0031 - Die Tiefsee-Monster
Sauerstoff füllte seine Lungen und kurbelte seine Lebensgeister an.
Der Professor blies zuerst einmal die Maske leer, in die bei dem Anprall mit dem Boot der Fanatiker Wasser eingedrungen war.
Dann verankerte er sich an dem Felsen, gegen den gelehnt er da hockte, und streifte sich die Schwimmflossen über.
Dabei dachte er fieberhaft nach, was jetzt zu tun war.
Ein Blick nach oben zur spiegelnden Wasserfläche verriet ihm, daß seine Angreifer ganze Arbeit geleistet hatten.
Von seinem Leihboot keine Spur. Sicher hatten sie es mitgenommen und rechneten damit, daß der Professor elendig umkommen würde.
Ein teuflischer Plan, mußte Zamorra zugeben, und gut dazu. Niemand würde die Männer verdächtigen. Man fand ein leeres Motorboot und würde schulterzuckend erklären, es handele sich um einen Unglücksfall.
Doch diese Gedanken halfen auch nicht weiter. Zamorra rief sich wieder in die Wirklichkeit zurück, die ziemlich hoffnungslos aussah.
Zum Festland zurückschwimmen war so gut wie ausgeschlossen.
Die Entfernung war zu groß, und außerdem hatte er nicht beliebig viel Zeit zur Verfügung. Wenn nämlich seine Vermutungen zutrafen, dann mußte sehr bald etwas geschehen.
Er erinnerte sich, daß dieses winzige Stück Land gar nicht weit vor der Insel Kythnos lag. Wenn er es schaffte, bis dorthin zu schwimmen, dann mußte es eine Möglichkeit geben, von dort wieder aufs griechische Festland zu kommen.
Doch vorher wollte der Professor sich noch unter Wasser umschauen. Wenn ihn nicht alles trog, dann mußte das hier die Gegend sein, in der Dimitri Vassilikos, der Schwammtaucher, verschwunden sein sollte. Und wie man allgemein auch überzeugt war – ums Leben gekommen.
Zamorra regelte die Sauerstoffzufuhr an seinem Tauchventil und setzte sich in Bewegung.
Er stieß sich von dem Felsen ab, der ihn die ganze Zeit gestützt hatte, und glitt zügig durch das Wasser.
Der Eindruck, den er bei seinem ersten Eintauchen in die Fluten gehabt hatte, bestätigte sich ihm auf erschreckende Weise.
Wohin er auch schaute, er sah so gut wie überhaupt kein Leben ringsum Kein Fisch schwamm herum, zumindest konnte er keinen erkennen. Keine Wasserpflanze, die in dieser Gegend der Ägäis nahezu perfekte Lebensbedingungen vorfand, lockerte die Einöde unter der Wasseroberfläche auf.
Es war, als hätte der Pesthauch des Todes alles, was sich ihm hier in den Weg gestellt hatte, vergiftet. Auch wurde das Wasser immer kälter.
Zamorra wurde wachsam. Eine innere Stimme warnte ihn, auf der Hut zu sein. Sichernd suchte sein Blick die Umgebung ab.
Nichts. Keine Bewegung, die seine Aufmerksamkeit erregt hätte.
Dieser Teil der Ägäis war wie eine Wüste.
Mit kräftigen Flossenschlägen schob Zamorra sich weiter voran.
Der Eindruck der Kälte wurde immer stärker.
Undeutlich konnte der Professor bereits den dunklen Schatten vor sich ausmachen, der wahrscheinlich den untermeerischen Sockel der Insel bildete.
Eine ungewöhnliche Formation des Bodens forderte seine Neugier heraus.
Es sah aus wie ein sanft geschwungener Felsrücken. Zamorra konnte sich erinnern, solche Formen schon einmal gesehen zu haben, doch konnte er im Moment nicht genau sagen, wo.
Die Erhebung und ihre Form ließ vermuten, daß sich hier irgend etwas nicht dem Meer Gehöriges abgelagert hatte.
Zamorra wurde von dieser rätselhaften Erscheinung geradezu magisch angezogen.
Er änderte seine Richtung geringfügig und schlängelte auf seinen Fund zu.
Ein dunkler Schatten auf dem Meeresgrund ließ ihn kurz zögern.
Er tauchte ganz hinunter und erkannte einen länglichen Gegenstand.
Zamorra hob ihn auf und begriff, daß es sich um ein Schwert handelte. Interessiert kratzte er am Griff herum. Unter Umständen konnte er irgendwelche Hinweise aus der Zeit finden, aus der es stammte.
Doch er fand keine Spur einer Jahresangabe, außer einigen Verzierungen am Griff der Kampfwaffe. Der Länge nach mußte es sich um ein antikes Kurzschwert handeln. Zamorra kannte diese Waffen aus alten Darstellungen, Tempelfresken und Steinreliefs aus dem Altertum. Eigentlich war es kein Wunder, daß er hier einen solchen Fund machte. Schließlich befand er sich hier in einem Land, dessen Kultur in der Zeit vor Christi Geburt in höchster Blüte stand.
Was ihn allerdings erstaunte, war, daß diese alte Waffe hier so offen herumlag und nicht unter dem Schlamm und den Ablagerungen der Jahrtausende ruhte. Archäologen mußten immer riesige Erdmassen wegräumen, um an die Zeugen der
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