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003 - Der Totentanz

003 - Der Totentanz

Titel: 003 - Der Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alphonse Brutsche
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jetzt wieder bei ihm, das heißt, die leere Hülle von Christine war wieder da. Das jedoch, was sie wirklich gewesen war, ihre Persönlichkeit, ihre Wärme und Liebe, das war nicht zurückgekehrt, und das Zerrbild an seiner Seite wurde dadurch nur umso schauerlicher.
    Der alte Magier hatte sein Versprechen gehalten. Er hatte tatsächlich die Toten auferweckt, aber damit hatte er Pierres Leben viel furchtbarer werden lassen, als es zuvor gewesen war. Pierre hatte seine Frau nicht wieder gefunden, um die er so aufrichtig getrauert hatte, sondern sah sich einem Zerrbild Christines gegenüber. Und er fragte sich immer wieder, wie er sich von ihrer entsetzlichen Gegenwart befreien konnte.
    Als Christine in jener Gewitternacht an seiner Tür geklingelt hatte, war in wenigen Sekunden ein Sturm der widersprüchlichsten Gefühle durch seine Seele gezogen: Blankes Entsetzen kam zuerst, dann glaubte er, den Verstand verloren zu haben. Er traute seinen Augen nicht. Und dann kam die Freude, ein überwältigendes Glück, das aber der Wirklichkeit nicht lange hatte standhalten können.
    Die Frau, die er in die Arme geschlossen und die sich mit unerwarteter Kraft an ihn gedrückt hatte, war weiter nichts als ein Fleisch gewordenes Gespenst. Das, was Christine wirklich gewesen war, hatte dem Tod nicht wieder entrissen werden können. Ein seelenloser Blick, ein stummer Mund, die Bewegungen eines Roboters …
    Der lebende Leichnam hatte noch andere unangenehme Eigenschaften. Der Modergeruch, der die wiedergekehrte Christine umgab, ließ sich nicht vertreiben, auch nicht durch die zahlreichen Bäder, die sie auf Betreiben von Pierre genommen hatte. Ihre Haut ließ sich nicht erwärmen und war von eisiger Kälte, trotz des künstlichen Lebens, dass dem Leichnam eingehaucht worden war.
    Nun war noch ein weiteres Problem aufgetaucht. Antoine, ihr Sohn, war ebenfalls aus dem Grab zurückgekehrt. Wenige Stunden zuvor hatte Pierre ihn voller Ekel empfangen. Gewundert hatte er sich nicht mehr, das hatte er nun endgültig verlernt. Er hatte den neuen Gast ebenso aufgenommen, wie er Christine empfangen hatte. Ohne Freude. Allerdings auch ohne übermäßiges Entsetzen. Angesichts der handgreiflichen Beweise zweifelte er nicht mehr am Vorhandensein übernatürlicher Kräfte, an deren Existenz er bisher nie geglaubt hatte.
    Warum war Antoine zu seiner Mutter zurückgekehrt? Pierre wusste es nicht. Bei seinen Gesprächen mit Bornimus war nie die Rede von einer doppelten Wiedererweckung gewesen.
    Doch vielleicht zogen Blutsverwandte einander nach, wenn einer von ihnen zu neuem Leben erwacht war.
    Pierre entsann sich einer Bemerkung von Bornimus: Der alte Magier hatte drei Körner Soma in die Erde gelegt, damit die geheimnisvolle Substanz auch bestimmt wirkte, da seit Christines Tod schon geraume Zeit verstrichen war. Vielleicht hatte er die Dosis nicht richtig berechnet, und die Strahlungen – oder was sonst die Wirkung der Körner ausmachte – waren so stark gewesen, dass außer Christine auch noch das Kind, das unter der Mutter lag, zu neuem Leben erwacht war.
    Aber was nützten alle Überlegungen. Logik und Vernunft hatten keinen Platz mehr in Pierre Merlins Leben. Das Unglaubliche, das Fantastische regierte dort. Außerdem war er ja selbst an allem schuld. Er hatte Bornimus aus freiem Willen aufgesucht. Nun musste er sich mit den Folgen seiner Taten abfinden. Er musste wieder mit Christine und Antoine leben.
    Aber wie? Und wie lange?
    Wie sollte er seinen Nachbarn und seinen Kollegen klarmachen, dass zwei Tote zurückgekommen waren und nun mit ihm lebten? Wie sollte er sein Alltagsleben wieder aufnehmen, das nun zwei lebende Leichname mit ihm teilten?
    Pierre hatte diese Fragen bisher in den Hintergrund seines Bewusstseins gedrängt, aber er wusste, dass er sich früher oder später mit ihnen auseinandersetzen musste. Wie lange konnte er das … das Wunder verheimlichen? Nein, Wunder war nicht der richtige Ausdruck dafür. Es war ein Narrenspiel der Hölle, in das er hineingezogen worden war.
    Er musste die zerschlissenen Fetzen, in die Christine und Antoine gehüllt waren, durch neue Kleidung ersetzen. Glücklicherweise hatte er fast alle Sachen der beiden aufgehoben. Aber es waren nun die Lebensmittel zu beschaffen. Beide aßen wie richtige Menschen. Es war wohl am besten, wenn er in Zukunft in anderen Geschäften einkaufte, damit die Händler, die wussten, dass er allein lebte, sich nicht über seine Einkäufe wunderten. Natürlich konnte er

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