0034 - Dracula gibt sich die Ehre
Yard Building sahen. Sofort fuhr ich hinauf in mein Büro.
Glenda Perkins war noch da. Meine Sekretärin wußte, was geschehen war. Selten hatte ich ihr Gesicht so ernst gesehen. »Ich freue mich, daß Sie wieder gesund zurück sind, Sir«, sagte Glenda, und sie meinte es so.
»Danke, Glenda. Könnten Sie uns Kaffee kochen?«
»Schon erledigt.«
»Sie sind ein Schatz.«
Glenda verschwand, um den Kaffee zu holen, und ich sorgte für Stühle.
Dann rief ich Bill an. Er meldete sich mit einer Stimme, die ich bei ihm noch nie gehört hatte. »Ich bin es, Bill!«
»John!« schluchzte er. »Endlich. Mein Gott, du stellst dir nicht vor, was ich durchgemacht habe. Wo bist du jetzt?«
»In meinem Büro. Nimm dir ein Taxi und komm.«
»Okay.«
Kaum hatte ich den Hörer wieder auf die Gabel gedrückt, wurde die Tür geöffnet. Mein Chef, Superintendent Powell, betrat das Büro. Auf der Türschwelle blieb er stehen. Und ich brauchte bloß in sein Gesicht zu sehen, um zu wissen, was los war.
Powell hatte es wieder am Magen. Kein Wunder, bei den Nachrichten. Die anderen schien er gar nicht zu sehen, sondern nur mich. »Endlich«, sagte er.
»Sir, ich hatte einige Schwierigkeiten. Rumänien ist zwar ein sehr schönes Land, aber verkehrstechnisch ziemlich unterentwickelt.«
Powell wedelte mit der Hand. »Dann müssen Sie sich eben was einfallen lassen.«
»Ist hier schon was passiert? Außer der Entführung, meine ich.«
»Zum Glück nicht. Das heißt, wir wissen es nicht.«
»Darf ich mal durch?« Das war Glenda, die da fragte. Sie kam mit dem Kaffee.
»Sie auch eine Tasse, Sir?«
Powell verzog das Gesicht. »Kaffee ist Gift für meinen Magen. Und für Ihren auch.«
Er war wirklich wieder einmal mieser Laune, der gute Powell. Wer ihn nicht kannte, hätte ihn für einen Griesgram gehalten. Glenda schenkte Kaffee ein. Für Powell wieder ein Grund, mich anzumosern.
»Wenn Sie Ihre Kaffeetantenrunde beendet haben, können Sie mich mal aufklären.«
»Ich dachte, das wären Sie.«
»Scherze sind fehl am Platze, Sinclair.« Zack, da hatte ich es wieder. Aber das machte mir nichts. Ich hatte ein dickes Fell. Der einzige, der nicht mitbekam, was lief, war der alte Marek. Er saß auf seinem Stuhl und schaute von einem zum anderen.
Ich nahm ein paar Schlucke und zündete mir dann eine Zigarette an.
Wieder meckerte Powell. »Jetzt verpesten Sie auch noch die Luft.«
Ich drückte die Zigarette aus und begann mit meinem Bericht. Powell hörte geduldig zu. Schließlich sagte er: »Okay, Sie sind also wunderbar in die Falle gegangen. Auch der berühmte Geisterjäger John Sinclair ist nicht allwissend.«
»Das habe ich nie behauptet, Sir.«
»Andere Frage: Haben Sie sich schon darüber Gedanken gemacht, wie es weitergehen soll?«
»Nein.«
Powells Gesicht legte sich in Falten. »Und warum nicht?«
»Weil ich erst mit Bill Conolly reden möchte. Er weiß Bescheid und müßte gleich hier eintreffen.«
Diesmal enthielt sich Powell eines Kommentars und verlangte statt dessen: »Klären Sie mich bitte über die Funktion dieses Gentleman auf.«
Damit meinte er Marek, den Pfähler. Ich berichtete ihm, weshalb Marek mitgekommen war und welches Erbe er übernommen hatte.
»Darf ich den Pflock einmal sehen?« fragte Powell.
»Sicher.« Ich sprach Marek auf rumänisch an, und er holte den Pflock unter seinem Jackett hervor. Powell wog ihn in der Hand und betrachtete ihn genau.
Ich konnte mir eine Bemerkung nicht verkneifen. »Das Ding steht Ihnen gut, Sir. Fehlt nur noch der Vampir.«
Er warf mir einen dolchscharfen Blick zu und gab Marek den Pflock zurück. Dann traf Bill Conolly ein. Ich erschrak.
Bill sah aus wie ein alter Mann. Grau die Gesichtshaut, die Lippen schmal, die Wangen eingefallen, die Augen rot. Was mußte er hinter sich haben!
»John«, sagte er nur, »mein Gott. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.«
Wir umarmten uns. Wie lange kannte ich Bill schon? Die Jahre hatte ich gar nicht gezählt. Und er war ein Draufgänger, wie er im Buche steht. Hatte früher reihenweise die Mädchenherzen gebrochen, ließ sich von keiner Gefahr abschrecken, und wo am meisten Trouble war, da fand man Bill Conolly. Auch die Heirat hatte ihn nicht groß verändert. Sicher, für ihn gab es nur noch eine Frau, aber in seinem Herzen war er immer noch der alte. Und jetzt? Nein, das war nicht mehr der alte Bill Conolly. Das war ein gebrochener Mann, den ein grausames Schicksal fertiggemacht hatte.
Unsere Gegner wußten, wo
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