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0028 - Invasion der Monster

0028 - Invasion der Monster

Titel: 0028 - Invasion der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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ihr Blick von weither zurückzukehren – und zerfaserte sofort wieder.
    Immer wieder huschten die Lichtreflexe von dem pendelnden Amulett über ihr Gesicht, glitten über die bleiche Haut und die starren Augen, aber Philippa Conde schien das alles überhaupt nicht wahrzunehmen.
    »Jetzt«, flüsterte sie. »Jetzt! – Er hat es getan! Er hat das Entsetzliche getan! Unschuldiges Blut ist genossen! Die Schwarzen Riten des Namenlosen Buches! Es ist geschehen! Alles ist geschehen, wie es aufgezeichnet war. – Der Fluch ist erfüllt…«
    »Philippa!« Der Schweiß rann in Strömen über das Gesicht des Professors, mit verzweifelter Anstrengung bohrte er seinen Blick in die Augen des Mediums und suchte nach einem Zeichen von Leben in diesen starren, leeren Pupillen. »Komm zurück, Philippa! Ich befehle dir, zurückzukommen! Im Namen dieses Amuletts, das die Kraft des Guten in sich hat, befehle ich dir…«
    »Es kommt!« stöhnte Philippa. »Das Schreckliche kommt! Der Weg ist frei! – Ich sehe es! Wehe uns… Wehe dieser Welt! Jetzt! – Jetzt bricht die Schranke! – Jetzt – – – Jetzt …«
    Das Mädchen bäumte sich auf.
    Ein unheimlisches Rauschen erfüllte den Raum. Zwei, drei Sekunden lang schien Philippa steif wie ein Brett über dem Sofa zu schweben, dann fiel sie mit einem grellen, wahnwitzigen Schrei zurück.
    Für einen winzigen Moment war wieder Leben in ihrem Blick, füllten sich ihre Augen mit der zitternden, namenlosen Angst eines verlorenen Kindes, und mit dem nächsten Atemzug schien tief auf dem Grund ihrer Pupillenschächte etwas zu zerbrechen.
    Philippa Conde war tot.
    Und Zamorra wußte, daß in diesen Sekunden irgendwo in Manhattan etwas unvorstellbar Gräßliches seinen Anfang genommen hatte…
    ***
    Daniel Karz hielt den Atem an.
    Triumph leuchtete in seinen Augen. Vor ihm lag das tote Mädchen auf dem Altarstein, und von der Schatulle mit dem Buch schien ein geisterhaftes Leuchten auszugehen. Von irgendwoher kam ein scharfer Windzug und ließ die Kerzen verlöschen, doch es wurde nicht wirklich dunkel. Die Luft selbst schien sich mit einem phosphoreszierenden Schimmer zu füllen. Karz wußte, daß er sein Ziel erreicht hatte. Jetzt, innerhalb der nächsten Minuten, mußte das große Chaos beginnen. Immer noch hielt er den nadelscharfen Dolch in der Rechten. Von der breiten Klinge tropfte Blut auf den Boden.
    Karz starrte auf die dunklen, feucht schimmernden Flecken – und vor seinen Augen begannen sie sich von einer Sekunde zur anderen zu verwandeln.
    Sie breiteten sich aus, wurden größer.
    Auch aus dem Boden schien jetzt Blut hervorzuquellen, unaufhaltsam wie von einer unterirdischen Quelle gespeist. Dunkle Tropfen erschienen auf dem rauhen Stein, zerplatzten träge, flossen zu einer schillernden Lache zusammen. Im nächsten Moment änderte die unheimliche Flüssigkeit erneut ihre Gestalt, wurde zäher, schleimiger, wandelte sich eine rote gallertartige Masse, die am Boden wogte.
    Zuckend bewegten sich Schleimzungen über den Stein, spreizten sich zu Fingern, zogen sich wieder zurück in die unförmige, widerliche Gallertkugel. Mit angehaltenem Atem sah Daniel Karz zu, preßte die Zähne zusammen und beobachtete fasziniert die neuerliche Verwandlung.
    Zwei Augen erschienen.
    Augen, die in dem roten Schleim förmlich zu schwimmen schienen, die sich hin und her bewegten, auseinander- und wieder zusammenflossen. Sekundenlang richtete sich der kalte, unendlich böse Blick auf die hagere Gestalt des Magiers, dann tastete er zu dem Altar mit dem blutüberströmten Mädchen hinüber.
    Ein Zittern durchlief die seltsame blutrote Masse.
    Die Augen funkelten auf, schienen zu tanzen. Langsam, gleitend, wie ein ekliges Tier begann das seltsame Gebilde über den Boden zu kriechen, veränderte immer wieder seine Gestalt und schob sich schließlich mit leisen, schmatzenden Geräuschen an dem Altarstein nach oben.
    Wieder zerfaserte die Gallertmasse.
    Züngelnde Finger streckten sich aus, leckten das Blut auf, das an dem Stein heruntergelaufen war, näherten sich der leblosen Gestalt des Mädchens. Wie die Tentakel eines Polypen tasteten die schleimigen Auswüchse umher, glitten über den zerschundenen, mißhandelten Körper – und kaum, daß sie ihn berührt hatten, begann eine seltsame Verwandlung mit ihm vorzugehen. Das Mädchen regte sich.
    Ihr Kopf bewegte sich hin und her, die Augen wanderten. Wie unter einem unheimlichen Zwang setzte sie sich auf. Ihr nackter Körper war von Wunden bedeckt,

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