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003 - Im Kabinett des Grauens

003 - Im Kabinett des Grauens

Titel: 003 - Im Kabinett des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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merkwürdig, dass dieses einsame Haus
nicht verschlossen war. Die Tür knarrte leise, als sie sie zurück ins Schloss
schob. Silvias Augen, schon an die Dunkelheit gewöhnt, erfassten sofort die
geräumige Diele. Sie erkannte die Umrisse einer sehr großen, reich verzierten
und bemalten chinesischen Vase in einer ovalen Nische neben der Tür. Sie sah
den Treppenaufgang zum ersten Stockwerk und den schwachen Lichtschimmer, der
dort unter einer Tür hervordrang. Es waren die Fenster, die zur Straße führten.
Das Arbeitszimmer des Hausherrn?
    Sie
hielt den blitzenden Revolver in der Rechten, er gab ihr das Gefühl, Detektivin
zu sein. Sie kam sich vor wie im Film und konnte sich vorstellen, dass der
Regisseur und der Kameramann in der Nähe standen und jeden Schritt von ihr
kontrollierten, dass sie Anweisungen erhielt, wie sie sich zu verhalten, wie
sie sich zu bewegen hatte.
    Das
Schnarchen kam von der Tür neben dem Treppenaufgang her. Es war ein lautes,
unangenehmes Geräusch. Die Dielen knarrten unter Silvias Schritten. Sie kam an
einer Tür vorbei, die halb offen stand. Silvia blickte in eine große,
altmodisch eingerichtete Küche.
    Nebenan
ein Vorratsraum, auch hier die Tür nicht ganz geschlossen. Sie wich plötzlich
knarrend vor ihr zurück, spaltbreit, ohne dass sie Hand angelegt hatte – zwei
glühende, grünliche Augen, ein schwarzer Körper kamen blitzschnell auf sie zu.
    Sie
wich mit einem dumpfen Aufschrei zurück.
    Sie
riss den Revolver hoch, als der rasende Schatten haarscharf an ihrem Gesicht
vorbeizuckte.
    Auf
leisen Pfoten huschte eine Katze in den Keller, aufgeregt miauend.
    Silvia
de Sorente atmete tief durch. Der Schreck saß ihr in den Gliedern, doch dann
schüttelte sie den Kopf und schalt sich eine Närrin, dass sie deshalb
erschrocken war.
    Sie
stieg langsam die hölzernen Treppenstufen hinauf. Ein dünner, abgescheuerter
Teppich bedeckte die dunklen, knarrenden Dielen. An den Wänden erkannte sie die
Umrisse ausgestopfter Tiger- und Elefantenköpfe, und unmittelbar über der
obersten Treppenstufe kreiste an einem langen, unsichtbaren Faden ein
ausgestopfter Aasgeier.
    Rechts
an der Wand zeichnete sich der mächtige Schatten einer massiven Kommode ab,
daneben eine Glasvitrine, in der es von präparierten Insekten und Schmetterlingen
und kleinen Säugetieren wimmelte. Die Wände waren überladen mit Bildern und
ausgestopften Vögeln aus allen Teilen der Erde. Mr. Flemming schien nicht nur
sehr viele Reisen gemacht zu haben, er musste auch eine ganze Menge von der
Konservierung toter Wesen verstehen. Vielleicht hatte er mit Insekten und
Säugetieren begonnen und war dann auf die Idee gekommen, seinem bunten Museum
eine besondere Attraktion hinzuzufügen. Warum nur Tiere ausstellen? Menschen –
unheimliche Menschen waren noch interessanter. Und es war nicht ausgeschlossen,
dass er damit begonnen hatte, nach der Vorlage einer Totenmaske oder einer
Fotografie eine Wachsfigur zu modellieren.
    Silvia
ging auf leisen Sohlen zu der Tür, hinter der sie den leichten Lichtschein
erblickte. Sie hörte kein Geräusch. Außer dem starken Schnarchen aus der
anderen Etage herrschte völlige Stille.
    Sie
klopfte an. »Mr. Flemming?« fragte sie leise.
    Ihr
würde schon etwas einfallen, falls Flemming wirklich auf sie zukommen sollte.
Dann hatte sie sich verfahren oder brauchte Hilfe – aber im Grund ihres Herzens
glaubte sie eigentlich gar nicht daran, dass Mr. Flemming im Hause war. Und
dieser Gedanke allein verlieh ihr Sicherheit. Sie klopfte zweimal, dreimal.
Niemand rührte sich. Da drückte sie kurz entschlossen die Klinke.
    Lautlos
wich die Tür zurück. Silvia brauchte zwei Sekunden, um sich an die Lichtflut
des Zimmers zu gewöhnen. Es war ein Arbeitszimmer. Der Schreibtisch stand
schräg neben dem Fenster.
    Ein
Mann saß davor, er wandte Silvia de Sorente den Rücken zu und bewegte sich
nicht. Sein Kopf war ein wenig auf die Brust gesunken, und es schien, als ob er
während der Arbeit eingeschlafen sei.
    »Mr.
Flemming?« fragte sie leise und näherte sich ihm. In dem Papierkorb neben dem
Schreibtisch lagen zusammengeknüllte Papiere, vor der Gestalt auf dem
Schreibtisch eine Unterschriftenmappe. Deutlich erkannte Silvia den protzigen
Briefkopf, der in breiten Lettern Namen, Anschrift und Telefonnummer von Mr.
Flemming trug. Sie sah die deutlich lesbare Unterschrift – Dylan Flemming, die
am Ende dieses Briefes unter den Text gesetzt war.
    Es
war erstaunlich, dass Flemming fest schlief. Er schien

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