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0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus

0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus

Titel: 0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir zogen ihm den Schafspelz aus
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wird eine ruhige Nacht werden.«
    ***
    Ich wartete, bis sie in der Dunkelheit verschwunden waren, und nickte grinsend, als kurz danach die beiden Ganoven auftauchten, um die verspätete Suche nach Vetra aufzunehmen. Sie hatten sich von ihrem Chef Standei wohl eine Menge Unfreundlichkeiten sagen lassen müssen. Sie stoben an mir vorbei und waren bald meinen Blicken entschwunden. Ich ging zurück in die Bar, wo mich die Damen hinter der Theke fast fassungslos ansahen.
    Ohne mich weiter um sie zu kümmern, marschierte ich an der Theke vorbei und öffnete die Tür hinter den beiden Spielautomaten. Als ich sie hinter mir ins Schloss zog, hörte ich die protestierenden Rufe der beiden Bardamen.
    Ich befand mich in einem Korridor, in dem es nach frischer Farbe roch. Eine Glühbirne sorgte für das notwendige Licht, zeigte mir die Treppe, die nach oben führte, aber auch zwei weitere Türen, die zum Flur hin mit Stahlblech beschlagen waren.
    Begreiflicherweise wusste ich nicht auf Anhieb, wohin ich gehen sollte. Wo konnte ich Standei finden, das war die Frage. Aber die Ereignisse nahmen mir die Entscheidung aus der Hand. Die Bardamen schienen in der Zwischenzeit Alarm geschlagen zu haben, denn plötzlich öffnete sich eine der mit Blech beschlagenen Türen und ein breitschultriger Bursche erschien. Er sah mich auf Anhieb und knurrte mich an.
    »Raus, Sie haben hier nichts verloren! Raus, oder ich werde Ihnen schnell Beine machen, mein Sohn.«
    Zugegeben, er war größer und breiter als ich. Und genau darauf bildete ersieh etwas ein. Er kam mit wiegenden Schritten auf mich zu, wie ein Seemann, der bei Windstärke 10 über Deck stolpert. Er holte bedächtig aus, um meine Krawatte zu umfassen.
    Als die Finger zufassen wollten, schlug ich ihm auf die Hände. Der Mann stöhnte erschrocken auf und ließ die Hände heruntersinken.
    »Ist Standei zu sprechen?«, fragte ich kühl.
    »Mann!«
    Mehr sagte ich nicht, dann stürzte er sich auf mich. Nun bin ich bestimmt kein schlechter Boxer und gehe solchen Auseinandersetzungen nicht aus Vorsicht aus dem Wege. Jetzt aber übertrieb ich meine Friedensbereitschaft.
    Der bullige Bursche hatte solch einen Schwung in seinen Schlag gebracht, dass er sich nicht mehr zu bremsen vermochte. Dicht an mir vorbei schoss er gegen die Wand, die natürlich nicht nachgab. Er stöhnte wiederum auf und massierte sich die beiden misshandelten Fäuste, die er mir zugedacht hatte.
    Damit hatte sich seine Geduld dann allerdings auch restlos erschöpft. Vielleicht war ich der erste Besucher hier im Korridor, der ihn hereingelegt hatte. Kurz und gut, der Bursche wollte auf seine Fäuste verzichten und sich einer anderen Waffe bedienen.
    Als er den üblichen Griff zwischen die beiden Rockrevers tätigen wollte, wendete ich noch einmal meine Handkanten an. Er sah bestimmt nicht, wohin ich schlug, so schnell ging es. Nur das Resultat konnte er zur Kenntnis nehmen.
    Er bekam seine langen Arme nicht mehr hoch, er schaffte nicht einen Zentimeter. Er stöhnte und schaute mich verblüfft an. Er knurrte und wollte seine Muskeln kommandieren, aber die wenigen Handkantenschläge hatten sie vorerst außer Gefecht gesetzt. Erfahrungsgemäß musste er noch eine Minute warten, bis er die Arme wieder frei bewegen konnte.
    Und diese eine Minute nutzte ich selbstverständlich.
    Ich zog ihm einen handlichen Sechsschüsser aus dem Schulterhalfter und steckte ihn ein. Aus der Rocktasche zerrte ich einen kleinen Revolver hervor. Als ich nach seiner Brieftasche langte, wollte er nach mir treten.
    Er traf selbstverständlich nur Luft.
    Er wand sich wie ein Aal, als ich weiter nach der Brieftasche suchte. Erfahrungsgemäß werden in solchen Etuis erstaunliche Dinge aufbewahrt, die einem Polizeibeamten eine Menge sagen können.
    Ich hielt die Brieftasche in der Hand, hatte aber keine Zeit, sie aufzuklappen. Die Tür öffnete sich und eine scharfe Stimme fragte, was es denn eigentlich gegeben habe. Obwohl ich den Sprecher nicht sah, wusste ich schon jetzt, dass ich Standei doch noch erreicht hatte. So unangenehm scharf kann eben nur ein Gangsterboss reden, der die Welt in seiner Tasche glaubt.
    »Standei?«, fragte ich sanft.
    Die Tür wurde ganz auf getreten, und ich stand tatsächlich Lefty Standei gegenüber, der einige Zeit brauchte, bis er die Situation verdaut hatte.
    Zuerst starrte er auf seinen Leibwächter, der so versagt hatte, dann auf mich. Er runzelte die Stirn und kam näher. Er war hochgewachsen, schlank, trug einen

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