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0027 - Die Grotte der Gerippe

0027 - Die Grotte der Gerippe

Titel: 0027 - Die Grotte der Gerippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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zögerte einen Moment – dann setzte er sich in Bewegung und durchquerte langsam die Grotte. Niemand hinderte ihn.
    Er hatte das Gefühl, daß die Smaragdaugen des Götzen ihm folgten – aber er schaffte es unbehelligt, den Gang zu erreichen, durch den die Skelette verschwunden waren, denen der Dämon einen makabren Auftrag erteilt hatte.
    Wenn die Knochenmänner ein Opfer suchen wollten, mußten sie die Höhle verlassen.
    Also gab es einen Ausgang – und Bill Fleming war entschlossen, ihn zu finden, aus dem Schattenreich zu fliehen und zumindest den Versuch zu unternehmen, sich den scheußlichen Gerippen entgegenzustellen, ehe sie Unheil anrichten konnten.
    Nach ein paar Minuten hatte er sie eingeholt, folgte ihnen etwas langsamer. Schweigend, mit gespenstisch klappernden Schritten marschierten sie durch einen der unzähligen Tunnel. Zweimal bogen sie ab, Bill verlor völlig die Orientierung – und schließlich erreichten die Skelette den Fuß einer breiten, nach oben zu schmaler werdenden Treppe.
    Sie stiegen hinauf.
    Wieder folgte ihnen Bill – und schon auf halber Höhe konnte er ganz deutlich den kühlen Luftzug spüren.
    Nur noch wenige Yard ging es jenseits der Treppe weiter, dann endete der Tunnel in einem bogenförmigen Ausgang. Sterne glitzerten, der weiße Kalkstein schimmerte im Mondlicht. Die Skelette waren bereits draußen, ihre phosphoreszierenden Gestalten schimmerten unheimlich durch die Dunkelheit, und mit wenigen Schritten hatte auch Bill den Ausgang erreicht.
    Sein Herz hämmerte.
    Triumph erfüllte ihn, maßlose Erleichterung. Schon glaubte er sich frei, glaubte dem unheimlichen Schattenreich entronnen zu sein – da blieb er plötzlich stehen wie vom Blitz getroffen.
    Er konnte nicht weitergehen.
    Der Ausgang der Höhle lag dicht vor ihm – aber er war unerreichbar. Bill stöhnte auf. Etwas wie eine gläserne Wand hielt ihn zurück.
    Er rannte dagegen an, er versuchte alles, um den Bann zu brechen – aber im Grunde wußte er bereits, daß er nicht die geringste Chance hatte, es zu schaffen.
    Als er sich wieder umwandte und mit schleppenden Schritten den Weg zurückging, den er gekommen war, hatte sich zum erstenmal Hoffnungslosigkeit seiner bemächtigt…
    ***
    Wieder war es eine unerklärliche innere Unruhe, die Professor Zamorra weckte.
    Er brauchte einen Moment, um sich darüber klarzuwerden, daß er sich in Coalcomán de Jalisco befand, einem gottverlassenen Huichol-Dorf mitten in der Einsamkeit der Sierra Madre Occidental. Er lag auf einer einfachen Bettstatt aus geflochtenen Matten. Auf der anderen Seite des Zimmers konnte er die leiser Atemzüge von Christofero Uvalde und dem jungen Piloten Joaquin Sabinas hören. Nicole übernachtete im Nebenraum, und im ersten Moment glaubte Zamorra, daß sie vielleicht im Schlaf gesprochen habe oder aufgestanden sei.
    Nach ein paar Sekunden wurde ihm klar, daß draußen irgend etwas los sein mußte.
    Später konnte er nicht mehr genau sagen, ob er die Geräusche und die leisen, huschenden Schritte tatsächlich gehört oder lediglich geahnt hatte. Er wußte nur, daß ihn irgend etwas irritierte, daß er Gefahr spürte. Entschlossen richtete er sich auf, griff nach der Reisetasche und tastete in das schmale Geheimfach, das hinter einer der laschenverschnürten Außentaschen angebracht war.
    Das Amulett lag kühl in seiner Hand und glitzerte im Mondlicht.
    Er streifte sich die Kette über den Kopf. Rasch fuhr er in Jeans und Hemd, stand auf und ging zu dem kleinen Fenster mit dem Insektengitter hinüber.
    Die schmale, gepflasterte Dorfstraße lag wie unter einem Silberschleier. Groß und bleich hing der Mond am nachtdunklen Himmel, die weißen Adobehäuser leuchteten fahl. Alles wirkte still, friedlich, wie ausgestorben – und dennoch war der Professor sicher, daß irgend etwas nicht stimmte.
    Er kniff die Augen zusammen.
    So sehr er sich auch anstrengte – er konnte nichts Verdächtiges entdecken. Schon glaubte er, diesmal einer Täuschung seiner Nerven erlegen zu sein wollte sich abwenden – da sah er das seltsame phosphoreszierende Leuchten im Schatten des Durchgangs zwischen zwei Gebäuden.
    Er wartete.
    Das Amulett auf seiner Brust schien förmlich lebendig zu werden, zeigte deutlicher als alles andere, daß eine unbekannte Gefahr erstanden war. Zamorra starrte zur anderen Straßenseite hinüber, beobachtete, wie der grünliche Schimmer heller wurde – und im nächsten Moment hatte er ganz deutlich die Umrisse einer geisterhaften Gestalt

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