0035 - Die Vampirfalle
noch sieben Minuten bis Mitternacht. Wir müßten langsam starten.«
»Die Strecke schafft der Pilot in wenigen Minuten«, sagte Suko. Für seinen Athletenkörper hätte es bald keine Kampfjacke gegeben. Bei der, die er trug, waren die Schultern noch zu schmal. Nur Powell trug Zivil. Er wirkte in seinem eleganten blauen Tuchmantel ziemlich deplaziert. Auch der steife Hut und die Krawatte hätten eher als Aufzug in einen Club gepaßt als hierher auf das Rollfeld.
Unruhig schritt Bill auf und ab. Endlich winkte der Pilot. Sie konnten einsteigen. Über eine ausfahrbare Treppe kletterten sie auf die schallschluckende Tür zu.
Powell ging als erster, und Suko bildete den Schluß. Marek war ebenfalls umgezogen. Seinen Eichenpflock hielt er fest umklammert.
Während Suko die Tür schloß, fuhr die Leiter automatisch hoch und knickte zusammen.
Der Innenraum der Maschine bot genügend Platz für alle. Sie ließen sich auf die Sitze fallen und schnallten sich an. Bill und Suko saßen nebeneinander, sowie Marek und Jane. Powell saß allein. Es geschah selten, daß er bei einem Einsatz mitmischte. Und wenn, dann mußte es wirklich um alles gehen. Und hier war das der Fall.
Deshalb waren die Mienen der Freunde so ernst und angespannt.
Längst liefen die Motoren warm. Niemand sprach ein Wort. Bill saß am Fenster, nagte auf der Unterlippe und blickte nach draußen, wo die Rollbahnbeleuchtung wie eine zweireihige Perlenschnur in die Dunkelheit schnitt.
Dann rollte die Cessna an. Erst langsam. Schwerfällig legte der Pilot sie in eine Kurve, bis er freie Bahn hatte, und gab dann Gas. Die Motoren brachten ihre volle Leistung, die Cessna rollte – und hob ab.
Die Freunde wollten bis zur Landung angeschnallt bleiben. Der Pilot flog eine Rechtskurve und hatte dann die nötige Höhe. Er stand mit dem Tower der Air-Force-Base in laufender Funkverbindung.
Bill schaute nach unten. Das Land lag da wie ein riesiger dunkler Teppich, nur hin und wieder unterbrochen von winzigen Lichtern…
Kurs Nord-Südost. Klare Sicht, kein Nebel. Fast ideale Nachtflugvoraussetzungen.
Ruhig liefen die Motoren. Auch die Maschine selbst vibrierte kaum. Sie war glänzend in Schuß gehalten worden. Immer weiter rauschte der metallene Vogel seinem Ziel entgegen. Die Passagiere sprachen nicht. Es gab nichts zu sagen. Alles war abgesprochen. Jeder hing seinen Gedanken nach, und es lag auf der Hand, daß diese sich nur um einen Punkt drehten. Träge verging die Zeit. Dann erklang die Stimme des Piloten aus dem Bordlautsprecher.
»Zielanflug in genau fünf Minuten und siebenundvierzig Sekunden. Over.«
Es war also bald soweit. Nun hoffte jeder, daß das Kommando glatt über die Bühne lief und daß die Überraschung so gelang, wie es geplant worden war.
Die Maschine sackte tiefer. Urplötzlich, weil ein Luftloch ihren Kurs kreuzte. Dann flog sie wieder ruhig, verlor dabei mehr an Höhe und ging auf Landeanflug. Bill drehte den Kopf. Der Pilot mußte die Landung im Dunkeln riskieren. Eine verdammt haarige Angelegenheit, die nur absoluten Könnern zuzutrauen war. Eine größere Unebenheit im Boden, und es war aus. Rasend schnell näherte sich die weite Lichtung. Die letzten Bäume huschten unter den ausgefahrenen Landerädern weg, dann gab es nur noch das freie Feld und die Dunkelheit. Die Cessna setzte auf. Hart, zu hart.
Sie wurde durchgeschüttelt, schwankte. Enorm hoch war noch die Geschwindigkeit, doch der Pilot brachte das Flugzeug tatsächlich unter Kontrolle.
Kein Landebein knickte ein, keine Bodenwelle zerstörte die Tragfläche. Die Landung verlief glatt.
Ein Lob dem Piloten. Er war in der Tat ein exzellenter Flieger. Langsam rollte die Cessna aus. Sie bockte noch ein paarmal wie ein widerspenstiger Mustang, stand aber dann. Den Freunden fiel ein Stein vom Herzen. Die letzten Minuten waren arg schlimm gewesen.
Superintendent Powell wischte sich mit einem Tuch über die Stirn. Bill konnte sich eine Bemerkung nicht verkneifen. »Eine Cessna ist kein Rolls-Royce, Sir.«
»Ich habe es bemerkt.«
Die Anschnallgurte fielen. Suko stand als erster auf, öffnete die Tür. Langsam fuhr die Leiter aus.
Der Pilot hatte seine Kanzel bereits verlassen und stand wartend im Gras.
»Kompliment«, sagte Suko, »astreine Landung, die Sie da hingelegt haben.«
Der Mann schien ähnliche Bemerkungen und Lobeshymnen gewohnt zu sein, denn er verzog keine Miene. Superintendent Powell sprach noch kurz mit ihm. »Sie kennen Ihre Order?«
»Ja, Sir, ich werde
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