0036 - Wir spielten hinter den Kulissen
Zug hinabgestürzt wird. Es sei denn, dass dieser Sekt noch andere Dinge enthält.
Für mich stand ziemlich sicher fest, dass Barris ermordet worden war. Aber wie? Das war das große Rätsel. Gift, natürlich Gift. Aber wie hatte man dieses Gift in das Sektglas hineinpraktiziert? Mindestens sechs bis acht Leute standen herum, als Barris sein Glas von einem großen Tablett nahm. In diesem Augenblick musste das Gift schon in dem Glas gewesen sein. Vor den vielen Leuten hätte der raffinierteste Mörder es nicht mehr wagen können, irgendetwas in das Glas zu geben. Einer der Umstehenden hätte es zufällig bemerken können. Wenn das Gift aber schon vorher in dem Glas gewesen war, wie hatte man es nur anstellen können, dass Barris tatsächlich das für ihn bestimmte Glas vom Tablett nahm? Er hatte die Auswahl unter einem guten Dutzend Gläser, denn die Tabletts, mit denen die Diener umhergingen, waren alle sehr groß.
Gab es zwischen den drei anscheinend so weit auseinanderliegenden Vorfällen des Tresorraubes, der mysteriösen Leiche im Arbeitszimmer und des plötzlichen Todes von Barris direkte Zusammenhänge? Oder war vielleicht nur alles eine zufällige Verkettung der Umstände, ein völlig ungewolltes Zusammentreffen verschiedener Absichten?
Rätsel über Rätsel. Und dabei hatte ich die kleineren Dinge noch gar nicht mitgerechnet. Der seltsame Zettel, den uns der Hausherr bei unserer Ankunft in der Villa übergeben hatte, der absichtlich herbeigeführte Autounfall eines hochnäsigen, arroganten Mannes aus Georgia, der mit Dietrichen herumlaufende Mr. Hallem, die widersprechenden Beobachtungen über das Verhalten der Filmschauspielerin -einmal sollte sie ständig im Salon gewesen sein, zum anderen wollte man sie sogar mit einem Köfferchen auf der Treppe zum Obergeschoss gesehen haben - all das verwirrte die schon ganz verworrenen Fäden noch mehr.
Aber irgendwo in diesem wüsten Chaos musste doch der Ariadnefaden zu finden sein, mit dem man sich aus diesem Labyrinth heraustasten konnte!
Ich warf ärgerlich meine Zigarette ins Gras und drehte mich um, um ins Haus zurückzugehen. Da sah ich wie jemand die Fensterflügel eines großen, bleiverglasten Fensters im Salon öffnete. Ich blieb stehen und starrte aufmerksam hinüber zu dem Fenster.
Der Doktor beugte sich heraus. Er wandte den Kopf zurück ins Zimmer, als ob er sich überzeugen wollte, dass er nicht beobachtet wurde, dann streckte er schnell den rechten Arm vor, spreizte die Finger und ließ etwas Schimmerndes fallen, was ich in dieser Entfernung nicht erkennen konnte.
Ich wartete, bis sich der Doktor wieder vom Fenster zurückgezogen hatte, dann huschte ich auf das Haus zu. Unterhalb des Fensters brauchte ich nicht lange zu suchen. Ich hatte ziemlich schnell die kleine Blechhülse gefunden. Vorsichtig legte ich mein Taschentuch darüber und steckte die Röhre ein.
Ich ging zurück ins Haus. Den Leiter der Mordkommission, Ben Gorry, fand ich in der ersten Etage. Er stand im Flur und sah durch die offenstehende Tür in das Arbeitszimmer hinein, in dem wir den Toten gefunden hatten. Drinnen war gerade ein Fotograf mit seinen Geräten beschäftigt.
»Mach zwei Aufnahmen von der Schreibtischplatte hinab zum Fußboden, sodass man den Toten von oben sieht!«, rief ihm Gorry zu.
»Okay, Ben!«, erwiderte der Fotomann.
»Hallo, Gorry!«, sagte ich und tippte ihm von hinten auf die Schulter. Er drehte sich nicht um. Nur den Kopf wandte er ein bisschen.
»He! Das Gesicht kenne ich doch! Wo habe ich Sie schon gesehen?«
»Ich heiße Jerry Cotton und bin vom FBI«, erwiderte ich.
»Aha! Der gefürchtete Gangsterjäger! Na, da kann ich ja einpacken. Boys, klaubt eure Geräte zusammen!« Gorry sagte es lachend. Natürlich dachte niemand daran, ihm zu gehorchen. Er schüttelte mir die Hand.
»Ich hab was für Sie, Gorry«, sagte ich und zog das Taschentuch hervor mit der Metallhülse. »Hier, hat jemand aus dem Salonfenster hinaus in den Garten geworfen.«
Er nahm die kleine Röhre mit meinem Taschentuch in die Hand und schraubte den Verschluss ab, ohne ihn mit den nackten Fingern zu berühren. Zuerst schnupperte er mit der Nase an der offenen Röhre, dann leckte er die Fingerspitze seines rechten Daumens an, presste sie gegen die Öffnung und kippte die Röhre um. Als er den Daumen wieder wegzog, haftete ein körniges Pulver daran. Er führte den Daumen zum Mund.
Ich reagierte blitzschnell. Meine rechte Hand zischte hoch und donnerte ihm mit der
Weitere Kostenlose Bücher