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0028 - Invasion der Monster

0028 - Invasion der Monster

Titel: 0028 - Invasion der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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eine Gedanke hatte Platz in seinem fiebernden Hirn. Schmerzen schüttelten ihn. Lediglich sein Arm war taub und gefühllos, jetzt auch die rechte Körperhälfte. O’Mally taumelte, blickte an sich herab – und sah, daß überhaupt kein vollständiger Körper mehr da war.
    Ein wahnwitziger, sich überschlagender Schrei brach über seine Lippen.
    Beim nächsten Schritt löste sich das Bein unter ihm auf. Er stolperte, fiel, wälzte sich brüllend über den Teppich. Sein Unterleib verschwand, auch der linke Arm, die Brust, die Schultern. Eine Sekunde später rollte nur noch der Kopf mit dem weit aufgerissenen Mund und den im Wahnsinn verdrehten Augen gegen die Wand, und als die ersten Hotelgäste erschrocken die Türen aufrissen, war auch die letzte Haarspitze verschwunden.
    Erschrockene Menschen in Pyjamas und Bademänteln standen auf dem Flur, suchten, debattierten erregt, versicherten sich gegenseitig, daß sie das entsetzliche Geschrei tatsächlich gehört hatten. Aber sie konnten absolut nichts Verdächtiges entdecken, und da sich inzwischen fast alle Türen geöffnet hatten, fiel es nicht auf, daß auch die zum Zimmer von Daniel Karz offenstand.
    Von dem Hoteldieb Jim O’Mally blieb keine Spur zurück.
    Die Mächte der Finsternis hatten ihn verschlungen. Er wurde nie mehr gesehen…
    ***
    »Werden Sie heute abend ein Gespenst erscheinen lassen, Doktor?«
    Dr. Gordon Hallinger, Arzt und Parapsychologe, mußte lächeln über die eifrige Frage des Mädchens. Liz Bradlin war die Tochter eines Studienkollegen und nahm zum ersten Mal an einer Seance teil.
    Ihre blauen Augen leuchteten neugierig.
    Dr. Hallinger schüttelte den Kopf. »Nein, Liz, so einfach ist das nicht. Sehen Sie, mein Medium, Miß Conde, nimmt in Trance Verbindung mit der Geisterwelt auf und berichtet, was sie dort sieht und erlebt. Dadurch ist sozusagen eine Pforte geöffnet. Theoretisch kann nicht nur der Geist des Mediums diese Pforte benutzen, sondern es könnte umgekehrt auch ein Geschöpf jener anderen Welt zu uns kommen. Aber um das zu bewerkstelligen, braucht es einige Vorbereitungen.«
    »Fabelhaft! Werden Sie es versuchen, Doktor?«
    »Nicht heute abend. Es ist nicht ganz ungefährlich, Liz. Aber entschuldigen Sie mich bitte einen Moment – ich muß mich um Miß Conde kümmern.«
    Philippa Conde hatte eben das abgedunkelte Zimmer betreten. Sie war eine blasse, schöne junge Frau mit rabenschwarzem, glatt zurückgekämmtem Haar und klassischen Zügen. In ihren dunklen Augen spiegelten sich die Flammen der Kerzen, die auf dem runden Tisch standen. Mit einem flüchtigen Lächeln nickte sie den Gästen zu – außer Liz Bradlin zwei jüngere Parapsychologen, ein Millionär, der die Beschäftigung mit dem Übersinnlichen als Hobby betrieb, und ein neugieriger Reporter –, dann durchquerte sie schweigend den Raum und nahm auf einem der Stühle Platz.
    Dr. Hallinger beugte sich über sie, sah ihr prüfend in die Augen und fühlte ihren Puls. Er war auch Arzt, und er wußte, wie stark diese Sitzungen das Medium belasteten. Philippas Blick ging ins Leere – sie hatte schon abgeschaltet, sie war bereit, sich in Trance versetzen zu lassen. Gordon Hallinger nickte zufrieden, und mit einer Handbewegung forderte er auch die anderen zum Platznehmen auf.
    Sie setzten sich um den Tisch, legten in schweigender Übereinkunft die Hände so auf die polierte Holzplatte, daß sich ihrer aller Finger berührten. Philippas schmale weiße Hände bildeten das letzte Glied in der Kette. Dr. Hallinger saß ihr genau gegenüber. Sein markantes, noch jugendliches Gesicht unter dem grauen Haar wirkte hart und angespannt, und von seinen Augen schien in diesen Sekunden ein unsichtbarer Kraftstrom auszugehen.
    Philippa fiel sofort in Trance – eine lange Zusammenarbeit hatte es fertiggebracht, daß sie sich geistig vollkommen auf Gordon Hallinger einstellte. Ihre Lider senkten sich halb. Das Gesicht schien von innen heraus zu erstarren, zu einer weißen Marmormaske zu werden. Eine Sekunde lang verharrte Philippa in äußerster Konzentration, dann sanken ihre Schultern herab, mit einem tiefen Atemzug entspannte sich ihre Haltung, und die Augen öffneten sich weit und schienen in eine unvorstellbare Ferne zu blicken.
    Die Verbindung war hergestellt.
    Philippa sah.
    Und die magische Fühlung, die sie mit Dr. Hallinger und seinen Gästen hielt, würde die anderen befähigen, die geheimnisvollen Worte des Mediums in ihrer eigenen Sprache zu verstehen.
    »Was siehst du,

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