. Deshalb war es für ihn so
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