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0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

Titel: 0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Morgen meiner Hinrichtung
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Taschen offen.
    »Gib mir deine Autoschlüssel!«
    Phil legte sie auf den Tisch.
    »Bau den Krempel inzwischen zusammen!«
    »Okay.«
    Phil suchte sich die Einzelteile unserer beiden Maschinenpistolen heraus und setzte sie mit geübten Handgriffen zusammen.
    Ich setzte mich an den Tisch und zückte meinen Füllhalter. Es wurde ein kurzer Brief, der aber alles Notwendige enthielt. Zum Schluß fügte ich die beiden Taschenschlüssel und die Wagenschlüssel des Volkswagens, in den Umschlag und klebte ihn zu.
    »Ich glaube, es ist das beste, wenn Ich den Brief selber abgebe«, sagte ich. »Wir dürfen nicht das Risiko übernehmen, daß er wegkommt.«
    »Ja, du hast recht.«
    Phil ließ mich aus dem Zimmer und schloß sich hinter mir wieder ein. Ich setzte mich ans Steuer des Lincoln und gab Gas. Ein Glück, daß ich mir den Stadtplan von Caracas genau eingeprägt hatte…
    Nach einer Dreiviertelstunde war ich wieder zurück und klopfte das verabredete Zeichen. Phil öffnete sofort.
    »Okay«, sagte ich. »Und wie weit bist du?«
    Er deutete auf die beiden Maschinenpistolen, die gebrauchsfertig auf dem Tisch lagen.
    »Alles startklar.«
    Ich sah auf meine Uhr. Es war elf Uhr siebzehn vormittags.
    »Wir warten noch eine knappe Stunde«, entschied ich. »Dann herrschen die größte Mittagshitze und der geringste Verkehr. Da sind unsere Chancen am größten.«
    »Einverstanden.«
    Wir flegelten uns, zum letztenmal in diesem schönen Hotel, in die weichen Sessel. Deutlich hörten wir beide das Ticken einer kleinen Uhr, die auf einem zierlichen , Wandschränkchen stand.
    In einer Stunde war es also soweit. Ein merkwürdiges Gefühl überkam mich. Wenn irgend etwas schiefging, würden wir es voll zu verantworten haben. Und wieviel konnte da schiefgehen!
    Wir befanden uns in einem Land, das wir nicht kannten, wo eine Sprache gesprochen wurde, die wir nur mühsam radebrechen konnten, und wir standen absolut allein auf weiter Flur; niemand wußte etwas von dem Sinn unseres Auftrags.
    Träge verging die Zeit. Wir schwiegen und hingen unseren Gedanken nach. Der Rauch unserer Zigaretten stieg in gewundenen Spiralen hinauf zu der stuckverzierten Decke des großen Hotelzimmers.
    Das Mädchen fiel mir ein. Sie war ein liebes, nettes Geschöpf. Was würde sie für Augen machen!
    Ich drückte den Rest meiner Zigarette aus und zündete mir die nächste an. Phil verschwand im Badezimmer und kam mit einer Karaffe kalten Wassers wieder zum Vorschein. Er goß sich einen Schnaps ein und verdünnte ihn.
    »Mir auch«, brummte ich.
    Er schenkte mir ein. Goldig schimmerte das Getränk in den schön geschliffenen Gläsern des Hotels. Wir stießen an. Es klang hart und kurz.
    »Hals- und Beinbruch, Jerry«, sagte Phil.
    Sein Gesicht war ungewöhnlich ernst. Und seine Stimme klang ein wenig rauher als sonst.
    Ich nickte ihm zu: »Dasselbe, Phil.«
    Wir kippten den verdünnten Schnaps hinunter. Er schmeckte deutlich nach Wasser.
    Ich stand auf und nahm eine der beiden Tommy Guns in die Hand. Sie war mit einem Fünfzigermagazin aufgeladen. Der Sicherungsbügel sperrte den Abzug. Einen Augenblick lang war ich versucht, das ganze Ding zur Kontrolle noch einmal auseinanderzunehmen, aber dann ließ ich es doch. Wenn Phil eine Maschinenpistole zusammensetzt, dann können Sie Gift darauf nehmen, daß es die Kanone tut, sobald sie es tun aoll.
    Ich legte die Waffe zurück auf den Tisch und setzte mich wieder in den Sessel. Durch die zugezogenen Vorhänge fiel ein schmaler Streifen der grellen Mittagssonne. Feiner Staub tanzte in dem Lichtstreifen seinen lautlosen Reigen.
    »Ich wollte beinahe, wir hätten die ganze Sache abgelehnt«, sagte Phil nach einer Weile.
    Er sprach nur aus, was ich dachte.
    »Noch könnten wir es sein lassen«, sagte ich. »Noch ist alles rückgängig zu machen.«
    Phil schüttelte den Kopf.
    »Nein, Jerry. Wir haben unser Wort gegeben, daß wir es tun werden. Unser Wort gilt. Das ist nicht rückgängig zu machen.«
    »Stimmt, Phil.«
    Abermals hüllte uns ein langes Schweigen ein. Dann war es soweit. Ich stand auf. Phil ebenfalls. Wir traten an den Tisch. Jeder nahm eine der Maschinenpistolen. Jeder nahm eine der beiden offenen Ledertaschen. Dann hängten wir uns die hellen Staubmäntel über den Arm, so daß Maschinenpistole und Ledertasche verborgen waren.
    Ein letzter prüfender Blick durch das Zimmer.
    »Okay.«
    »Los.«
    Phil schloß die Tür auf. Wir gingen hinaus.
    ***
    Unsere Schritte huschten weich über den dicken Teppich

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