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0028 - Invasion der Monster

0028 - Invasion der Monster

Titel: 0028 - Invasion der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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plötzlich in der Luft, wie der Widerhall fernen Donners. Immer noch war es dunkel, ballte sich die Finsternis dicht und undurchdringlich wie schwarze Watte. Aber seltsamerweise konnte Karz die neue Schreckensgestalt, die vor seinen Augen erstand, trotzdem ganz deutlich sehen.
    Ein dunkles Gewand flatterte.
    Wie ein helles Oval erschien ein bleiches, durchscheinendes Gesicht von überirdischer Schönheit. Eine schwarze Haarflut umgab es, wehte und wogte, als werde sie von den Wellen eines unsichtbaren Meeres bewegt – und erst Sekunden später sah Daniel Karz erschauernd, daß diese Mähne nicht aus Haar bestand, sondern aus unzähligen schlanken, züngelnden Schlangenleibern.
    Die Schleiergewänder wallten bis zum Boden, verbargen Beine und Füße der Erscheinung. Sechs Arme wuchsen aus dem Körper hervor. Schlangenarme! Sie endeten in flachen häßlichen Vipernköpfen, ausdruckslose Reptilienaugen starrten umher, und die gespaltenen Zungen zuckten und tasteten in den gierig aufgerissenen Mäulern.
    Karz stand reglos, starr.
    Er hatte Mahira beschwören.
    Mahira, die Schlangengöttin, die Schreckliche…
    Langsam und gleitend kam sie auf ihn zu. Die Reptilienleiber krümmten sich, schienen zu tanzen. Wie Algen im Wasser wehten die schwarzen Schlangenhaare, und über das bleiche, schöne Gesicht glitt ein böses Lächeln.
    Mahiras Stimme klang kalt und metallisch wie eine Glocke, schien von allen Seiten gleichzeitig zu kommen.
    »Wehe dir, Sterblicher«, rief sie, und ein geisterhaftes Echo warf die Worte zurück. »Wehe! Wehe! Das Grauen, das du beschworen hast, wird über dich kommen. Dein Blut wird fließen, Frevler, und du wirst tausend und abertausend Tode sterben! Wehe dem, der sich anmaßt, sich zum Herrscher über die Dimensionen der Finsternis aufzuschwingen! Er ist verflucht! Verflucht…«
    Karz wich zurück.
    Sein Herz hämmerte, Entsetzen schüttelte ihn. Die Schlangenarme zuckten auf ihn zu, wollten ihn fassen, wollten zubeißen. Aber eine unsichtbare Aura schützte ihn, die Giftzähne konnten ihn nicht erreichen – und Mahira, die Schlangengöttin, wich mit einem wütenden Zischen zurück.
    »Hinweg!« schrie Daniel Karz. »Ich habe dich auf die Welt geholt, und du bist mir Untertan! Du und alle, die nach dir kommen. Hinweg! Geh in die Welt und tut, was ich befehle. Töte! Töte…«
    Und das Monster gehorchte.
    Wie ein schwarzer Schatten entfernte sich die Schlangengöttin zur Tür. Dunkel wehten die langen Schleiergewänder um ihren Körper, zuckend tasteten sich die Schlangenarme vorwärts, und Sekunden später war sie in der Nacht verschwunden.
    Daniel Karz’ Gesicht verzerrte sich in teuflischem Triumph.
    Er wußte, daß dies erst der Anfang war. Neue Dämonen würden kommen, Nacht für Nacht! Eine Springflut des Bösen würde sich in die Welt ergießen würde Manhattan überschwemmen, würde gleich einer Seuche weiter um sich greifen und jeden noch so entlegenen Winkel der Welt erreichen. Das Menschengeschlecht war dem Untergang geweiht, und die Erde gehörte wieder den Dämonen, die vor Jahrtausenden von ihr vertrieben worden waren.
    Und er, Daniel Karz, würde als allmächtige Gottheit über diese Welt des Bösen herrschen…
    ***
    Mark Rickett hatte mit einer einzigen flüssigen Bewegung den 38er gezogen und den Hahn gespannt.
    »Halt!« schrie er. »Die Waffe weg! Hände hoch und…«
    Genausogut hätte er zu einem Steinklotz sprechen können.
    Das Gesicht des Polizisten, den der rote Schleim berührt hatte, war zu einer mordgierigen Fratze verzerrt. Mit einem schrillen Wutgeheul riß er seine Waffe hoch. Drei, vier von seinen Kollegen griffen ebenfalls zu ihren Koppelhalftern. Noch zögerten sie, noch konnten und wollten sie nicht begreifen, daß sich der Uniformierte auf der anderen Straßenseite in eine Bestie verwandelt hatte. Aber Zamorra wußte, daß sie innerhalb der nächsten Sekunden abdrücken würden, daß ihnen gar nichts anderes übrigblieb – und daß dann möglicherweise ein Mensch starb, der keine Schuld an den gräßlichen Ereignissen trug und nur ein Opfer dämonischer Mächte war, genau wie die jungen Leute, von denen jetzt zwei nicht mehr lebten.
    Der Professor traf seine Entscheidung im Bruchteil einer Sekunde.
    »Nicht schießen!« schrie er – und gleichzeitig schnellte er vor und sprang mit einem mächtigen Satz in die Schußlinie.
    Er hielt das Amulett in der Rechten.
    Die Kette schlang sich um sein Gelenk, der Talisman pendelte. Das Metall schien von innen

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