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003 - Im Kabinett des Grauens

003 - Im Kabinett des Grauens

Titel: 003 - Im Kabinett des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sein sollten. Er musste das näher erkunden.
    Er
ging auf die nächste Gestalt zu. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er ein
junges Pärchen, das durch einen Seitenausgang das Kabinett verließ. Zwei
Minuten später begegnete Tom drei Personen, die ihren Rundgang ebenfalls
abgeschlossen hatten und durch den gleichen Seitenausgang verschwanden. Zu
diesem Zeitpunkt hatte Tom sehr aufmerksam die Gestalten registriert, deren
Originalutensilien einen guten Verkauf zu gewährleisten schienen. Sie trugen
goldene Uhren, kostbare Ringe, und unter einer Glashaube war sogar die Beute
eines Raubmörders untergebracht, wertvolle Schmuckstücke, die aus verschiedenen
Beutezügen stammten und deren Besitzer man nicht ausfindig machen konnte – oder
die es unterlassen hatten, aus welchem Grund auch immer, sich zu melden. Wie
Mr. Flemming zu diesen Wertsachen gekommen war, würde ewig ein Rätsel bleiben.
    Interessiert
war Tom auch an drei Handfeuerwaffen und zwei Dolchen mit eingelegten
Intarsienarbeiten.
    Es
wurde immer ruhiger im Kabinett, und Tom fragte sich, ob Fletcher gekommen war.
Er sah sich verstohlen um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Sie hatten sich
hier treffen wollen, es gehörte zum Plan. Diesen Coup konnte er nur mit einem
zweiten Mann durchführen.
    Tom
schlich um einen Torbogen herum. Das dunkelrote Licht einer verborgenen Lampe
strahlte ihn an. Er blickte an der Wachsfigur zu seiner Seite hoch. Auf dem
Namensschild, das am Sockel angebracht war, las er den Namen Derry Cromfield.
Die Gestalt war über 1,90 Meter groß und recht breit. Das pockennarbige Gesicht
mit der Stichwunde unter dem linken Auge hatte einen Zug ins Brutale. Toms
Augenmerk fiel auf den schweren Goldring an der linken Hand Cromfields, und er nahm
sich vor, diesen Ring nachher nicht zu vergessen.
    Er
kam an zwei leeren Sockeln vorbei, blieb kurz bei einem japanischen
Schwerverbrecher stehen – und zuckte zusammen, als sich plötzlich eine Hand auf
seine Schulter legte.
    Tom
wirbelte herum, die Lippen halb geöffnet. »Fletcher«, kam es dumpf aus seiner
Kehle.
    Sein
Gegenüber, ein ebenso schmächtiger Bursche wie Tom, mit schwarzem Haar und
dunklen, ständig in Bewegung befindlichen Augen, grinste von einem Ohr zum
anderen. Das Halbdunkel ließ seine weißen Zähne voll zur Wirkung kommen.
»Erschrocken, Riggins?« fragte Fletcher. Er sprach so leise, dass seine Worte
einen Schritt weiter nicht zu verstehen waren.
    Tom
nickte. »Seit ich hier bin, habe ich schwache Nerven. Das macht die Umgebung.
Es ist ein bisschen unheimlich. Aber der Schauer lohnt sich. Es ist nicht zu
fassen, was Mr. Flemming zusammengetragen hat. Er muss ein Vermögen hier
hineingesteckt haben. Er wird sich wundern, wenn morgen bei der Öffnung des
Kabinetts fast nichts mehr davon da ist.«
    »Du
willst es durchführen, heute noch?«
    Tom
nickte. »Es bleibt bei unserer Abmachung«, flüsterte er, während er kaum
merklich seinen Komplizen am Ärmel zur Seite zog und weiterging, scheinbar
interessiert an einer Wachsfigur, begutachtend, aufmerksam die Erklärungen dazu
lesend, die auf einer Tafel an einem Gestell unmittelbar neben der Gestalt
angebracht waren. Die Tafel enthielt in groben Zügen den Lebenslauf der jeweils
dargestellten Figur.
    Die
letzten Besucher des Kabinetts kreuzten den Weg der beiden Diebe. Auch sie
hatten, während sie sich unterhielten, unwillkürlich die Stimmen gesenkt. In
dieser Umgebung sprach niemand ein lautes Wort.
    Riggins
und Fletcher schienen interessierte Besucher des Kabinetts zu sein. Während sie
von einer Figur zur anderen marschierten, legte Tom ein letztes Mal seinen Plan
dar. »Und wie sieht es bei dir aus, Fletcher?« fragte er abschließend.
    »Es
gibt zwei Seitenausgänge. Sie werden nach neunzehn Uhr vom Kassierer, der die
letzte Runde durch das Kabinett macht, verschlossen. Manchmal macht er sich
auch gar nicht die Mühe, das Kabinett noch einmal zu durchschreiten. Er weiß
aus Erfahrung, dass niemand gern zu lange in diesen Gewölben bleibt. Wenn du
mich fragst, Riggins, dann würde ich es auch nicht fertigbringen, einige Nachtstunden
hier zu verbringen.«
    Tom
lachte leise. »Wir bilden uns alle etwas ein, Fletcher, und unsere Einbildung
ist größer als unsere Vernunft. Vor den Lebenden müssen wir Angst haben, nicht
vor einer Wachsfigur!« Er sah sich um. Die beiden letzten Besucher stiegen die
Treppe zu einem der Seitenausgänge hoch, und ein kalter Luftzug strich durch
das Gewölbe, als die schwere Eisentür

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