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0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung

Titel: 0030 - Am Morgen meiner Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Morgen meiner Hinrichtung
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vielleicht nicht einmal auf der Straße zu hören gewesen war. Ich raste zum Ausgang, ohne mich um das Frauenzimmer zu kümmern. Den Rückzug hatte Phil zu decken.
    Er tat es nach der ausgemachten Art. Als ich die Schwingtür erreicht hatte, riß er den Sicherungsflügel seiner Maschinenpistole herum und jagte eine Salve nach oben in die Decke. Laut ratterten die Schüsse heraus.
    Augenblicklich setzte ein wildes Geschrei ein. Dazwischen tönte das grelle Läuten der Alarmklingeln. Atemlos hechtete ich ans Steuer des Lincoln und riß die rechte Tür auf für Phil.
    Da war er auch schon. Ich trat den Gashebel so durch, daß der Wagen wie ein Panther nach vorn schoß. Phil stieß den Lauf der Maschinenpistole mit einem harten Schwung durch das Fenster der Rückscheibe und knallte kurze ratternde Salven auf das Pflaster der Straße. Obwohl er absichtlich ganz tief gezielt hatte, stoppten drei übereifrige Männer, die uns hatten nachrennen wollen.
    Irgendwo hörte ich das Heulen einer Polizeisirene. Zum Teufel, wie lange brauchten denn die Burschen, um auf der Bildfläche zu erscheinen? Ich vergaß ganz unsere Situation und nahm den Fuß ein wenig vom Gaspedal zurück.
    »Da sind die Cops!« rief Phil.
    Weit hinter uns war der erste Jeep der Polizei von Venezuela aufgekreuzt. Und uns pfiffen auch schon die ersten Kugeln um die Ohren. Ich nahm in Gedanken alles zurück, was ich zwei Sekunden vorher gegen die Polizei gedacht hatte.
    »Jerry, hau ab!« schrie Phil. »Gib Gas! Da! Da vorn!«
    Er hatte recht. Auf einer Zubringerstraße, die vor uns von rechts zu der Hauptstraße führte, auf der wir dahinbrausten, näherte sich in ungemütlichem Tempo ein zweiter Jeep unserer venezolanischen Kollegen.
    ***
    Zu diesem Zeitpunkt war uns die Polizei noch so unerwünscht, wie sie jedem echten Gangster in dieser Situation gewesen wäre. Es gab nur noch eine Möglichkeit, ihr zu entkommen. Jetzt mußte ich aus dem Lincoln herausholen, was herauszuholen war.
    »Die scheinen schon über ihre Funksprechanlage sämtliche Jeeps der näheren Umgebung zusammengetrommelt zu haben«, sagte Phil. Ich sah im Rückspiegel, daß er sich am rechten hinteren Seitenfenster zu schaffen machte.
    Ich hatte das Gaspedal durchgetreten, bis es einfach nicht mehr weiterging. In wenigen Sekunden hatte der Wagen einhundertzwanzig Meilen auf dem Tachometer.
    Zum Glück war es eine dieser modernen, fabelhaft gebauten Straßen, die sich Venezuela in den letzten Jahren aufgrund seiner Außenhandels-Überschußbilanz leisten konnte. Sonst wäre unser Leben keine zwei Cent wert gewesen.
    Ich hörte, daß Phil zum Seitenfenster hinausschoß, als wir über die Einfahrt der Zubringerstraße, flitzten. Ich hatte unwillkürlich den Kopf eingezogen, denn an dieser Stelle, wo die Zubringerstraße mündete, waren wir dem zweiten Jeep am nächsten.
    Ich hatte sehr gut daran getan, den Kopf einzuziehen.
    Es klirrte, zischte heiß und bösartig, klirrte noch einmal, und dann war der Spuk vorbei. Einer der Polizisten aus dem zweiten Jeep hatte Glück gehabt. Seine Karabinerkugel war vorn durch beide Fenster gesaust. Zum Glück für mich ziemlich hoch.
    Die Straße machte eine scharfe Rechtsbiegung. Ich hing am Steuer, als ob ich daran festgewachsen wäre. Die Reifen scheuerten kreischend über den Asphalt.
    »Wie sieht es aus?« fragte ich.
    »Wir haben Luft«, sagte er mit einer merkwürdig gepreßten Stimme.
    »Okay, ist was mit dir?«
    Ich konnte mich beim besten Willen nicht umdrehen. Das Tempo war zu groß. Da begann das Gebirge. Die erste Erhebung nahmen wir, ohne daß ich den Gang runterzuschalten brauchte. Die zweite tat es nicht mehr.
    Ich schaltete fluchend einen Gang herunter.
    »He, Phil, was ist los?«
    »Nichts weiter, Jerry! Fahr zu! Wir haben jetzt mindestens achthundert Meter Vorsprung. Sieh zu, daß du ihn auf einen Kilometer oder mehr vergrößern kannst!«
    »Okay, okay. Aber sag schon, was ist mit dir?«
    »Mich hat’s erwischt. In der linken Schulter. Zwei Kugeln, wenn ich es richtig fühle.«
    »Verflucht noch mal! Wirst du durchhalten können?«
    »Ich denke schon. Kümmere dich jetzt nicht darum! Fahr, was der Teufel gerade noch genehmigt!«
    A
    »Kannst dich darauf verlassen!«
    Vor uns tauchte das Heck eines Lieferwagens auf. Der Idiot bildete sich ein, die Straße sei nur für ihn allein da. Ich drückte den Hupring ein und nahm den Finger nicht wieder herunter.
    Endlich bequemte sich dieser lebensmüde Kerl von einem Fahrer. Wir zischten auf

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