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0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

Titel: 0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Morgen meiner Hinrichtung
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Blick zu.
    In diesem Augenblick kam natürlich die Überraschung. Sie mußte ja kommen. So etwas konnte gar nicht ohne Überraschung abgehen.
    Miß Elangez stand auf. Sie hatte diese paar Sekunden gebraucht, um sich von ihrem Schreck zu erholen, aber jetzt hatte sie sich gefaßt. Und sie schien das einzige wirklich mutige Geschöpf in der ganzen Bank zu sein.
    Sie stand langsam auf und kam auf mich zu. Sie lief mir direkt vor die Mündung der Maschinenpistole. Verdammt, war das Mädel leichtsinnig!
    Wenn wir nun wirklich ausgekochte Gangster gewesen wären, hätte sie einen Freifahrtschein ins Jenseits aus der Maschinenpistole bekommen.
    Einen Augenblick zögerte ich. Drohend fühlte ich, wie sich die Spannung ihrem Höhepunkt näherte. Wenn ich nichts unternahm, waren wir in zwei, drei Sekunden erledigt.
    Aber was sollte ich unternehmen?
    Dieses Teufelsmädchen kam zwar sehr langsam, aber auch sehr stetig auf mich zu. Und ihre schönen schwarzen Augen hatten sich in meinem Blick festgebissen. Ich sah, daß ihr das Wasser in den Augen stand, aber ich sah auch, daß sie aus Wut, aus Trotz und vielleicht aus Enttäuschung zu allem entschlossen war. Und buchstäblich in letzter Sekunde entdeckte ich den kleinen Knopf, der zehn Zentimeter vor der Spitze ihres weißen Schuhes aus dem Fußboden ragte: den Alarmknopf.
    Wenn ich erst mal weiß, was ich will, kann ich schneller reagieren als ein elektrisches Gerät.
    Mit einem Sprung war ich bei ihr. Meine Rechte riß sie zu mir heran, die Hand preßte ich auf ihren Mund.
    Diese Gefahr war gebannt. Ich hob sofort drohend die Maschinenpistole mit der Linken, um nicht andere Leute auf dumme Gedanken kommen zu lassen.
    Ein junger Bankangestellter, der aufgesprungen war, als ich das Mädchen ergriffen hatte, ließ sich langsam wieder auf seinen Stuhl niedersinken. Irgendwo in meiner Brust hatte ich das Gefühl, als wiche eine unbeschreiblich schwere Last von meinem Herzen.
    Der Kassierer sah mich fragend an. Kaum war ich wieder Herr der Lage geworden, da brach mein alter Übermut auch schon wieder durch.
    Ich preßte das Mädchen enger an mich heran, um ihr das Beißen abzugewöhnen, mit dem sie es jetzt versuchte, und deutete gleichzeitig mit der Mündung der Maschinenpistole auf einen verschlossenen Kasten, der unter dem Kassentisch stand. Der Kassierer wurde blaß.
    Ich wiederholte die Geste. Der Kassierer rührte sich nicht.
    Mein linker Daumen fuhr hoch. Leise klackend legte sich der Sicherungsbügel der Tommy Gun herum. Obgleich es nur ein ganz leises Geräusch war, drang es doch deutlich durch die tiefe Stille, die in der Bank herrschte, seit wir die Bude betreten hatten.
    Der Kassierer kam ins Schlottern. Aber er hatte das metallische Geräusch durchaus richtig gedeutet. Und er sagte sich, daß ihm sein Leben mindestens genausoviel wert sein könnte wie der Bank das Geld, von dem er selbst ja außer seinem sicherlich nicht besonders großen Gehalt doch nichts hatte.
    Er bückte sich und schloß den Kasten auf. Er entpuppte sich als ein ganz anständig geladenes Bargeldreservoir.
    Genau in meinem Blickfeld lag die große Normaluhr an der Stirnwand des Raumes. Sie glauben nicht, wie lang zwei Minuten sein können!
    Mir kamen sie wie zwanzigtausend Ewigkeiten vor. In diesen unendlichen Zeiträumen hatte ich ständig die Angestellten der Bank im Auge zu haben, den Kassierer hin und wieder durch einen entsprechenden Blick zu größter Schnelligkeit anzufeuern und ein verzweifelt strampelndes Mädchen mit einem Arm zu bändigen. Eine anständige Boxerei wäre mir lieber gewesen.
    Phil machte seine Sache meisterhaft. Während der ganzen Zeit wurde ich nicht ein einziges Mal durch nur das leiseste Geräusch von seiner Seite her gestört. Nur seine eintönig murmelnde Stimme war da, die immer und immer wiederholte: »Ruhig bleiben! Es geschieht Ihnen nichts, wenn Sie absolut ruhig bleiben!«
    Der Kassierer richtete sich wieder auf. Vor ihm auf dem Tisch lagen die beiden prall gefüllten Ledertaschen. Jetzt kam der schwierigste Teil dieses Unternehmens.
    Ich zog das Mädchen mit bis an den Kassierertisch heran. Dort spannte ich meine Muskeln an und sagte leise in Englisch: »Achtung, Phil, in fünf Sekunden! Eins — zwei — drei — vier — und los!«
    Ich stieß das Mädchen von mir und dem ahnungslosen Kassierer vor die Brust. Mit einem Griff hatte ich die beiden Taschen und war über den Schalter gehechtet.
    Eine Frau schrie, aber es war ein recht kläglicher Schrei, der

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