003 - Die schwarze Rose
Landsitz!"
„Unserer wurde konfisziert!"
„Was ist ein Comte ohne Landsitz?"
Blicke aus sieben goldbraunen Augenpaaren schienen John zu durchbohren. Bis vor kurzem war er ein Viscount ohne Landsitz gewesen. „Keine Bange, ihr werdet's schon überleben", entgegnete er sarkastisch. „Kommt erst einmal herein. Ihr seht aus, als würdet ihr jeden Augenblick zusammenbrechen."
Erleichtert betraten sie die Halle. John fand die Cyndreacs zwar dreist, aber liebenswert, und er nahm ihnen nichts übel. Außerdem waren sie eng mit der Familie seiner Frau befreundet.
„Merci, Lord Sexton", seufzte der Franzose, der zuerst gesprochen hatte. „Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft. Es war eine mühsame Reise."
„Wie seid ihr hierher gelangt?"
„Mit Hilfe der Schwarzen Rose. Innerhalb weniger Sekunden hat uns dieser Mann vor der Guillotine gerettet." Der junge Mann war ziemlich blass um die Nase, und John ahnte,
was sie alle erlitten hatten. Umso mehr bewunderte er ihre Tapferkeit.
„Hat er euch nach England gebracht?"
„Bis zu Ihrer Schwelle, Lord Sexton."
„Hm . . ." John rieb sich das Kinn. Erst Zu-Zu, jetzt die Cyndreacs. Sehr seltsam.
Der Butler führte die Brüder nach oben.
„Noch etwas, meine Herren!" Sie blieben auf der Treppe stehen und drehten sich zu John um. Wie erschöpft sie alle aussahen . . . Tiefes Mitleid erfasste ihn.
„Oui?" fragten sie wie aus einem Mund.
Was immer er zu sagen hatte, konnte warten. Er lächelte freundlich. „Schon gut.
Ruht euch aus. Hier seid ihr in Sicherheit."
Dankbar erwiderten sie sein Lächeln und eilten hinter Calloway her.
Großer Gott, sie waren jünger, als er vermutet hatte. Jung und problematisch.
Zwischen sechzehn und einundzwanzig. Wie alt jeder Einzelne sein mochte, konnte John nicht abschätzen, weil sie sich so ähnlich sahen.
Wundervoll. Sieben Brüder, die seinen Informationen zufolge seit Jahren ohne elterlichen Beistand lebten, bis vor kurzem der privilegierten Klasse angehört hatten und wahrscheinlich maßlos verwöhnt waren. Jedenfalls genossen sie einen fragwürdigen Ruf, der beinahe an seinen eigenen heranreichte. Allerdings nicht ganz. Er grinste. Die sieben Tod-Cyns. In seinem Haus.
Langsam erstarb sein Lächeln. Im selben Haus wie seine schöne Chloe? Unter seiner Sonnenbräune erbleichte der Viscount. Wenn sie sich nicht anständig benahmen, würde er sie gnadenlos guillotinieren.
Als er abends zum Dinner ging, lauerte Percy ihm auf. John war ohnehin schon spät dran.
Am Nachmittag hatte Chloe ihrer Großmutter geholfen, aromatische Öle in Flaschen zu füllen. Mit dieser Arbeit befasste sie sich nach dem Winter besonders gern. Da sie während der letzten Tage ihr Schlafzimmer kaum verlassen hatten, erhob er keine Einwände, küsste sie und beschloss, inzwischen den Nachlass der Familie Heart auf dem Dachboden zu erforschen. Dort fand er zwei sehr interessante Tagebücher, die ihn stundenlang beschäftigten.
Was mochte aus dem persönlichen Besitz der Sextons geworden sein? Vielleicht konnte er den Nachlass seiner eigenen Familie aufspüren und zurückkaufen. Dieser Gedanke faszinierte ihn, und er nahm sich vor, Chloe zu fragen, was sie davon hielt.
Bei diesem Projekt wäre sie ihm eine wertvolle Hilfe, weil sie ein gutes Auge für Details besaß. Wie er zugeben musste, verstand er nichts von geschäftlichen Dingen.
Also würde seine Frau vermutlich allein die nötigen Nachforschungen anstellen, die Fundsachen katalogisieren und sich um den Rückkauf bemühen. Er seufzte.
Vielleicht war das zu viel verlangt. Aber wenn er versicherte, er würde sie tatkräftig unterstützen, würde sie ihm die Bitte nicht abschlagen. Lord Sex auf der Suche nach Familienerbstücken. Bei dieser Vorstellung hatte er leise gelacht. Wer würde das glauben?
Während er dem Flur folgte, malte er sich aus, wie vergnüglich es wäre, gemeinsam mit Chloe die Sachen aufzuspüren. Und da trat ihm Percy in den Weg, um wieder einmal das Problem der Spanischen Fliegen zu erörtern. Warum habe ich keinen anderen Korridor gewählt?
„Hör auf, Percy, die Farbe deiner Kniehosen interessiert mich nicht im Mindesten."
„Kniehosen?" quietschte der Geck entsetzt. „Ich meine viel wichtigere accessoires -
die Westen!"
„Allmächtiger, steh mir bei!" stieß John zwischen den Zähnen hervor.
Als sie das Esszimmer erreichten, saßen alle anderen schon am Tisch, in verschiedene lebhafte Gespräche vertieft. Percy
blieb bei der Tür stehen und packte Johns
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