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0028 - Invasion der Monster

0028 - Invasion der Monster

Titel: 0028 - Invasion der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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haben. Warten Sie einen Moment, Nicole. Ich möchte kurz in die Bibliothek gehen.«
    Die junge Französin nickte nur, Zamorra spürte ihren nachdenklichen Blick, als er die Halle betrat und die Treppe zur Galerie hinaufstieg. Die Bibliothek lag im Westturm. Sie war nur durch den Wehrgang des ehemaligen Vorratshauses zu erreichen – doch längst hatten Fenster in den Schießscharten, Holzvertäfelungen auf dem Mauerwerk und dicke Teppiche den bedrohlichen Charakter der Verteidigungsanlage verändert, und auch in dem runden Zimmer mit den wandhohen Bücherregalen und den alten dunklen Ledersesseln herrschte Behaglichkeit.
    Zamorra nahm einen der kostbaren Bände aus dem Regal, der sich bei näherem Hinsehen als geschickt getarnte Kassette entpuppte.
    Behutsam, fast andächtig klappte er den Deckel auf.
    Einen Moment lang ruhte sein Blick auf dem silbernen Amulett, das sich hell und schimmernd von dem dunkelroten Samt abhob.
    Der Drudenfuß in der Mitte glänzte geheimnisvoll. Ein innerer Ring mit den zwölf Tierkreiszeichen umgab ihn, ein äußerer Ring mit fremdartigen Symbolen und Hieroglyphen, deren Bedeutung Zamorra trotz intensiven Forschens bisher nur zu einem kleinen Teil hatte enträtseln können. Das Amulett mußte aus uralter Zeit stammen. Leonardo de Montagne, einer von Zamorras Vorfahren, hatte es alten Chroniken zufolge von einem Kreuzzug aus dem heiligen Land mitgebracht, und eine der Hieroglyphen stellte zweifelsfrei das Zeichen des altägyptischen Totengottes Anubis dar. Inzwischen kannte Zamorra auch die Legende, die den silbernen Talisman als Amulett des Merlin bezeichnete, die davon sprach, daß die letzten Hüter des heiligen Grals es getragen hätten. Das Geheimnis seiner Herkunft würde sich wohl nie bis ins letzte klären lassen, und selbst seine verschiedenen Eigenschaften und Wirkungsweisen waren Zamorra zum Teil noch ein Rätsel.
    Er steckte die Hand aus, berührte das kühle Metall – und in der gleichen Sekunde begriff er, daß irgend etwas anders war als sonst.
    Das Amulett strahlte auf, schien von innen heraus zu glühen.
    Eine eigentümliche Kraft drang in Zamorra ein, flutete durch seine Adern und lähmte seine Gedanken. Er starrte das Amulett an. Die Umgebung verschwamm, nur noch das Strahlen des Silbers existierte. Mit einem letzten Aufbäumen seines messerscharfen Verstandes erkannte Zamorra, daß irgendeine fremde Macht ihn in eine tiefe Trance zog, aber es war schon zu spät, sich dagegen zu wehren.
    Château Montagne versank.
    Zamorra blieb reglos stehen, mit weit geöffneten Augen, und hatte das Gefühl, in eine andere Welt zu tauchen…
    ***
    Philippa Conde kauerte auf der Kante des Sessels. Das Haar, sonst straff im Nacken zusammengefaßt, floß wie ein dunkler Vlies um ihre Schultern. Die schmalen Hände preßten sich gegeneinander, und auf dem schönen, blassen Gesicht lag ein Ausdruck schmerzhafter Konzentration.
    »Ich kann mich einfach nicht erinnern«, sagte sie langsam. »Sonst bleiben mir die meisten Einzelheiten im Gedächtnis, wenn auch verschwommen und undeutlich. Aber diesmal – einfach nichts, Leere.«
    Dr. Hallinger stand am Fenster seines Arbeitszimmers. Er blickte hinaus und betrachtete die blühenden Bäume im Central Park, ohne sie wirklich zu sehen.
    »Du hattest die Dimension der Toten verlassen und befandest dich in der Dimension des Feuers«, sagte er langsam. »Du sprachest von Gorro, dem schlangenköpfigen Dämon, danach glaubtest du dich im Reich Satanos’ und der gefallenen Engel, aber die Informationen blieben ziemlich vage. Du warst sehr weit fort, Philippa. Irgend jemand muß in unserer unmittelbaren Umgebung zur gleichen Zeit einen ganz ähnlichen Versuch unternommen haben. Einen wahnsinnigen Versuch! Du sagtest, er wolle die Grenze zu den äußeren Dimensionen durchbrechen.«
    Philippa biß sich auf die Lippen. Ihr schmales, schönes Gesicht war noch blasser als sonst.
    »Aber das ist schrecklich«, sagte sie tonlos. »Niemand darf in die äußeren Dimensionen vordringen. Wenn die Schranke zerbricht…«
    Sie verstummte abrupt und zog die schmalen Schultern hoch, als friere sie.
    »Wenn die Schranke zerbricht, wird die Welt von einer Invasion des Schreckens heimgesucht werden«, vollendete Hallinger. »Die Ungeheuer, die in die Dimension der Finsternis und des Wahnsinns verbannt sind, lassen sich nicht mit den Mitteln beherrschen, die uns gegen andere Geister und Dämonen zur Verfügung stehen. Wer immer versucht, die Pforten zu öffnen – er

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