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003 - Im Kabinett des Grauens

003 - Im Kabinett des Grauens

Titel: 003 - Im Kabinett des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hin, dass der geheimnisvolle, unheimliche Mörder irgendwo in der
Nähe von Longtown untergetaucht war. Doch dann verloren sich auch die Spuren
Cromfields, es war, als habe ihn der Erdboden verschluckt.
    Der
Verkehr durch die Londoner Straßen ging zähflüssig voran. Mehr als einmal
musste der Fahrer das Taxi stoppen. Minuten vergingen. Einmal kurbelte Larry
das Seitenfenster herunter und kaufte von einem Zeitungsboy eine andere
Londoner Tageszeitung, den Daily Herald. Auch hier war ein ausführlicher
Bericht von dem angeblich wieder zum Leben erwachten Cromfield. In einem
letzten Interview sollte McCortney sogar die spitze Bemerkung gemacht haben,
dass Cromfields Verhaftung keinerlei Schwierigkeiten bereiten würde. Es gäbe
einen Cromfield in unmittelbarer Nähe von Longtown. Und der sei im Wachsfigurenkabinett
des Mr. Flemming ausgestellt!
    Larry
Brent wurde schließlich sogar von dem Chauffeur in ein Gespräch über den
rätselhaften Mordfall verwickelt, während das Taxi im Schneckentempo auf der
Straße an der Themse entlangkroch. Dunkel und drohend zeichneten sich durch den
Nebel hindurch die riesigen Gerüste der Kräne, der Brücken und der
Schiffsmasten ab. Verwaschene, ferne Schemen – die Lagerschuppen, die
turmähnlichen Silos ...
    Nach
einer halben Stunde erreichten sie den Stadtrand. Dann ging es etwas schneller
vorwärts. Doch es dauerte nochmals eine halbe Stunde, ehe Larry den Außenbezirk
erreicht hatte, in dem Sir Harold Perkins lebte, der nach seiner erfolgreichen
Tätigkeit als Henker von London vom König geadelt worden war. Larry ließ sich
ein Haus vor dem Ziel absetzen. Er zahlte und marschierte, den Kragen
aufgestellt, die Schultern hochgezogen, durch die breite Straße, in der er die
Umrisse von auseinanderstehenden, einstöckigen Häusern erblickte, die mit
großzügigen Vorgärten angelegt waren. Hier wohnte die Prominenz der Großstadt,
abseits vom hektischen Leben.
    Larry
fand eine Minute später Harold Perkins Namensschild. Er betätigte die Klingel
und hörte, wie die Glocke im Inneren des Hauses anschlug, das sich hinter der
Nebelwand wie verschwommen abzeichnete. Er sah noch den altmodischen
Villenstil, der Anfang dieses Jahrhunderts hier üblich gewesen war. Hohe,
schwarze Baumstämme umstanden das Haus, das wie ein kantiger Felsblock im Nebel
aufragte. Im Sommer, wenn die Bäume in vollem Laub standen, war von diesem Haus
kaum etwas zu sehen. Die Anlage war altmodisch, aber keineswegs vernachlässigt.
Es gab sogar neben dem protzigen Namensschild eine Sprechanlage, etwas, das gar
nicht zu dem Bauwerk und dem alten Zaun passte.
    Eine
krächzende Stimme meldete sich und fragte, wer da sei.
     
    ●
     
    Sir Harold Perkins saß in der Bibliothek. Mit
leeren Augen starrte er vor sich hin. Die Pfeife war erloschen. Im Zimmer roch
es nach würzigem, abgestandenem Rauch. Auf den Knien hatte der Greis die
aufgeschlagene Morgenzeitung liegen.
    Dort
stand alles über das nächtliche Geschehen.
    Derry
Cromfield hatte seinen furchtbaren Plan nicht vollends ausführen können. Colin
lebte noch, wenn sein Zustand auch besorgniserregend war.
    Seufzend
lehnte sich der alte Mann zurück. Die Polsterung des bequemen, schwarzen
Clubsessels knirschte leise.
    Perkins
hörte das Klingeln, vernahm die schlurfenden Schritte der alten Helen und
hörte, wie sie den Hörer der Sprechanlage abnahm und mit ihrer etwas hellen,
krächzenden Stimme fragte, wer da sei.
    Dann
klickte es. Die Schritte näherten sich dem Bibliotheksraum, dem liebsten
Aufenthaltsort des greisen Perkins. Die Dielen knarrten unter den Schritten der
alten Haushälterin, die das Haus schon seit dreiundfünfzig Jahren in Ordnung
hielt und die schon zu Zeiten der seligen Gattin Sir Harold Perkins' für
Sauberkeit und Ordnung gesorgt hatte. Sie war schon alt gewesen, als die Kinder
des Henkers aus der Schule kamen, und war deshalb allgemein nur Grandma genannt
worden. Selbst der greise Perkins hatte sich dieses Grandma von seinen Söhnen
angewöhnt, obwohl Helen drei Jahre jünger war als er.
    Es
pochte zaghaft an die Tür.
    »Grandma?«
fragte der Fünfundsiebzigjährige murmelnd.
    Die
Tür öffnete sich knarrend. Die Alte mit dem obligaten schwarzen Kleid und dem
pieksauberen, weißen Spitzenkragen huschte auf ihren dünnen Beinen in die
Bibliothek. Alle Fenster waren geschlossen, um die Wärme im Haus zu halten und
den Nebel, den Wind und die Nässe draußen zu lassen. »Ein Herr möchte Sie
sprechen, Sir«, wisperte Helen, und sie

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