Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

Titel: 0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir hetzten ihn für zwölf Millionen
Vom Netzwerk:
wichtig, Bessy Murray überwachen zu lassen.
    Daß das Mädchen die Polizei informieren würde, damit hatte er rechnen müssen. Aber da er das Girl schon vorher beschatten ließ, war für ihn die Möglichkeit ausgeschaltet, daß sie ihm irgendwie entwischte.
    Jetzt wußte ich genau, daß er schon vor seinem Abflug in New York die Nachricht bekommen hatte, daß wir hinter ihm her seien.
    An dem Haus, in dem Bessy Murray eine Zwei-Zimmer-Wohnung hatte, fuhr ich vorbei. Ich bog um die nächste Ecke, ließ den Jaguar noch ein paar Meter weit rollen und bremste. Den Revolver überprüfte ich gewohnheitsgemäß, bevor ich mich auf die Strümpfe machte.
    ***
    8 Uhr 35
    Es war wirklich ein Haus, wie es in meiner Stadt Abertausende gibt! New York ist voll von solchen Häusern mit zwölf oder vierzehn oder sechzehn und mehr Stockwerken, in denen einer den anderen nicht kennt und man sich höchstens mal im Lift begegnet und flüchtig zugrinst.
    Unsere Leute hatten es bestimmt nicht leicht gehabt, die vielen Anschlüsse laufend zu überwachen und die Gespräche abzuhören.
    Die Portiersbude lag gleich links, wenn man hereinkam. Von dem großen Fenster aus konnte man bequem die Vorhalle, die beiden Telefonzellen und die Lifts übersehen. Die Scheibe des Fensters war hochgeschoben.
    Wie gesagt: Häuser wie dieses gibt es in New York in rauhen Mengen. Deshalb kam mir auch das Innere gleich so bekannt vor. Und ebenso bekannt kam mir das Gesicht des Mannes vor, der in einer Art Uniform an einem Tisch hockte und interessiert ein Comic-Heft studierte. Er blickte nicht mal hoch, als er meine Schritte hörte.
    »Mister?« fragte er, und der kalte Zigarettenstummel zwischen seinen wulstigen Lippen wippte grüßend dreimal auf und ab.
    »Tag, Poggy!« sagte ich und langte in das Fenster hinein und nahm ihm den Comic-Schmöker aus der Hand. »Ich wünsche ’ne ganze Menge, alter Knabe! Zuerst gleich mal das Wichtigste: Seit wann spielst du denn Portier?«
    Poggy, ein guter alter Kunde von uns, starrte mich verbissen an. Er sah meine Miene, und er mochte darin irgend etwas viel deutlicher und plausibler lesen, als in seinem Bildstreifenheft. Seine Rechte fuhr hoch — zum Mund. Er schmiß die Kippe auf den Fußboden und kaute nervös auf seiner Unterlippe.
    »Ich warte ganz gtern noch ein Weilchen«, sagte ich. »Aber höchstens fünf Sekunden noch, Poggy!«
    »Ich weiß gar nicht, was Sie wollen, Mr. Cotton!« quetschte Poggy heraus. »Nee, wirklich, ich weiß nicht, was sie wollen!«
    »Ist auch nicht weiter wichtig, Poggy!« Ich jumpte mit einer Flanke durch das Fenster und setzte mich kollegial auf seinen Tisch. »Die Hauptsache ist ja auch, daß ich immer weiß, was ich will. Und das weiß ich immer verdammt genau, mein Junge! Du erinnerst dich doch noch, nicht wahr? Also los jetzt, spuck’s aus, Poggy! Seit wann genau spielst du hier Portier?«
    »Vier Tage jetzt!«
    »Well, das könnte stimmen«, gab ich zu. »Länger könnte es ja auch nicht sein, wo man dich doch erst vor ’ner reichlichen Woche wieder aus dem Knast entlassen hat.«
    Sehen Sie, mit Gangstern muß man in ihrem Slang reden, wenn man etwas erreichen will. Manche Detektive können das nicht. Phil Decker zum Beispiel bewegt sich weit lieber und besser in den Kreisen der oberen Zehntausend, womit ich nicht gesagt haben möchte, daß es zwischen der Creme' nicht auch etliche Gangster gäbe. Aber die Mobster mit Villa und Luxusjacht reden eine vornehme Sprache, die wieder Poggy ganz und gar nicht verstanden hätte.
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie von mir wollen«, beteuerte der Geldschrankknacker zum drittenmal. »Ich habe mir…«
    »Kenne ich, kenne ich«, unterbrach ich ihn schnell, weil ich tatsächlich weder Zeit noch Lust hatte, mir sein biederes Gewimmer anzuhören. »Du hast dich entschlossen, den Schneidbrenner und die anderen Spielsachen an den Nagel zu hängen und ein anständiger Mensch zu werden. So richtig anständig, wie? Mit hartem Job, viel Schweiß, solidem Daheim und ehrlicher Braut und so!«
    Poggy zog geräuschvoll die Nase hoch.
    »Vielleicht ist’s jetzt strafbar, Portier zu sein?« fragte er mürrisch.
    »Aber nein!« belehrte ich den Gauner salbungsvoll. »Nur gehört es noch nicht zu den Pflichten eines Portiers, irgendwelchen Leuten von draußen irgendwelche Auskunft über irgendwelche Leute im Haus zu geben, Poggy! Ich denke, du weißt, was ich meine?«
    Poggy, der eigentlich Nathanael Sidowa heißt, Poggy also verfärbte sich. Sein

Weitere Kostenlose Bücher