003 - Die schwarze Rose
Das Erlebnis hatte sie körperlich und seelisch überwältigt. Nach einem letzten Kuss nahm er sie auf die Arme und trug sie ins Zimmer zurück. Als er sie aufs Bett legte, sah er erstaunt ihre Tränen und wischte sie weg.
„Warum weinst du?" fragte er besorgt.
„Weil es so schön war", wisperte sie.
Da begann es auch in seinen Augen verdächtig zu glänzen. „Ja, meine Süße ..." Er wollte noch etwas sagen. Doch die Worte fehlten ihm, und so legte er sich einfach nur zu ihr und zog ein Laken über ihre erhitzten Körper. Sicher und geborgen lag sie in seinen Armen. Es war die schönste Stunde ihres Lebens gewesen.
Und John verspürte wieder jenes merkwürdige Unbehagen.
9. KAPITEL
Von Comtes umringt
Ein paar Tage später durchquerte John gerade die Halle, als lautstark gegen die Haustür gehämmert wurde. Verwundert blieb er stehen und fragte sich, welche neuen Schwierigkeiten ihn erwarten mochten. Eins musste man dem Chacun à Son Goût zugute halten - hier wurde es niemals langweilig.
Der Butler eilte zur Tür und entschuldigte sich beflissen bei Lord Sexton, als wäre er schuld an dem Lärm.
Nachdem er die Tür geöffnet hatte, erblickte er sieben Franzosen, die alle durcheinander redeten und ziemlich mitgenommen aussahen. Der arme Butler hob die Hände und versuchte für Ruhe zu sorgen. Aber davon wollten die Neuankömmlinge nichts wissen. Jeder schrie aus Leibeskräften, um die anderen zu übertönen und seine Meinung zu äußern.
Seufzend trat John vor. „Gibt's Probleme, Calloway?"
Der würdevolle Butler räusperte sich. „Aye, Mylord. Leider verstehe ich nicht, was diese Leute sagen."
„Erlauben Sie ..." John wandte sich zu den Franzosen und erkannte verblüfft die Cyndreac-Brüder. „Bitte, auf Englisch", ersuchte er sie amüsiert und freute sich, weil ihre Köpfe immer noch auf ihren Schultern saßen. Trotz ihres zügellosen Temperaments fand er sie irgendwie sympathisch.
„Lord Sexton", überschrie einer der Brüder die lärmende Schar in akzentfreiem Englisch, „wir möchten die Comtesse de Fonbeaulard und ihre Enkelin sprechen. Wenn uns dieser Domestik einlassen würde."
„Und was wollen Sie?"
„Seien Sie nicht albern! Natürlich hoffen wir auf Asyl! Soeben konnten wir der Place de Grève entrinnen! Wir sind gut mit den Fonbeaulards befreundet. Würden Sie uns vorbeilassen?" Obwohl der Mann jünger und kleiner als John war, gelang es ihm, den Viscount von oben herab zu mustern. „Wie Sie sehen, haben wir einiges durchgemacht."
Sie wirkten tatsächlich etwas derangiert. Ermattet und schmutzig standen sie vor der Tür, wahrscheinlich halb verhungert, aber immer noch erstaunlich elegant.
Offenbar hatte nicht einmal die grausame Gefangenschaft ihre Lebenslust gedämpft. John würde ihnen selbstverständlich Eintritt gewähren - nachdem er diesen wilden Burschen etwas klargemacht hatte.
Lässig lehnte er sich an den Türrahmen und versperrte dem Sprecher den Weg. „Ich muss Ihnen etwas erklären, Comte Cyndreac." Sieben hochmütige Gesichter starrten ihn an. „Jetzt bin ich der Herr dieses Hauses. Also müssen Sie sich an mich wenden, wenn Sie irgendwelche Wünsche vorzubringen haben."
„An Sie?" höhnte ein anderer Cyndreac. „Soviel ich weiß, gehören Sie nur zum Inventar", fügte er arrogant hinzu und versuchte erfolglos, sich an John vorbeizuschieben.
„Tut mir Leid, dieses Inventar ist mit der Herrin von Chacun à Son Goût verheiratet", entgegnete John. „Und das bedeutet..." Vielsagend verstummte er.
Vierzehn goldbraune Augen wurden aufgerissen. Und dann fand er es fast komisch, wie eifrig sich die Brüder um seine Gunst bemühten. Zwei schlugen auf seinen Rücken, einer zwinkerte ihm zu, ein anderer nickte anerkennend, und einer meinte, zweifellos habe die Comtesse eine gute Wahl getroffen.
„Wer spricht denn von der Comtesse?" erwiderte John sanft. „Chloe ist meine Frau."
„Nicht Chloe!" Ein gellendes Klagegeschrei erklang. „Aber ivir wollten sie doch heiraten!"
„Alle sieben?" fragte John trocken.
„Unsinn! Unterwegs haben wir beschlossen, dass sie Adriens Frau werden soll. Was sollen wir jetzt machen?" Unglücklich warfen sie ihre Arme hoch.
Wider Willen musste John lächeln. „Ich wusste nichts von euren Heiratsabsichten.
Nach allem, was ich über euch hörte, dachte ich, ihr würdet das Junggesellenleben vorziehen."
„Ja, aber jetzt geht es um etwas anderes", antwortete einer der Brüder.
„Worum?"
„Wir brauchen einen
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