0036 - Die Nacht des Feuergottes
gehen.«
Die Männer verspürten die zunehmende Wärme auch vom Bootsboden aufsteigen.
»Gib mehr Gas«, verlangte Jewesbury. »Sieh zu, daß wir von hier wegkommen, Marion.«
Mittlerweile hatte sich der Nebel so sehr verdichtet, daß die Männer nur noch wenige Yards weit sehen konnten. Sie sahen einander selbst sogar nur noch undeutlich.
»Ich sag’ dir, hier stimmt etwas nicht!« murmelte McNally mißtrauisch. Er blickte sich gespannt um. Trübe, wabernde Schleier umgaben sie. Der blaue Himmel existierte nicht mehr. Die Sonne war verschwunden. Und das Wasser brodelte, als hätte es den Siedepunkt erreicht.
»Fahr doch schneller!« sagte Jewesbury ärgerlich.
»Mensch, ich hab’ ja keine Ahnung, wohin ich fahre.«
»Wir müssen aus diesem Nebel rauskommen.«
»Angenommen, der Nebel erstreckt sich bis zum Momotombito. Willst du, daß ich mit voller Pulle dagegendonnere?« McNally gab mit Gefühl ein bißchen mehr Gas. Er ging auf eine Geschwindigkeit, die er gerade noch verantworten konnte.
Der Nebel schien ihnen zu folgen.
»Langsam bin ich nicht mehr so sicher, daß es sich hierbei bloß um ein Naturereignis handelt«, murrte McNally. »Soll ich dir sagen, was ich glaube? Der verdammte Feuergott weiß, was wir vorhaben, und er trifft auf diese Weise seine erste Gegenmaßnahme.«
Es wurde heiß.
Die allmählich unerträgliche Hitze legte sich schwer auf die Männer und drückte sie nieder. Jeswesbury ächzte. Der Schweiß rann ihm in breiten Bächen über das Gesicht.
Er faßte sich an die schmerzende Kehle. »Verdammt noch mal, fahr doch endlich schneller!« schrie er. »Oder soll uns diese verfluchte Hitze umbringen?«
»Ich kann doch nichts sehen!«
»Wir müssen hier raus, Marion. Es ist zu heiß in diesem Nebel. Wir müssen das Risiko auf uns nehmen. Dreh auf! Nun mach schon! Ich krieg’ bald keine Luft mehr!«
McNally erging es nicht besser.
Er drehte den Gasgriff voll herum. Der Motor brüllte auf. Das Boot hob den Bug aus den brodelnden Fluten und schoß durch den undurchdringlichen Nebel. Zehn Minuten vergingen.
Zwanzig Minuten. Eine halbe Stunde…
Die Männer hätten längst den Vulkan erreicht haben müssen. Kevin Jewesbury starrte angestrengt in die dicke Nebelwand. Er konnte immer noch nichts sehen.
»Vielleicht fahren wir im Kreis!« rief er McNally zu.
»Das gibt es nicht. Ich halte den Steuerknüppel gerade«, erwiderte Marion McNally.
Kevin Jewesbury schluckte daraufhin aufgeregt. »Dann«, sagte er mit belegter Stimme, »muß uns der Feuergott mit diesem Nebel eingefangen haben.« Er griff blitzschnell nach der Schrotflinte und entsicherte sie.
Plötzlich stieß McNally einen gellenden Warnschrei aus.
Jewesbury zuckte herum. Er traute seinen Augen nicht. Zischend tauchte eine riesige, rotglühende Hand aus den brodelnden Fluten auf. Die krallenartigen Finger brannten.
Kevin Jewesbury brachte die Flinte in Anschlag. Er drückte zweimal kurz hintereinander ab. Laut krachend entlud sich die Waffe. Das Schrot wühlte sich in die gewaltige Flammenhand, erzielte jedoch nicht die geringste Wirkung.
Und dann kam der unvermeidbare Aufprall.
Die brennende Hand schien hart wie Granit zu sein. Das Boot zerbrach. Kevin Jewesbury und Marion McNally wurden von einer ungeheuren Kraft vorwärts gerissen. Direkt auf die Feuerhand zu.
Als ihre Körper dagegenschlugen, spürten sie wahnsinnige Schmerzen.
Danach kam das große Nichts, die endlose Schwärze des Vergessens…
***
Ich betrat am nächsten Morgen das Vorzimmer meines Büros, und ichbrachte meinen Entschluß mit, Superintendent Powell um meinen Resturlaub zu bitten.
Natürlich würde ich meinem Chef nicht vorenthalten, weshalb ich frei haben wollte. Ich war sicher, daß er für mein Anliegen vollstes Verständnis aufbringen würde.
Glenda Perkins, meine reizende Sekretärin, war bereits da. Sie hatte sehr viel für mich übrig, und seitdem ich sie den Klauen des schwarzen Henkers entrissen hatte, hatte ich bei ihr einen ganz besonders großen Stein im Brett.
Aber es wäre mir im Traum nicht eingefallen, ihre Dankbarkeit in irgendeiner Weise auszunützen.
Erstens, weil ich mit der hübschen Privatdetektivin Jane Collins befreundet war und bin.
Und zweitens… weil Liebe am Arbeitsplatz nichts taugt. Glenda kannte meine Einstellung. Sie bedauerte sie zwar, aber sie respektierte sie, wofür ich ihr sehr dankbar war.
Ich wünschte ihr aufgekratzt einen schönen guten Morgen.
»Oh«, sagte sie und hob beeindruckt die
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