0031 - Die Tiefsee-Monster
Vergangenheit zu gelangen.
Und selbst dann wurden sie nur sehr selten fündig.
Zamorra befestigte das Schwert an seinem Bleigürtel und schwamm weiter zu seinem ursprünglichen Ziel.
Je näher er kam, desto deutlicher wurde auch für ihn, woran ihn die Form der Erhebung erinnerte – an einen Schiffsrumpf, der auf die Seite gekippt war.
Zwischen Zamorras Schulter lag plötzlich ein seltsames Prikkeln, wie immer, wenn er dicht vor erstaunlichen Entdeckungen stand.
Sollte er hier einem lange verborgenen Rätsel auf der Spur sein?
Er verschaffte sich von weitem einen Eindruck von der Formation, die mit Sand und Muscheln bedeckt war.
Dann schwamm er zu dem Ende, das er für den Bug des vermeintlichen Schiffes hielt.
Zamorra nahm das Schwert zu Hilfe, um sich durch die Sandschicht zu graben.
Sandwolken blähten sich auf und wurden mit einer fast unmerklichen Strömung davongetragen.
Sand rieselte nach und deckte die gegrabene Öffnung wieder zu.
Der Professor wühlte weiter.
Plötzlich spürte er einen harten Widerstand. Er schaufelte eine Fläche frei und bückte sich.
In dem diffusen Licht konnte er nicht viel erkennen, doch es reichte, um ihm zu verraten, daß er auf eine Holzplanke gestoßen war.
Dann mußte seine Vermutung also richtig gewesen sein.
Eilig grub er mit der rostigen Schwertklinge weiter.
Sein Verdacht bestätigte sich. Es war ein Schiff, wie es im klassischen Altertum die Meere befahren hatte.
Zamorra stieß auf eine Öffnung, die früher dazu gedient haben mochte, ein langes Ruder hindurchzustecken, falls es einmal windstill war.
Die Öffnung war groß genug, um einem Mann Durchlaß zu gewähren.
Zamorra packte die Ränder der Luke und zog sich vorsichtig hindurch. Dabei achtete er sorgfältig darauf, daß er sein Tauchgerät nicht beschädigte.
Vorher vergewisserte er sich noch, wieviel Luft ihm noch blieb.
Viel war es nicht mehr. Allenfalls eine Viertelstunde.
Die wollte er auf jeden Fall nutzen. Das Tauchgerät konnte er ja hier irgendwo liegenlassen und durch ausgesetzte Notboje kennzeichnen.
Im Schiffsinnern sah es so aus, als wäre das Schiff nie in ein Unwetter geraten. Keine Unordnung, kein Durcheinander, wie es in solchen Situationen meistens verursacht wurde.
Vor allen Dingen konnte Zamorra sich nicht erklären, wie es kam, daß im Rumpf des alten Schiffes keine absolute Finsternis herrschte.
Die Seitenwände schienen Licht auszusenden, welches Zamorra ermöglichte, jede auch noch so kleine Einzelheit zu erkennen.
Zamorra bewegte sich durch den Rumpf und gelangte zu einer Tür. Ein Riegel war vorgeschoben. Zamorra berührte den Schließmechanismus.
Als wäre er geölt, glitt der Riegel zurück. Die Tür schwang auf, und Zamorra drang in den Raum ein.
Unwillkürlich hielt er den Atem an.
Hier war der Eindruck des Unberührtseins und der Lebendigkeit noch stärker und beängstigender.
Der Professor schluckte. Das hatte er nicht erwartet.
Mitten in dem Raum stand ein Tisch. Und auf dem Tisch, wie beiläufig liegengelassen und noch in Gebrauch, befand sich eine Seekarte, wie man sie im Altertum bereits kannte. Das Material mußte Pergament sein. Zamorra erkannte es an der Struktur.
Schriftzeichen bedeckten den Rand der Karte und standen neben schwarzen Punkten und Linien, die auf der Karte eingezeichnet waren.
Neben einigen Punkten befanden sich auch noch weitere Notizen, die eine bestimmte Bedeutung zu haben schienen und sich auf die markierten Punkte bezogen.
Der Professor brauchte gar nicht lange, um herauszufinden, daß es sich bei den Punkten um Städte handelte, die an der griechischen Küste lagen. Die Karte reichte sogar, wie Zamorra erschließen konnte, bis in die Türkei.
Die Notizen neben den Städtenamen bezogen sich auf Schätze und Reichtümer, die in den jeweiligen Städten lagern mußten. Andere Notizen besagten, daß die eine oder andere Stadt bereits heimgesucht worden war.
Zamorra ging ein Licht auf.
Das war also der Arbeitsplan eines Piratenkapitäns, wie es sie zu allen Zeiten gegeben hatte. Das hier mußten Vorfahren des berüchtigten Klaus Störtebecker gewesen sein.
Zamorra berührte die Karte. Sie gab nach und zeigte keine Spur der Verwesung oder des Zerfalls. Leicht ließ sie sich falten und zusammenrollen.
Zamorra zog seinen Reißverschluß auf und schob die Karte zwischen Haut und Tauchanzug. Vielleicht gab sie ihm Aufschluß über die Herkunft dieses Schiffes. Nichts sagte ihm, wie es hier hatte sinken können. War es in einem
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