0028 - Wir - in den Katakomben von Paris
Organisation zu zerschmettern. Sie gelten als gleichberechtigt in ihrem Kreis, als harmlose junge Amerikaner mit Geld. Nutzen Sie das aus.«
Ich rieb mir die Stirn. »Es ist nicht einfach, Nachforschungen anzustellen, ohne aufzufallen«, sagte ich.
Landwehr zögerte. »Ich habe einen Vorschlag«, antwortete er langsam, »aber ich weiß nicht, ob er Ihnen gefällt. John F. Starp schloß mit Teddy Doon eine Wette ab, daß Doon den geheimnisvollen Besitzer des Motorbootes ›Y‹ entdecken würde. Wenn Sie sich entschließen könnten, diese Wette zu erneuern, dann wären Sie mit Ihrem Interesse für abseitige Dinge gegenüber den fünf Männern gedeckt.«
Ich stieß einen Pfiff aus. »Ausgezeichneter Gedanke!« rief ich.
Der deutsche Kommissar sah mich etwas überrascht an.
»Aber Teddy Doon starb bei dem Bemühen, diese Wette zu gewinnen! Belastet Sie das nicht?«
Jetzt war es an uns zu lächeln.
»Glauben Sie, wir hätten Angst, Mr. Landwehr?« fragte Phil.
Er wehrte mit einer Handbewegung ab. »Nein, das wollte ich Ihnen nicht unterstellen. Sie haben heute schon eine Menge Draufgängertum bewiesen. Fast ein wenig zuviel.«
Mir fiel Allan Thompson ein.
»In diesem Zusammenhang«, sagte ich. »Ist schon etwas bei den Untersuchungen von Allan Thompsons Tod herausgekommen?«
»Nach den letzten Berichten nicht«, antwortete Landwehr. »Interpol schickte eine Beamten in der Uniform eines städtischen Gasmannes hin, der in allen Häusern die Leitungen überprüfte und dabei Thompson fand. Man hat den italienischen Maler vernommen, der mit dem algerischen Studenten, dessen Bruder ein Mitglied von Al Ej odems Bande sein soll, zu Thompson kommen wollte. Er sagte uns, daß der Student nicht erschienen und daher auch er nicht zu Allan gegangen sei. Er konnte uns den Namen des Studenten nennen, aber es ist nicht gelungen, ihn zu finden. Er scheint vom Pariser Boden verschwunden zu sein. Ich vermute, daß seine Verwandten im fünften Bezirk dafür gesorgt haben, daß er verschwand. Diese Fährte ist verschüttet, und ich fürchte, wir werden nie erfahren, welchen vielleicht winzigen Fehler Thompson machte, daß er ihn gleich mit dem Tode bezahlen mußte.«
Der Kommissar sah nach der Uhr. »Ich denke, das wäre alles. Wir werden uns sicherlich noch öfter sehen. Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich jetzt schlafen. Ich habe noch nie irgendwo so wenig Schlaf gehabt wie hier in Paris.«
Wir zahlten. Landwehr verabschiedete sich von uns und ging als erster. Wir warteten noch eine gute Viertelstunde. Dann machten auch wir uns auf den Weg.
Im Port de Plaisir war es bereits sehr still, nur von einer Jacht auf der anderen Seite drang noch leise Jazzmusik über die Seine.
Wir schritten über das hallende Pflaster des Quias zu unserer ›Gundula‹. Als wir nahe genug heran waren, stutzten wir. Hinter unserem Boot, mit dem scharf geschnittenen Bug praktisch unser Heck berührend, lag die ›Y‹, als wäre sie nie von ihrem Platz fort gewesen.
***
Wir brauchten zwei Tage, um den richtigen Moment zu finden, in dem wir unseren Vorschlag, die Wette des unglücklichen Teddy Doon wieder aufleben zu lassen, anbringen konnten. Wir besuchten Starp zu einem Drink, trafen Zakolkow in einem Café auf dem Boulevard Hausman, und schließlich lud uns Bower zu einer Seine-Fahrt auf seiner ›Waves‹ ein, um uns zu zeigen, was für ein prächtiges Schiff sein Kahn wäre.
Es war ein prächtiger Kahn, ohne Zweifel, und Bower hatte eine Mannschaft von fünf wetterharten, erstaunlich schweigsamen englischen Sailors. Es ergab sich, daß Bower, während wir drei am Bug standen und in das aufschäumende Wasser starrten, bemerkte: »Scheußliche Brühe, das Wasser der Seine. Möchte nicht um alles in der Welt darin ertrinken. Lobe mir dagegen den Ozean. Armer Kerl, der Teddy Doon.«
»Scheint es eben nicht richtig angefangen zu haben, seine Wette zu gewinnen«, bemerkte ich mit Absicht kaltschnäuzig.
Die harten, hellen Augen des Engländers sahen mich aufmerksam an.
»Trauen Sie sich eine größere Geschicklichkeit zu, Cotton?« fragte er.
»Klar«, antwortete ich. »Halten Sie die Wette, dann verpflichte ich mich, das Geheimnis um die ›Y‹ zu klären, ohne dabei per Zufall zu ertrinken.«
Das Eis in Bowers Augen brach. Er schlug sich auf die Schenkel.
»Das machen wir, aber wir machen es öffentlich. Bin doch gespannt, was für ein Gesicht Starp schneidet, wenn die verhängnisvolle Wette neu ausgeboten wird, und ob er wohl den
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