Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0028 - Invasion der Monster

0028 - Invasion der Monster

Titel: 0028 - Invasion der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
Vom Netzwerk:
gehängt.
    Sein Gesicht war blaß und hart, und als er sprach, schien seine Stimme spröde wie brechender Stahl zu klingen.
    »Im Central Park wütet irgendein Tier«, stieß er hervor. »Eine Bestie! Ein Monster, das niemand genau beschreiben kann!« Und während er sich bereits hinter das Steuer seines Wagens klemmte: »Sie hatten recht, Professor. Der Himmel sei uns gnädig…«
    ***
    Die Bar an der Achten Avenue trug den Namen »Nirwana«.
    Sie hieß so, seit sie eröffnet worden war. Zuerst hatte sie als Treffpunkt für junge Leute gedient, die östlichen Heilslehren anhingen.
    Inzwischen war sie längst zum üblichen Striplokal geworden. Den Namen hatte sie auch unter ihrem neuen Besitzer behalten – und niemand ahnte, daß dieser Name noch in dieser Nacht einen unerwarteten, makabren Sinn bekommen würde.
    Der Hauptteil der Show war bereits gelaufen. Auf der Bühne entblätterte sich die rothaarige Arabella del Rios, die in Wirklichkeit June Carter hieß und brünett war. Mit gekonntem Schwung trennte sie sich von ihrem paillettenbesetzten BH und schleuderte ihn in den dunklen Bühnenhintergrund. Ihre vollen Brüste wippten, und die Combo spielte einen dumpfen Trommelwirbel, während Arabella alias June unter effektvollem Seufzen und Stöhnen damit begann, den knappen Slip nach unten zu rollen.
    Auf dem Höhepunkt des Trommelwirbels sprangen dicht vor der Tänzerin plötzlich ein paar winzige, zuckende Flämmchen am Boden auf.
    Arabella drehte sich um sich selbst, bog ihren Körper in lasziven Windungen. Die Flammen schienen die Bewegungen zu kopieren, drehten sich umeinander, wuchsen zu einer Feuersäule. Fast berührten sie die nackte Haut der Frau, und Arabella fuhr mit einem leisen Schreckensschrei zusammen.
    Richard Forrest, der im Kreis einiger Geschäftsfreunde in der vordersten Tischreihe saß, schnalzte anerkennend mit der Zunge.
    »Mal was Neues«, sagte er. »Wirklich gut gemacht, oder?«
    Seine Gäste – Manager einer Firma, die er als Kunden zu gewinnen hoffte – nickten zustimmend. Auch die anderen Zuschauer blickten gebannt auf die Bühne. Was sich dort tat, wirkte verblüffend echt, sehr faszinierend und jedenfalls entschieden besser als das, was das »Nirwana« bisher geboten hatte.
    Die Feuersäule tanzte, waberte.
    Wie Arme zuckten ein paar einzelne Flammen daraus hervor, schienen nach Arabella del Rios zu greifen und ihre nackte Haut zu streicheln. Die Gäste reckten die Hälse, sie erwarteten ein besonders gelungenes erotisches Spiel – aber die Reaktion der Tänzerin schien nicht recht in den Rahmen der Show zu passen.
    Gellend schrie das rothaarige Mädchen auf.
    Sie taumelte, warf sich herum, versuchte zu fliehen. Die Feuersäule folgte ihr. Nach zwei, drei Schritten hatten die Flammen das Mädchen eingeholt. Es stolperte, stürzte, und das seltsame tanzende Feuer schien sich förmlich auf sie zu werfen.
    Wieder schrie Arabella del Rios – und diesmal begriffen selbst die Angetrunkenen unter den Gästen, daß dieses schauerliche Gebrüll kein Theater sein konnte.
    Richard Forrest stieß seinen Stuhl zurück.
    Auch seine Geschäftsfreunde und ein Dutzend anderer Männer ringsum waren aufgesprungen. Im Hintergrund kreischten Frauenstimmen. Immer noch brüllte die Tänzerin auf der Bühne, stieß heisere, abgehackte Laute aus – und Richard Forrest sah mit entsetzt aufgerissenen Augen, wie der Körper des unglücklichen Mädchens unter gräßlichen Zuckungen allmählich verkohlte.
    Das Schreien verebbte.
    Reglos blieb die Tänzerin liegen, sie atmete nicht mehr. Blitzartig löste sich die Flammengestalt von ihr, zuckte hoch – und im gleichen Augenblick konnte Richard Forrest im dunklen Bühnenhintergrund die zweite Feuersäule erkennen.
    Sie schwebte an die Rampe.
    Eiskaltes Brennen schien von ihr auszustrahlen. Für Sekunden stand Richard Forrest wie gelähmt – und erst als das teuflische Gelächter in seinen Ohren gellte, begriff er ganz, daß dies kein Schauspiel und er kein unbeteiligter Zuschauer war, sondern genauso bedroht wie alle anderen.
    Bedrohter noch, genau genommen!
    Denn er saß – oder stand jetzt – an einem der vorderen Tische, direkt unter der Rampe, und wenn sich dieses unheimliche Feuerwesen von oben auf ihn stürzte…
    Genau das hatte es vor – Forrest begriff das in letzter Sekunde.
    Wie ein Blitzschlag traf ihn der Schrecken.
    Aufschreiend warf er sich herum, riß den Tisch um, wollte blindlings fliehen – und erst jetzt kam ihm zu Bewußtsein, daß

Weitere Kostenlose Bücher