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0034 - Dracula gibt sich die Ehre

0034 - Dracula gibt sich die Ehre

Titel: 0034 - Dracula gibt sich die Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in einen tiefen, dunklen Schacht des Vergessens. De Louise setzte sich auf.
    Noch immer drehte es sich in seinem Kopf. Er verzog das Gesicht, und wiederum galt sein Gedanke dem rothaarigen Girl. Wahrscheinlich gehörte es zu der Sorte, die ihre Kunden bestahlen. Mit Schrecken wurde Dom de Louise klar, daß er einige geheime Unterlagen in seinem Privatsafe aufbewahrt hatte. Sofort lief er hin. Sein Gang war schwankend, als befände er sich auf einem Boot bei hohem Seegang. Der Safe lag zwar gut versteckt, aber diese Weiber waren verdammt raffiniert. Sie hatten Routine und Erfahrung.
    Aus dem Schreibtisch holte Dom de Louise den Safeschlüssel, eine Spezialanfertigung.
    Die dicken Lippen des Mannes verzogen sich zu einem Lächeln, als er auf den schmalen Schrank zuging, die Türen öffnete und einige Kleidungsstücke nach rechts über die Kleiderstange schob.
    Dann sah er die schmale Tür des Safes vor sich. Er schob den Schlüssel in den Schlitz, drehte ihn zweimal herum und öffnete die Klappe.
    Ein befreiter Stöhnlaut drang über seine Lippen. Es war alles noch vorhanden.
    Hastig wühlte Dom de Louise die Papiere durch und zählte auch das Bargeld nach. Nichts fehlte. Beruhigt schloß er wieder ab. Doch dann kamen die Gedanken.
    Er fragte sich, warum ihn die Frau hereingelegt hatte. Was bezweckte sie damit?
    Wieder wurde ihm schwindelig, und er mußte sich setzen. Eine seltsame, nie gekannte Schwäche zog durch seinen Körper, gleichzeitig jedoch stieg ein Drang in ihm hoch, den er ebenfalls noch nie gespürt hatte. Er bekam Durst. Aber nicht auf Wasser… De Louise erhob sich und schlug trotzdem den Weg zum Badezimmer ein. Mit der Schulter drückte er die Tür auf, betrat das prachtvolle Bad und blieb abrupt stehen. Er sah sich nur verschwommen.
    Das Bad hatte nicht nur einen Spiegel, sondern vier. Sie waren so raffiniert aufgehängt, daß der Betrachter sich in jedem Spiegel genau sehen konnte.
    Doch Dom de Louise erkannte sich nicht. Die Körperkonturen zerflossen in der spiegelnden Fläche, so daß de Louise das Gefühl hatte, von sich bewegenden, immer schwächer werdenden Schatten umgeben zu sein. Sein eigenes Bild wurde langsam ausgelöscht. Dom de Louise bemerkte es mit Schrecken. Und plötzlich kam die Panik.
    »Nein«, brüllte er, »nein und nein!« Er riß die Arme hoch, preßte sie gegen seine Augen, machte auf dem Absatz kehrt und rannte fluchtartig in den anderen Teil der Wohnung. Verzweifelt warf er sich auf sein Bett. Er vergrub das Gesicht in den Kissen und stellte sich die bange Frage, was mit ihm geschehen war. Wie es kam, daß er plötzlich sein Spiegelbild nicht mehr klar und deutlich sah.
    Er wußte keine Antwort, nahm jedoch an, daß alles mit dem Besuch des rothaarigen Callgirls zusammenhing. Nur langsam beruhigte sich der Mann wieder. Doch etwas anderes kam hinzu.
    Dom de Louise glaubte, sein Oberkiefer wäre stark angeschwollen. Ein Gefühl wie beim Zahnarzt stellte sich ein, wenn die Spritzen aufhörten zu wirken.
    Dom de Louise wälzte sich auf den Rücken. Er bot ein Bild des Jammers. Sein Atem ging stoßweise, schwer pumpte sein Herz, das Blut kochte in seinen Adern. Als er jetzt die Hand hob, die Oberlippe zurückschob und nach den Zähnen tastete, traf ihn der zweite Schock.
    Die Eckzähne rechts und links waren gewachsen! Spitz und hart liefen sie nach unten zu, erinnerten ihn an zwei Hauer.
    Wie ein Vampir sah er aus. Vampir?
    Dom de Louise war Engländer. Er kannte die Geschichten, die man sich über Vampire erzählte, und plötzlich wurde ihm klar, daß er zu einem Vampir geworden war. Ja, er war ein Blutsauger. Es gab keine andere Möglichkeit.
    Dom de Louise hatte das Gefühl, einen bösen Traum zu erleben. Doch es war kein Traum, sondern harte, brutale Wirklichkeit. Der Mann mußte sich damit abfinden, innerhalb von Stunden ein anderer geworden zu sein. De Louise stand auf. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, so schlecht ging es ihm. Er zitterte, sein Herz schlug rasend, und tief in seinem Bewußtsein hegte er noch den Wunsch, einen Arzt anzurufen. De Louise taumelte zum Telefon.
    Weit, viel zu weit stand es entfernt. Er stützte sich am Tisch ab, schleifte über den Boden, torkelte weiter und riß einen Stuhl um. Das Zimmer drehte sich vor seinen Augen. Die Bilder an den Wänden, die Lampen, die Möbelstücke – sie alle führten ihre bizarren Tänze auf. Der grüne Telefonapparat schien sich immer weiter zu entfernen.
    Dom de Louise streckte den rechten Arm aus.

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