0028 - Invasion der Monster
Philippa?« fragte Dr. Hallinger ruhig.
Das Medium neigte den Kopf, als lausche es.
Ein paar Sekunden vergingen. Auf Philippas Stirn erschien eine steile Falte.
»Seltsam«, murmelte sie. »Ich sehe… sehe den Geist eines Toten. Aber er will nicht reden, weicht zurück. Unruhe ist in der Dimension der toten Seelen. Da … da …«
Gordon Hallinger beugte sich vor. Etwas war anders als sonst, das spürte er. Sein Blick hing an dem bleichen, schönen Gesicht des Mediums.
»Was siehst du, Philippa?« fragte er drängend.
»Nichts… nichts … Sie weichen zurück – Furcht herrscht. – Jetzt! Jetzt höre ich! Ich höre die Stimme Gorros, des schlangenköpfigen Dämons …«
Dr. Hallinger richtete sich steil auf. Seine Augen flackerten.
»Philippa! Wo bist du, Philippa? Wo?«
»Wo ich nie vorher war!« Die Stimme des Mediums wurde leiser, dunkler, bekam eine seltsame Monotonie. »Jenseits des Totenreiches beginnt die Dimension des Feuers. Da ist keine Grenze. – Ich fliege, bin frei… Was ist das? Das Reich Satanos’, das Reich der gefallenen Engel? Ich wandere weiter, weiter … Dunkelheit herrscht in der äu- ßeren Dimension und …«
Dr. Hallinger war weiß wie ein Blatt Papier.
»Philippa!« Er schrie fast. »Komm zurück, Philippa! Geh nicht weiter! Du weißt, daß du nicht in die äußere Dimension vordringen darfst, du…«
»Da ist ein Weg!« Anstrengung ließ das Gesicht des Mediums zucken, glitzernde Schweißperlen rannen über ihre Haut. »Ich sehe eine Pforte! Jemand versucht, sie aufzubrechen. Noch sind die Mauern unversehrt, aber ich spüre Ströme, die dagegenfluten. Jemand versucht, einen Weg zu finden in die Dimension der Finsternis und des Wahnsinns. Schrecken wird über uns kommen, unvorstellbarer Schrecken…«
Ihre Stimme erstarb. Schwer und keuchend ging ihr Atem, ihre Muskeln verkrampften sich. Dr. Hallinger beugte sich weit vor, und mit verzweifelter Konzentration versuchte er, seine ganze geistige Kraft einzusetzen.
»Wer ist es?« fragte er. »Wer macht diesen entsetzlichen Versuch? Du mußt ihn finden! Geh nicht weiter, Philippa, verfolge die Spur zurück!«
»Ich kann nicht. Nein…«
»Du mußt! Du mußt, Philippa! Versuche es!«
Sie stöhnte. Wie unter Qualen warf sie den Kopf hin und her. »Ich kann nicht. Er ist zu stark. Ich kann nicht, kann nicht…«
Auch Hallinger keuchte jetzt. Die anderen saßen stumm, wie erstarrt. Die magische Berührung ihrer Finger ließ sie die Erregung spüren, als seien sie an einen Stromkreis angeschlossen, ließ sie erschauern unter den brennenden Kraftströmen, die zwischen dem Wissenschaftler und seinem Medium hin und her fluteten. Jede Sehne unter Gordon Hallingers Haut trat vor Anspannung hervor, und die Umgebung schien um ihn zu versinken.
»Philippa!« flüsterte er. »Versuch es! Ein einziges Mal! Du mußt den Ausgangspunkt der Strömung finden! Du mußt!«
Scharf sog sie die Luft ein.
Ihre Lider zuckten, die dunklen Augen waren weit aufgerissen. Sie zitterte am ganzen Leib, ihr Körper krümmte sich wie unter einem Krampf, und die entsetzliche Anstrengung übertrug sich mit gleicher Heftigkeit auf die anderen.
Liz Bradlin war es, die die Nerven verlor.
Sie ertrug es nicht länger.
Mit einem erstickten Schrei riß sie ihre Hände zurück, schlug sie vor das Gesicht und brach in heftiges, hysterisches Schluchzen aus.
Der magische Kreis hatte sich aufgelöst.
Schlaff und kraftlos wie eine Stoffpuppe sank Philippa Conde in sich zusammen. Ihr Kopf pendelte. Dr. Hallinger kauerte mit geschlossenen Augen auf seinem Stuhl, erschöpft bis ins Mark, und er brauchte ein paar Sekunden, ehe er die Kraft fand, auch nur die Lider zu heben.
Sein Blick wirkte leer.
»Johnson«, murmelte er. »Würden Sie Miß Bradlin ein paar Beruhigungstabletten geben und Miß Conde in ihr Zimmer bringen? Ich bin – etwas unwohl…«
Glen Johnson, einer der jungen Parapsychologen, holte tief Luft und biß sich auf die Lippen. Er war verwirrt, geschockt, und er glaubte immer noch, diese entsetzliche Spannung zu spüren.
»Was ist geschehen, Doktor?« fragte er tonlos.
Hallinger rieb sich mit dem Handrücken über die Augen – eine Geste unendlicher Müdigkeit.
»Ich weiß es nicht«, sagte er leise. »Ich weiß nur, daß der Welt Entsetzliches bevorsteht. Wenn wir es nicht verhindern…«
***
»Telegramm aus New York?« fragte Nicole Duval.
Professor Zamorra nickte. Einen Moment lang ruhte sein Blick wohlgefällig auf der schlanken Gestalt
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