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0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

Titel: 0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Morgen meiner Hinrichtung
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des Korridors. Der Liftboy riß sein Käppi ab und öffnete uns dienernd die Fahrstuhltür. Leise summend setzte sich der Lift abwärts in Bewegung.
    Die Halle. Träge vor sich hindösend, stand der Empfangschef hinter seinem Mahagonipult mit der marmornen Tischplatte. Er dienerte, als wir an ihm vorbeimarschierten. Eine Mexikanerin warf uns neugierige Blicke nach. Wir sahen es kaum.
    Die Stufen vor dem Eingangsportal schimmerten grellweiß in der Sonne. Unsere Absätze klapperten lauter als sonst auf dem blanken Stein. Oder täuschte mich die angespannte Aufmerksamkeit aller meiner Sinne über die wirkliche Stärke dieser alltäglichen Geräusche?
    Da stand der Lincoln. Ich zog mit der rechten Hand die Schlüssel aus meiner rechten äußeren Rocktasche und schloß auf. Phil kletterte drüben hinein, ich an der Steuerseite. Mit dem üblichen Knall flogen die Wagentüren zu.
    Die Waffen und die beiden Taschen blieben vor uns auf dem Schoß liegen, bedeckt von den hellen Staubmänteln. Gehorsam setzte sich der Wagen in Bewegung.
    Ich fuhr ein mittleres, dem Verkehr angepaßtes Tempo, sogar ein bißchen langsamer, als es gemeinhin meine Art ist. Denn in der letzten Sekunde sollte mir nicht etwa noch ein blödsinniger Unfall dazwischenplatzen.
    Wir sprachen kein Wort miteinander, wozu auch! Jede Einzelheit hatte jeder von uns beiden in den letzten zwölf Stunden hundertmal durchdacht und in Gedanken seinen Teil ausgeführt. Jeder kleinste Handgriff war von unserer Phantasie vorweggenommen und durchexerziert worden. Was jetzt noch nicht klappte, das konnte auch durch ein Gespräch nicht mehr geklärt werden.
    Zweihundert Meter vor mir tauchte die Kreuzung auf, an der es geschehen würde. Der Wagen behielt seine Geschwindigkeit bei, bis wir die Ecke erreicht hatten.
    Ich umfuhr sie und bog in die kleine Nebenstraße ein, die links an der Bankfiliale vorbeiführte. Zwölf Meter hinter der Ecke hielt ich den Wagen an, ließ den Motor im Leerlauf laufen.
    Wir sahen uns an. Ich nickte.
    »Na dann!« sagte Phil und stieg aus. Die Maschinenpistole lag am linken Unterarm, der helle Staubmantel darüber.
    Ich kletterte auf meiner Seite heraus.
    Zielbewußt stießen wir die Schwingtür auf, Phil den rechten, ich den linken Flügel. Zwei Schritte in den Raum hinein, dann flogen die Mäntel zu Boden, und die nackten Läufe der beiden Maschinenpistolen starrten wie die Verkörperung einer tödlichen Drohung auf die Leute, die sich in der Bank befanden.
    »Ruhig bleiben!« sagte Phil im Gesprächston, allerdings auf Spanisch, damit sie auch todsicher kapierten. »Ruhig bleiben und keine Bewegung, dann geschieht Ihnen nichts.«
    Er trieb mit einer deutlichen Geste die zwei Kunden der Bank vom Kassenschalter weg auf seine Seite.
    Totenstille herrschte. Sie hätten eine Stecknadel zu Boden fallen gehört, wenn eine gefallen wäre.
    Ich stützte mich auf den Tisch und war mit einer Flanke hinter der Barriere. Meine Maschinenpistole starrte auf blasse schwitzende Gesichter. Ehrlich gesagt, wunderte ich mich den Bruchteil einer Sekunde darüber, daß niemand von den Damen in Ohnmacht fiel. Aber diese Verwunderung huschte in einer Zehntelsekunde durch meinen Kopf, dann meldete sich auch sofort der Gedanke: Kümmer’ dich um deine Sache, verdammt noch mal.
    Ich trat an den Kassenschalter. Die beiden Ledertaschen flogen dem Kassierer vor den Bauch.
    Ich brauchte nur eine entsprechende Handbewegung zu machen, da machte er sich eifrig an die gewünschte Arbeit. Alles Bargeld raffte er zusammen und stopfte es mit zitternden Fingern in die mitgebrachten Lederbeutel.
    Meine Augen schweiften unablässig durch meine Seite der Schalterhalle. Die andere Seite unterstand Phil. Und ich wußte, daß ich mich auf ihn verlassen konnte.
    Ein schnurrbärtiger Kerl schob langsam seinen glänzenden Lackschuh an das vordere Bein des Tisches heran, vor dem er saß. Ich drückte ihm die Mündung der Maschinenpistole leise ins Genick. Er fiel vor Schreck beinahe vom Stuhl. Aber die gewünschte Wirkung trat ein: Er machte keinen zweiten Versuch, auf die Alarmanlage zu treten.
    Hinter meinem Rücken hörte ich Phils leidenschaftslose Stimme: »Nur schön ruhig bleiben. Es geschieht Ihnen nichts. Ganz ruhig bleiben!«
    Ich fühlte, wie mir Schweiß auf die Stirn trat und ätzend durch die Augenbrauen lief. Verdammt, wie lange brauchte denn der Kassierer, um ein paar Päckchen Geldscheine und ein paar Rollen Münzen in die Taschen zu stopfen?
    Ich warf ihm einen bösen

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