003 - Im Kabinett des Grauens
Schrittrhythmus gewöhnt, kam eine Stufe näher. Ehe er merkte, was los
war, geschah es schon.
Larry
Brent ging in die Hocke, griff nach hinten und erwischte Jellman genau
unterhalb der Kniegelenke. Der hagere Journalist war überrascht und entsetzt,
als er merkte, dass er den Halt verlor. Er war so verdutzt, dass er nicht in
der Lage war, seine Waffe in Anschlag zu bringen, weil er befürchtete, mit dem
Oberkörper über Larry Brent zu fallen und mit aller Wucht auf dem Gesicht zu
landen.
Jellman
suchte deshalb nach Halt. Er ließ seine Schusswaffe los und fuchtelte mit den
Armen in der Luft herum, versuchte, einen Haken oder einen Mauervorsprung an
der Wand neben sich zu ergreifen.
Larry
sorgte dafür, dass sein Gegner zwar außer Gefecht gesetzt, aber nicht ernsthaft
verletzt wurde. Verhältnismäßig sacht kam Jellman drei Stufen tiefer auf seinen
Hintern zu sitzen.
Wie
durch Zauberei lag Larry Brents Laserwaffe in dessen Hand.
»Jetzt
machen wir das Spielchen weiter! Aber mit vertauschten Rollen!« Die Stimme des
Agenten dröhnte dumpf durch das feuchte Kellergewölbe. Er ließ die Taschenlampe
aufblitzen. »Ich gebe Ihnen fünf Minuten Zeit, sich zu erklären.«
Jellman
rutschte die beiden letzten Stufen hinab und kam dann auf die Beine. Schritt
für Schritt trat Larry Brent auf ihn zu. Jellman wich zurück. Im Licht der
Taschenlampe wirkte sein Gesicht wie das einer Wachspuppe.
Zwei
Meter hinter Jellman stand eine schwere, schwarze Holztür offen und gab den
Blick in einen beinahe quadratischen Kellerraum frei, in dem außer ein paar
Kisten, die als Tische und Sitzgelegenheiten dienten, ein Matratzenlager ins
Auge fiel.
Offenbar
handelte es sich hier um den Unterschlupf eines Landstreichers.
Jellman
sah ein, dass er seinen Gegner unterschätzt hatte, und er sah seine Felle
davonschwimmen. »Fassen Sie das Ganze als Scherz auf«, murrte er. »Vergessen
Sie's! Wir haben uns nie getroffen.«
»No.«
X-RAY-3 schüttelte den Kopf. »So einfach geht das nicht. Die Polizei ist ganz
bestimmt interessiert an Leuten Ihrer Art, die harmlose ausländische Touristen
in finstere Keller sperren wollen. Und nun 'raus mit der Sprache!«
Nachdrücklich
hob X-RAY-3 die Smith & Wesson Laserwaffe, um seinen Worten den nötigen
Nachdruck zu verleihen.
Jellman
verlegte sich aufs Betteln, aber Larry war nicht zu erweichen. Nach drei
Minuten gab Jellman es auf. Er verriet, was er geplant hatte und hoffte,
dadurch Larry Brents Verständnis zu gewinnen.
Genau
das Gegenteil war der Fall.
»Sie
sind wahnsinnig, Mann«, schüttelte X-RAY-3 den Kopf. »Nur um eine gute Story zu
ergattern, kommen Sie auf so ausgefallene Ideen?«
»Ihnen
wäre kein Haar gekrümmt worden, garantiert nicht«, presste Jellman hervor, dem
es in dem finsteren Kellergang langsam ungemütlich wurde. »Ich wollte ein paar
Bilder schießen. So ein Chance kriege ich nie wieder in meinem Leben.«
»Leute
wie Sie sollte man aus dem Verkehr ziehen.«
Jellman
schluckte. »Sie wären hier zwei Stunden eingesperrt gewesen, das ist alles.«
»Sie
haben mit einem Menschenleben gespielt. Das Schicksal von Jane Perkins ist
Ihnen völlig gleichgültig. Ihnen kam es nur auf die Story an. Sie wollten
beobachten, fotografieren und sehen, was sich wohl abspielt, wenn Cromfield
wirklich auftaucht und seine Rache vollzieht. Morgen wären die Zeitungen voll
gewesen mit Ihren Bildern.«
»Es
gibt schlimmere Dinge auf der Welt«, verteidigte sich Jellman. »Kein Mensch
weiß in diesem Augenblick, was auf der Central Station wirklich passieren
wird.«
»Es
ist müßig, sich darüber Gedanken zu machen«, entgegnete Larry. »Sie haben
unverantwortlich und gewissenlos gehandelt. Erinnern Sie sich an die Story von
Walt Gunhill? Auch so ein besessener Bursche wie Sie, der die Welt mit einer
Sensation beglücken wollte. Er wollte dabei sein, wenn etwas wirklich
Großartiges geschah. Bilder von Autounfällen, Schlägereien oder einem Hausbrand
interessierten ihn nicht mehr. Diese Reportagen langweilten ihn. Er wollte den
ersten Augenblick erleben und festhalten. Sein Gehirn entwarf ein Verbrechen,
das als solches jedoch nicht auf den ersten Blick zu erkennen war. Er hatte eine
Frau beobachtet, die an einem fünfstöckigen Haus einmal in der Woche die
Fenster zum obersten Flur putzte. Gunhill kam auf die Idee, die Schrauben in
den Scharnieren, die das Fenster hielten, zu lösen. Wenn die Putzfrau
wiederkam, würde sie sich daran festhalten, so wie sie es gewohnheitsmäßig
Weitere Kostenlose Bücher