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0037 - Panik in Tokio

0037 - Panik in Tokio

Titel: 0037 - Panik in Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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wurde höher und höher emporgetragen.
    Schon lagen die Wolken tief unter mir. Die Luft wurde immer dünner und schneidend kalt. Endlich hielt der Taifun-Dämon inne.
    Das Atmen fiel mir schwer.
    »So, jetzt wollen wir anfangen. Mal sehen, ob du gute Nerven hast, John Sinclair. Einen Feigling kann ich nämlich nicht gebrauchen!«
    Im nächsten Moment stürzte ich kopfüber hinunter. Es war ein höllisches Gefühl. Die Luft pfiff an mir vorbei, durchdrang eisig kalt meine Kleidung und ließ mich vor Kälte blau anlaufen. Wie eine Bombe sauste ich im freien Fall hinab, wo kilometerweit unter mir das Meer lag.
    Bei der Wucht meines Aufpralls würde die Wasseroberfläche so hart sein wie Beton. Wer mal vom Zehn-Meter-Turm gesprungen und nicht ganz gerade aufgekommen ist, der weiß, was ich meine. Meine Muskeln verkrampften sich.
    Es war eine elementare Angst, die mich ergriff und die ich bezwingen mußte. Ich fiel, ich stürzte kilometertief ab, und Todesfurcht umkrallte mich. Ruhig, John, sagte ich mir und atmete tief durch, so gut mir das möglich war. Wenn Kamikaze dich zerschmettern wollte, hätte er das leichter haben können. Ein Sturz von der Klippe hätte genügt.
    Eine Zeit, die mir unendlich erschien, verging im freien Fall. Rasend schnell wuchs mir die Wasseroberfläche entgegen. Die Luft zischte und pfiff an mir vorüber. Auf See vorbeifahrende Schiffe, die mir zuvor winzig klein erschienen waren, wurden rasch größer.
    Jetzt hatte ich nur noch ein paar hundert Meter zu fallen. Wollte Kamikaze mich etwa tatsächlich ins Wasser werfen? Hatte ich eine Chance, wenn ich kerzengerade im Neunzig-Grad-Winkel und mit gestrecktem Körper eintauchte?
    Ich hatte mal in einem Zeitungsartikel gelesen, daß ein Mann ohne Fallschirm den Absprung aus seiner brennenden Sportmaschine dreitausend Meter über dem Meer auf diese Weise überlebt hatte. Aber Papier war geduldig, schreiben konnte man viel.
    Doch versuchen mußte ich es. Ich stürzte immer noch mit dem Kopf voran, dafür hatte Kamikaze gesorgt. Ich streckte die Arme vor, faltete die Hände und machte mich so lang wie möglich. Wenn schon, dann mußte ich völlig gerade eintauchen.
    Widersinnigerweise mußte ich in diesem Augenblick an meine Londoner Freundin denken, die hübsche Privatdetektivin Jane Collins, mit der zusammen ich schon einige dämonische Abenteuer erlebt hatte.
    Obwohl ich Todesängste litt, gab ich keinen Laut von mir. Ich versuchte, nicht einmal mit der Wimper zu zucken, denn Kamikaze beobachtete mich sicher genau.
    Wenn schon, dann wollte ich mit Haltung sterben.
    Mein ganzer Körper war verkrampft. Die Angst beutelte mich. Die Wasseroberfläche raste näher. Noch zweihundert Meter, noch hundert. Achtzig, fünfzig, zwanzig, zehn! Und jetzt… jetzt mußte es geschehen!
    Da riß es mich weg. Es war ein magischer Trick! Wie Kamikaze es anstellte wußte ich nicht. Jedenfalls spürte ich keinerlei Bremseffekt, doch ich flog plötzlich wieder nach oben. Der Sturmwolke entgegen, aus der Kamikaze dröhnend lachte.
    »Hohoho, nicht schlecht, Menschlein! Du hättest sogar einen Kopfsprung aus sechstausend Meter Höhe versucht, wenn ich dich nicht aufgefangen hätte. Und du hast keine Schwäche gezeigt. Jetzt wollen wir mal sehen, ob du ebenso klug wie tapfer bist.«
    Meine Kleider waren schweißnaß. Kamikaze hatte ein Einsehen und schickte einen warmen Luftstrom, der mich trocknete. Inzwischen hatte ich die Höhe des Taifun-Dämons, etwa drei Kilometer, erreicht. Ich schwebte auf einer Wolke und hatte das Gesicht des Taifun-Dämons vor mir.
    Daß ich sitzen konnte, dafür war ich dankbar. Meine Knie schlotterten nämlich ganz schön. Für den Ausflug zu der Klippe hatte ich einen Anorak angezogen, dessen Taschen mit Reißverschlüssen verschlossen waren. Deshalb hatte ich meine Zigaretten noch.
    Ich zog die Packung und das Feuerzeug aus der Tasche heraus und steckte mir ein Stäbchen zwischen die Lippen. Kamikaze konnte ich nur mit Kaltblütigkeit und Unverfrorenheit imponieren.
    »Du gestattest, daß ich rauche, großer Kamikaze?«
    Der Taifun-Dämon blies mir eine Windbö ins Gesicht, die mich fast von der Wolke geworfen hätte.
    »Da hört sich doch alles auf! Unverschämt bist du wohl gar nicht, du Wurm?«
    »Nur gelegentlich. Wollen wir jetzt mit dem Quiz beginnen?«
    Ich entzündete die Zigarette und blies den Rauch aus.
    »Wie du willst. Also, wie viele Sekunden dauert die Ewigkeit?«
    Das war gemein, denn wer sollte das schon wissen? Schließlich

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