003 - Rom sehen und sterben
Glück. Das Biest verfing sich in dem Flickenstoff, war zumindest Sekunden damit beschäftigt, sich daraus zu befreien.
Sekunden, die Matt zu seinen Gunsten nutzte.
Er umkreiste die Spinne und sprang. Landete auf dem glatten Chitinrücken des Biestes. Aufrecht kniend, brachte er den Dreizack in Position, zielte genau in die Kerbe zwischen Kopf und Rumpf. Und stieß zu, mit aller Kraft! Er warf sich nach vorn, um sein ganzes Gewicht in den Stoß zu legen.
Und es klappte! Die spitzen Zacken drangen in den Spinnenkörper ein. Das riesige Tier zuckte, bäumte sich ein letztes Mal auf und sackte dann unter Matt zusammen.
Schweratmend rutschte Matthew vom Rücken des toten Monstrums herab, blieb im Sand knien, keuchend und hustend, aber lachend. Die Erleichterung brach sich unkontrolliert Bahn.
Aber das Lachen verging ihm. Denn wie erwartet war die Show, in deren Mittelpunkt er wider Willen stand, noch nicht vorbei.
Die zweite Runde wurde eingeläutet, bevor Matt auch nur wieder zu Atem gekommen war. Das Publikum begrüßte seinen neuen Gegner mit frenetischem Applaus.
Er selbst wünschte sich fast, das Spinnenmonster nicht besiegt zu haben…
... dann nämlich hätte er jetzt nicht gegen Captain Irvin Chester antreten müssen…
***
Dieser Irvin Chester war nicht mehr der, mit dem Matt Drax in der Nacht zuvor gesprochen hatte.
Dieser Mann war mehr Maschine als Mensch, programmiert zu töten. Sie mussten ihn mit weiteren dieser teuflischen Früchte vollgestopft haben.
Im Zellentrakt unter dem Kolosseum hatte Matt den Eindruck gehabt, Irvin sei - seiner Größe und den Muskelbergen zum Trotz - nicht mehr als ein Häuflein Elend.
In seinem jetzigen Zustand weckte Chester nur noch eine Scheißangst in ihm - und unbändige Wut, die sich jedoch nicht gegen den schwarzen Riesen richtete, sondern gegen die verkommene Bande, die über ihnen auf dem Balkon herumlungerte, allen voran Maars, diese fette Kröte, die sich selbst zum Gott ernannt hatte!
Der Zorn half Matt.
Ein bisschen wenigstens.
Er bewahrte ihn davor, einfach zu resignieren angesichts der Möglichkeiten, die ihm blieben: entweder den Kameraden zu töten oder selbst draufzugehen.
Vielleicht fand er ja einen Weg, Irvin Chester zu überwältigen, ohne ihm wirklich Schaden zuzufügen.
Was nicht einfach sein würde, denn seinerseits hatte er von dieser Kampfmaschine keine Gnade zu erwarten.
Irvin Chester erkannte ihn nicht mehr. Er stürmte brüllend heran wie eine fleischgewordene Dampframme, schlug mit seiner Keule nach Matt, und der hatte alle Mühe, den Hieben auszuweichen. An Angriff war gar nicht zu denken!
»Irvin!« rief er eindringlich. »Komm zu dir, Big Boy! Verdammt, ich bins -Matt! Matt Drax! Dein Kumpel!«
Wusch!
Die Nagelkeule rasierte haarscharf an Matts Brust vorüber. Eine der Metalldornen zerriss den Stoff seiner Kleidung und ritzte die Haut darunter. Nur ein Kratzer, aber er brannte wie Feuer!
»Irvin! Du musst dagegen ankämpfen! Ich bin nicht dein Feind, ich bin dein Freund, verstehst du?!«
Irrte er sich, oder geriet Irvin Chesters Attacke tatsächlich einen winzigen Moment lang ins Stocken? Mochte sein, aber der nächste Schlag kam dennoch.
Matt sprang zurück, und der eigene Schwung brachte Chester für Sekunden aus dem Gleichgewicht. Bevor er sich wieder fangen konnte, stürmte Matt vor, stemmte den Dreizack in den Boden und sprang mit den Füßen voran.
Er traf Chester vor die Brust. Der Hüne taumelte. Matt setzte nach, schlug mit dem Dreizack zu. Er zielte auf Irvins Hände, und tatsächlich gelang es ihm, Chester zu entwaffnen.
»Irvin! Sieh mich an!« brüllte er. »Schau mich an, verdammt!«
Matt setzte ihm die Faust unters Kinn. Doch was andere. Männer für Stunden knockout gesetzt hätte, entlockte dem mit Drogen vollgepumpten Riesen nur ein verstörtes Kopfschütteln.
Chester blinzelte. Für eine Sekunde schien sich sein Blick zu klären.
»Wach auf, Big Boy!« setzte Matt nach.
»Erinnere dich.«
Ein Stoß warf ihn zurück. Irvin Chester grunzte gereizt und bückte sich nach seiner nagelgespickten Keule, hob sie aber nicht auf. Hielt inne. Stand vornübergebeugt inmitten der Arena wie ein Gorilla, die Arme pendelnd.
Schon begann Matt Hoffnung zu schöpfen - zu früh! Chester schüttelte unwillig den Kopf, packte die Keule und kam hoch. Die Waffe zum Schlag erhoben, stürmte er auf Matt zu, dem der Herzschlag stockte.
Es war vorbei. Er hatte den Freund verloren.
Er sah in Irvin Chesters verzerrtes
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