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0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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großen Schritt weiterbringt.«
    »Ist die ›Fratze‹ ein berühmter Mann?«
    »Ein sehr berühmter Mann«, sagte Allan mit einem Lachen. »Es steht nur nicht fest, ob es ihn überhaupt gibt. Paris ist ein Boden, der immer wieder mal die Gestalt eines Ungeheuers hervorbringt. Sie kennen den Glöckner von Notre Dame oder das berühmte Phantom der Oper. Entstellte Menschen, von der Natur grausam bestraft und diese Grausamkeit an ihre Mitmenschen weitergebend, entweder abnorm stark wie der Glöckner oder abnorm intelligent wie das Phantom der Oper. Die ›Fratze‹ ist die moderne Ausgabe einer solchen Schreckgestalt, und er hat die Ehre, daß sich bisher ein Kranz von Legenden um ihn gewoben hat. Er gilt als Führer einer Bande von Algeriern, die im fünften Bezirk zu Hause ist. Man hält ihn für den Initiator einer Anzahl von unaufgeklärten Verbrechen. Sein Gesicht soll so scheußlich sein, daß der Anblick einem das Blut in den Adern erstarren läßt.«
    »Und Sie glauben, daß Al Ejodem dieser Mann ist beziehungsweise Sie glauben, daß die ›Fratze‹ zum inneren Kreis des Zentrums gehört, das wir suchen?«
    »Es steht fest, daß sich der Rauschgiftring für seine Unternehmungen im Mittelmeerraum hauptsächlich Algerier bedient. Auch die Verbrechen in Paris, die in Zusammenhang mit dem Rauschgiftring gebracht werden, sind in mehreren Fällen von Algeriern ausgeführt worden.«
    »Und wenn Al Ejodem der Führer der Bande ist, die im Dienste der Rauschgiftzentrale steht, dann — so meinen Sie — müßte Al Ejodem Mitglieder des inneren Ringes kennen?«
    »Genau, und ich hoffe, morgen nacht den entscheidenden Schritt vorwärtszukommen. Der italienische Maler hat mir versprochen, morgen nacht zu einem Budenzauber den algerischen Studenten zu bewegen, daß der seinen Bruder mitbringt. Ich habe den Burschen ne ganze Menge versprochen, auf das sie gewöhnlich scharf sind. Ich hatte den Plan, dem Algerier aus der Al-Ej odem-Bande vertraulich mitzuteilen, daß ich in den Staaten eine hübsche krumme Laufbahn hinter mit hätte. Sie halten hier viel von amerikanischen Gangstern. Das liegt an unseren Hollywood-Filmen. Ich hoffe, auf diese Weise Kontakt mit der Bande zu bekommen. Ich weiß nicht, ob ich den Plan noch durchführen kann. Es liegt daran, wie lange Interpol mich noch bleiben läßt.«
    Ich riß ein Stück von der Speisekarte heraus.
    »Nennen Sie mir jedenfalls den Namen Ihres englischen Schriftstellers und Ihres italienischen Malers.«
    Er schrieb uns die Namen und die Adressen auf.
    »Wenn Sie wollen, können Sie mich übermorgen früh anrufen«, sagte er. »Dann kann ich Ihnen vielleicht den Namen des Bandenmitgliedes von Al Ejodem nennen.«
    »Haben Sie Telefon?« fragte ich erstaunt. »Schickt sich das für einen hungernden Maler?«
    Er lachte. »Ach, das ist ein Kuriosum. Ich wohne in der Rue Saint-Vincent in einer tollen Bude, die ursprünglich einmal ein Gemüseladen war, dessen Besitzer Konkurs ging. Durch einen dummen Zufall blieb das Telefon in einer Ecke vergessen. Schon mein Vorgänger, ein Kubist, hat es benutzt, und er vererbte es mir, als er auszog. Das Beste dabei ist, daß ich nie eine Rechnung erhalte. Die Post scheint die Gebühren meiner Gespräche irgendeinem anderen Teilnehmer aufzurechnen.«
    Wir lachten und ließen uns die Nummer des merkwürdigen Apparates geben. Allan bot uns an, uns seine Bude in der Rue Saint-Vincent zu zeigen.
    Es war eine schmale Straße auf der anderen, dem Zentrum von Paris abgewandten Seite des Hügels. Hier verlief sich kaum noch ein Fremder hin. Die wenigen Häuser der Rue Saint-Vincent waren uralt und windschief. Man konnte sie nur erreichen, wenn man von der eigentlichen Straße eine Steintreppe zu einer Art Balustrade hinaufging, die an den Hauseingängen entlanglief. Fenster und Türen befanden sich dann in Kopfhöhe.
    Thompsons Behausung war in der Tat ein ehemaliger Laden. Zwei Schaufenster und eine Glastür gestatteten normalerweise einen großzügigen Blick in das Innere, wenn Allen nicht die schiefen verbeulten Blechjalousien, die von außen anzubringen waren, vorhängte.
    »Ich verzichte meistens aus Bequemlichkeit darauf«, erklärte er, »und begnüge mich mit den Vorhängen.« Die Jalousienbleche standen aufgeschichtet links und rechts an die Wand gelehnt und versperrten einen guten Teil des ohnedies nicht breiten Balustradenweges.
    Thompson schloß mit einem großen Schlüssel auf.
    »Es sieht stilecht bei mir aus«, sagte er und zündete

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