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0034 - Das Teufelsauge

0034 - Das Teufelsauge

Titel: 0034 - Das Teufelsauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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nicht gedacht, daß Carmela noch nicht tot war. Es wird die übermenschliche Anstrengung des Tanzens gewesen sein, das sie in einen todesähnlichen Zustand versetzt hatte. Und dazu kam der Schreck durch den Überfall der Zigeunerin.«
    »Ja«, sagte Capoa leise. »So muß es gewesen sein. Und nun bleibt uns die entsetzlich schwere Aufgabe, nicht kleine Mädchen zu finden, die man zu Vampiren gemacht hat, sondern die Haupttäterin selbst. Ein raffiniertes altes Weib, das zuerst seine Opfer in den Blutrausch trieb.«
    »Ja«, bestätigte Zamorra. »Nach allem, was ich von Carmela noch erfahren konnte, muß sie die Opfer mit Hilfe von Wein betäubt haben. In diesem Wein muß Blut gewesen sein. Und eine verteufelt ausgeklügelte Mischung von Kräutern, die einen Blutrausch hervorrufen. Aber das wird uns La Zanuga bald selbst gestehen müssen.«
    »Wie bitte?« fuhr Capoa auf. »Sie glauben doch nicht etwa, daß wir diesen Santansbraten fangen können?«
    Der Capitano ging zu einer Landkarte, auf der das nördliche Drittel Portugals abgebildet war.
    »Sehen Sie«, sagte er. Er zeichnete mit den Fingern ein Dreieck, an dessen Enden die Städte Porto, Amarante und Vila Tangil lagen.
    »Das dürfte ein Gebiet von mehr als hundert Quadratkilometern sein«, sagte er resigniert. »Was meinen Sie, wieviel tausend Polizisten ich auf dieses eine Hexenweib ansetzen müßte? Unmöglich, Señor. Ganz unmöglich.«
    »Es ist auf andere Weise möglich«, sagte Zamorra. »Wir brauchen keinen einzigen Polizisten dazu.«
    »Ach, Unsinn!« sagte Capoa tadelnd. »Die Stunde und die Geschehnisse sind verteufelt ernst genug, um Witze zu reißen, Señor.«
    »Aber entschuldigen Sie, Capitano«, meinte Zamorra. »Ich meine das ganz im Ernst, was ich sage. Schließlich habe ich von der Untat im Hospital von Vila Tangil schon gewußt, als Sie hier, ganz in der Nähe des Tatorts, noch keine Ahnung davon hatten. Was ich aus der Ferne erkennen kann, habe ich noch immer am Tatort lösen können. Verlassen Sie sich auf meine Sekretärin und mich.«
    Als wäre das ein Stichwort für Nicole Duval, meldete diese sich jetzt zum erstenmal zu Wort.
    Sie gab einen reichlich erstaunlichen Satz von sich. Zumindest für den Capitano Idor Capoa.
    »Ich werde Krankenschwester«, verkündete sie.
    »Wie bitte, was?« sagte Capoa stammelnd.
    Aber Zamorra hatte seine wie immer zuverlässige Sekretärin sofort verstanden.
    »Die Señorita hat recht, Capitano«, sagte er. »Wir haben eine Chance. La Zanuga glaubt doch, daß Carmela Pados tot ist?«
    »Si si, das muß sie ja glauben.«
    »Also wird sie sich weitere Opfer aussuchen. Und nach den Erfahrungen der letzten Zeit sucht sie sich immer Krankenschwestern aus. Also wird Mademoiselle Duval sich als solche verkleiden. Und ich werde sie zu allen Krankenhäusern und Privatkliniken der Umgebung fahren, sie wird kommen und gehen wie jemand vom Personal. Marghita Golvez war ein hübsches Mädchen. Carmela Pados war ein sehr hübsches Mädchen. Es würde mich wundern, wenn die Zigeunerin nicht Lust auf das Blut von Nicole Duval hätte. Denn sie ist ein überaus schönes Mädchen, wie Sie zugeben müssen.«
    Der Capitano nickte halb zustimmend und halb abwesend.
    »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Was soll ich für Sie tun?«
    »Sie dürfen mir binnen einer Stunde die Anschriften sämtlicher Häuser und Kliniken auf einer Liste überreichen, die in Frage kommen. Und den dazugehörenden Chefärzten meinen Besuch ankündigen. Schaffen Sie das?«
    Capoa begann zu schwitzen. Aber dann begann er zu laufen.
    Klein, aber flink, wie er war. Er hetzte sämtliche verfügbaren Beamten an die Telefone. Er teilte ein. Einer übernahm die Stadt Porto. Einer die Ortschaften östlich der Hafenstadt. Einer die Badeorte an der Küste entlang. Und so weiter.
    Er vollbrachte das kleine Wunder.
    Nach einer Stunde hatte Zamorra die Anschriften sämtlicher Hospitäler und Privatkliniken aus der Umgebung in der Hand.
    »Kommen Sie, Nicole«, sagte er. »Wir müssen noch eine Schwesterntracht für Sie aussuchen. Sehr schick muß sie sein, und sehr aufreizend für einen der gefährlichsten Vampire, dem ich je begegnet sein dürfte.«
    Zamorra spürte, wie Capoa sichtlich erleichtert war, als er sich mit Nicole verabschiedete. Und der Professor wußte, woher ihm diese Erleichterung kam. Es war schon nicht leicht, sich mit Dieben und schlimmerem Gesindel abzugeben. Aber den Kampf gegen Dämonen soll man denen überlassen, die im Umgang mit

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