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0028 - Invasion der Monster

0028 - Invasion der Monster

Titel: 0028 - Invasion der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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seiner Sekretärin. Nicole trug ein leichtes, weit schwingendes Frühlingskleid – farbige Blüten auf blaßgrünem Grund. Goldene Funken tanzten in ihren dunklen Augen, in ihrem kurzen Lockenschopf leuchteten die eingefärbten blonden Strähnen wie winzige Glanzlichter. Nicole wirkte frisch und jung wie der Frühling selbst, und sie war der personifizierte Gegensatz zu den düsteren Mauern von Château Montagne, in dessen Innenhof sie stand.
    »Von Bill«, sagte sie im Ton einer Feststellung. »Er langweilt sich, und er braucht unsere Gesellschaft.«
    Zamorra lächelte.
    Für seine unternehmungslustige, vor Temperament sprühende Sekretärin war das Schloß im Loiretal nicht ganz die richtige Umgebung – von Zeit zu Zeit drängte es sie zu Abstechern in die großen Städte. Paris war der gebürtigen Französin am liebsten, aber wenn es nicht anders ging, gab sie sich auch mit New York zufrieden. Dort hatte sie sich seinerzeit um die freie Stelle bei Professor Zamorra beworben, der damals noch einen Lehrstuhl für Psychologie an der Columbia-Universität innehatte und seine parapsychologischen Forschungen lediglich in der Theorie betrieb. Das war inzwischen anders geworden. Von seinem Onkel hatte Zamorra das Schloß an der Loire geerbt, mitsamt seinem dunklen, jetzt enträtselten Geheimnis – und mitsamt jenem Amulett aus uralter Zeit, das ihm Macht über die Kräfte der Finsternis verlieh und damit zugleich eine Verpflichtung auferlegte. Die ruhige Abgeschiedenheit von Château Montagne war ihm zur Heimat geworden, zur Stätte der Erholung von dem gefährlichen, bedingungslosen Kampf, den er führte – doch auch er stürzte sich ab und zu ganz gern ins Getriebe, um an Kongressen teilzunehmen, mit Wissenschaftler-Kollegen zu diskutieren und die Kontakte mit alten Bekannten zu pflegen.
    Auch er glaubte, daß das Telegramm aus New York von seinem Freund Bill Fleming stamme.
    Während er durch den Schloßhof auf die Tür des Hauptgebäudes zuging, riß er den Umschlag auf, überflog die wenigen Worte – und kniff die Augen zusammen.
    Das Telegramm war nicht von Bill Fleming.
    Dr. Hallinger war der Absender – Gordon Hallinger, Doktor der Medizin, Psychiater, Parapsychologe, Dozent der St. Johns Universität. Zamorra kannte ihn als seriösen und äußerst zuverlässigen Wissenschaftler. Sie hatten einmal mehrere Monate lang an einem gemeinsamen Projekt gearbeitet – einer Studie über Zusammenhänge zwischen medialen Fähigkeiten und körperlicher Konstitution – und standen seitdem in loser Verbindung.
    Das Telegramm klang dringend:
    »Kommen Sie bitte sofort nach New York. Ich brauche Ihre Hilfe in einer Angelegenheit von großer Wichtigkeit. Fliegen Sie noch heute! Jeder Aufschub könnte verhängnisvoll sein.«
    Und als Unterschrift: »Gordon Hallinger«.
    Zamorras Brauen zogen sich zusammen. Er war so abrupt stehengeblieben, daß Nicole fast gegen ihn prallte. Sie warf ihm einen besorgten Blick zu.
    »Ist Bill etwas passiert?« wollte sie wissen.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Das Telegramm stammt nicht von Bill. Aber ich glaube, wir müssen trotzdem nach New York fliegen. Erinnern Sie sich an Dr. Hallinger?«
    »Meinen Sie diesen fabelhaft aussehenden Psychiater, der Seancen hält und Geister beschwört?«
    »Er beschwört keine Geister. Gordon Hallinger ist ein verantwortungsbewußter Wissenschaftler, der die Gefahren solcher Manipulationen zu gut kennt, um sie zu publikumswirksamen Spielereien zu machen. Was man von manchen seiner Kollegen nicht behaupten kann.«
    »Aber er arbeitet vor Publikum mit einem Medium«, beharrte Nicole. »Ich habe damals in der Zeitung davon gelesen.«
    »Das ist etwas anderes.« Zamorras Stimme klang abwesend, doch er bemühte sich trotzdem, die Zusammenhänge zu erklären. »Ein Medium stellt die Verbindung zur Welt des Übersinnlichen her, aber seine geistige Kraft allein würde wenig bewirken, weil sie nur einen winzigen Teil des Vorhandenen erfassen könnte. Um zu interessanten Ergebnissen zu kommen, bedarf es der schlummernden, normalerweise brachliegenden Kräfte mehrerer Menschen, die das Medium in sich aufnimmt.«
    Nicole schürzte die Lippen. Sie hatte sich inzwischen durch Erfahrung davon überzeugen lassen, daß jene andere Welt des Übersinnlichen tatsächlich existierte, aber gewissen Praktiken begegnete sie immer noch mit Skepsis.
    »Und warum hat Dr. Hallinger telegrafiert?« wollte sie wissen.
    »Er sagt es nicht genau. Auf jeden Fall scheint er Probleme zu

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