Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0027 - Die Grotte der Gerippe

0027 - Die Grotte der Gerippe

Titel: 0027 - Die Grotte der Gerippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
Vom Netzwerk:
vor sich.
    Ein Skelett!
    Nackte Knochen, ein grinsender Totenschädel, leere Augenhöhlen.
    Vorsichtig kam das Gerippe zwischen den Häusern hervor, spähte nach allen Seiten und huschte lautlos über die Straße.
    Zamorra wollte seinen Weg verfolgen – und wurde schon im nächsten Sekundenbruchteil abgelenkt.
    Weitere Skelette tauchten auf.
    Aus Seitengassen und Torbögen kamen sie hervor, aus dunklen Winkeln, Schuppen und Mauerecken. Ein gespenstisches grünes Leuchten ging von ihnen aus. Lautlos wie huschende Schatten bewegten sie sich über das Pflaster, verschwanden zwischen Gebäuden, tauchten wieder auf – und der Professor hatte das deutliche Gefühl, daß die Schreckensgestalten etwas suchten.
    Was immer es auch war – ganz sicher würde es Unheil über die Menschen dieses Dorfes bringen.
    Mit jeder Faser spürte Zamorra die Gefahr, die sich zusammenbraute. Ganz kurz spielte er mit dem Gedanken, Uvalde und den Piloten zu wecken, dann entschied er sich, es bleiben zu lassen. Bevor er Alarm schlug oder irgend etwas unternahm, wollte er nach Möglichkeit erst einmal feststellen, was überhaupt gespielt wurde.
    Leise verließ er den Raum, huschte durch den kurzen Flur und öffnete die Haustür.
    Geduckt blieb er stehen. Sein Blick suchte die leuchtenden Skelette, die sich auf der Straße bewegten. Inzwischen schienen sie gefunden zu haben, was sie suchten, wandten sich alle in die gleiche Richtung, als steuerten sie ein bestimmtes Ziel an, und Zamorra überlegte angestrengt, was das sein könne.
    Er verließ den Schatten des Hauseingangs.
    Vier, fünf Yard von ihm entfernt eilte das letzte der Gerippe dahin.
    Zamorra wollte ihm folgen – und in der gleichen Sekunde zerriß ein gellender Schrei die Stille.
    Der Professor fuhr zusammen.
    Er hatte eine Frauenstimme erkannt. Der Schrei war von rechts gekommen, aus einem der letzten Häuser an der holprigen Straße. Zamorra warf sich herum, begann zu rennen – und dabei vergaß er fast das Skelett, das sich immer noch vor ihm bewegte.
    Der Knochenmann schien die Schritte zu hören.
    Er kreiselte herum.
    Eine Sekunde lang starrten seine leeren Augenhöhlen zu Zamorra hinüber – und dann schnellte er sich mit einer Geschwindigkeit auf den Gegner zu, die sich nur durch die übernatürlichen Kräfte des Gerippes erklären ließ.
    Wie ein Pfeil flog es durch die Luft.
    Zamorra konnte nicht mehr ausweichen. Hart prallte der Knochenmann gegen ihn, er taumelte zurück, kam zu Fall – und das Gerippe warf sich mit einem teuflischen Gelächter auf ihn.
    Vergeblich versuchte er, die Schreckensgestalt mit einem Karateschlag abzuwehren. Der Knöcherne war schnell, zu schnell. Schon spürte Zamorra eiskalte Finger an seiner Kehle, schon wurde ihm die Luft knapp – und mit letzter Kraft hob er die Hände und riß sich ruckartig das Hemd über der Brust auf.
    Das Kichern des Skeletts schlug um in einen wahnwitzigen Wutschrei.
    Wie von einer Tarantel gestochen zuckte es zurück, als die Strahlung des Amuletts die bleichen Knochen traf. Fast augenblicklich erlosch der phosphoreszierende Schimmer. Schwankend taumelte das Gerippe hoch, und auch Zamorra kam keuchend auf die Beine.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung streifte er das Amulett ab.
    Der Knochenmann wich zurück, stieß jetzt angstvolle, wimmernde Laute aus. Zamorra schlang sich die Kette des Talismans so um die Hand, daß das silberne Amulett außen auf seiner geballten Faust lag. Wie von einer Bogensehne abgeschnellt sprang er vor, erreichte das Gerippe und schlug zu, ehe sein unheimlicher Gegner sich zur Flucht wenden konnte.
    Er traf den bleichen Kieferknochen mit mörderischer Wucht.
    Das Skelett heulte auf.
    Knirschend brachen seine Halswirbel, der Schädel wurde ihm von den Schultern gerissen, flog in hohem Bogen durch die Luft und knallte auf das Pflaster. Wie Glas zersprang er in tausend Splitter.
    Gleichzeitig begannen die Knochen des Rumpfes zu bröckeln.
    Rippen, Schulterblätter und Wirbelsäule lösten sich auf, mit einem dumpfen Ächzen fiel das Gerippe in sich zusammen. Nur noch ein Haufen vermodernder Knochen lag auf der Straße, und diese Überreste begannen, sich aufzulösen.
    Zamorra wartete nicht erst, bis der Knochenmann vollends zu Staub zerfallen war.
    Erneut warf er sich herum.
    Keuchend rannte er weiter die Straße hinauf, dorthin, wo er die Frau hatte um Hilfe rufen hören, und in der nächsten Sekunde schlug wieder der gräßliche Schrei an sein Ohr.
    Am Ende des Dorfs flog die Tür einer

Weitere Kostenlose Bücher