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003 - Die schwarze Rose

003 - Die schwarze Rose

Titel: 003 - Die schwarze Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dara Joy
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Arm. „Da siehst du, wie ähnlich du Don Giovanni bist! An deiner Tafel dinieren die Geister der französischen Aristokratie!"
    Kichernd wies er auf die Cyndreacs.
    „Sehr amüsant, Percy. Hoffentlich werden sie nicht mein baldiges Verscheiden ankündigen." John zwinkerte ihm zu. Dann nahm er seinen Platz am Kopfende des Tisches sein.
    Percy musterte ihn durch sein Lorgnon. „Mein Lieber, es gibt viele Todesarten. Das wirst du schon noch sehen." Grinsend setzte er sich neben Zu-Zu, die den Stuhl an Johns rechter Seite ergattert hatte.
    Prüfend schaute John in die Runde. Die Cyndreacs hatten sich offenbar vom Reisestaub befreit und umgezogen. In zwei Gesichtern prangten violett verfärbte Augen, die vor ein paar Stunden noch nicht existiert hatten. Er erkannte einen Teil seiner eigenen Kleidungsstücke wieder, die den schmächtigen jungen Männern nicht passten. Ihm gegenüber saß Deiter in der entwendeten goldgelben Weste, und am anderen Ende der Tafel trug Onkel Maurice ein neues Hemd unter einem dunklen Frackrock.
    Mein elfenbeinweißes Hemd! Kein Wunder, dass sich Johns Garderobe zusehends verkleinerte . . .
    Plötzlich erregten die Worte eines der jungen Comtes seine Aufmerksamkeit. „Wir Cyndreacs leben für die Romantik." Großartig. Genau das wollte er hören.
    „Sind sie nicht wundervoll?" Zu-Zu legte eine Hand auf seinen Schenkel und lächelte kokett, als sie ihm anvertraute: „Für meinen Geschmack ein bisschen zu jung - ich bevorzuge erfahrene Männer."
    John, der gerade seine Mulligatawny, eine mit Curry gewürzte indische Fleisch- oder Geflügelsuppe, die der Küchenchef besonders meisterhaft zubereitete, kosten wollte, ließ den Löffel sinken und blinzelte. Erstaunlich schnell glitten Zu-Zus Finger über seinen Schenkel nach oben. Er spähte über den Tisch hinweg zu . . . Nun bekam die Redewendung
    „jemanden mit Blicken erdolchen" eine neue Bedeutung. Entgeistert beobachtete er, wie seine Frau an ihrem Wein nippte und dem nächstbesten Cyndreac ein hinreißendes Lächeln schenkte.
    Als hätte ich's nicht geahnt, dachte John erbost und wandte sich zur Comtesse Zambeau. „Madam, ich glaube, Ihre Hand ist etwas deplatziert."
    „Tatsächlich?" flötete Zu-Zu. Sie war es gewohnt, ihr Ziel stets zu erreichen.
    Aber der Viscount ermutigte sie nicht. Ebenso wenig würde er Chloe gestatten, mit diesem jungen Spund zu flirten. „Spaßen Sie nicht mit mir!" fauchte er. „Entfernen Sie Ihre Hand!"
    Die Comtesse zog einen Schmollmund. Dann erhellte sich ihre Miene. „Sie sind hungrig, nicht wahr? Wie rücksichtslos von mir! Unterhalten wir uns später."
    „Nein, wir werden nicht . . ." Doch sie wandte sich bereits zu Percy. Mürrisch begann John, seine Suppe zu essen.
    Maurice hatte den Wortwechsel beobachtet. Nun wanderte sein scharfer Blick zwischen Chloe und John hin und her. Ho, ho. Lächelnd begutachtete er die Cyndreacs. Höchste Zeit, dass er die Burschen unter seine Fittiche nahm.
    „Also ist die Schwarze Rose wieder einmal im richtigen Moment erschienen", bemerkte er und hob sein Glas an die Lippen. „Nicht wahr, Jean-Jacques?"
    „Jean-Jacques?" wiederholte John verwirrt.
    „Oui, ich bin Jean-Jacques", bestätigte einer der Brüder.
    Bereitwillig informierte Chloe ihren Mann über die Namen der anderen. „Jean-Paul, Jean-Louis, Jean-Claude, Jean-Jules, Jean-Pierre und Adrien."
    Johns Lippen zuckten. „Adrien?" Wie passte dieser Vorname zu den Übrigen?
    „Oui", antwortete der Cyndreac, der am Ende der langen Reihe saß, und John erkannte den jungen Franzosen, mit dem er in der Halle gesprochen hatte - auf den alle Brü-
    der zu hören schienen. Allmählich konnte er sie auseinander halten.
    „Sind Sie der Älteste?"
    „Ncm, der Jüngste."
    John hob die Brauen. „Aber die anderen respektieren Sie."
    „Weil ich den vornehmsten Titel trage", verkündete Adrien voller Stolz. „Den hat Papa mir übertragen."
    „Außerdem ist er der Klügste", ergänzte Jean-Jules. „Papa sagte, endlich habe er's geschafft, einen würdigen Erben zu zeugen."
    Adrien grinste.
    „Und die Zwillinge?" fragte Chloe.
    „Zwillinge?" wiederholte John.
    „Offensichtlich sind Jean-Paul und Jean-Claude Zwillinge."
    Wieso wusste sie das? Soweit er das feststellen konnte, sahen alle gleich aus.

    Schwarze Locken, schneeweiße Zähne, goldbraune Augen. Resignierend zuckte er die Achseln.
    „Die Zwillinge kamen vor mir zur Welt", erklärte Adrien.
    Ausnahmsweise war John froh, dass er keine Geschwister hatte.

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