0037 - Panik in Tokio
diesmal setzte Kamikaze keine magische Sphäre ein. Zwei Minuten später berührten meine Füße den Felsboden. Kamikaze blies mich noch mal kräftig an, der Windstoß zerzauste mein Haar.
Dann war der Sturmdämon fort. Meine Knie zitterten nach den Luftreisen noch nachträglich. Eisai Kaoru, Tomoe und die drei Kamikaze-Adepten starrten mich an. Sie konnten es noch nicht fassen, daß ich die Proben bestanden hatte und lebendig vor ihnen stand.
Suko stürmte auf mich los und hieb mir mit seinen Pranken immer wieder auf die Schulter.
»John, du hast es geschafft! Dir ist es tatsächlich gelungen!«
»Zerbrich mir nicht die Knochen, du Büffel, und freu dich nur nicht zu früh«, antwortete ich. »Wir müssen nämlich doch in die Höhlen des Sumisu-Vulkans eindringen und Messerschnitt und Kragen riskieren. Den Rest erledigt dann der Taifun-Dämon.«
Mein chinesischer Freund seufzte.
»Es bleibt einem auch nichts erspart. Du bist dazu entschlossen, es zu wagen, wie ich dich kenne.«
»Du kennst mich richtig. Wir werden Professor Hakato und seinem Roten Dämon auf die Stiftzähne fühlen, bis sie abbrechen.«
***
Professor Ota Hakato schritt in der Zentrale neben seinen Wohnräumen auf und ab. Er starrte auf den Fernseh-Monitor, der ihm Gogen Kishis schweißnasses Gesicht in Großaufnahme zeigte. Auf den Professor war eine Fernsehkamera gerichtet, und der Syndikatsführer sah ihn in Tokio auf dem Bildschirm vor sich.
Ota Hakato wußte die Annehmlichkeiten der Technik zu schätzen. Es wäre viel zu umständlich gewesen, etwa eine Kristallkugel zu befummeln und auf magische Weise mit Gogen Kishi in Kontakt zu treten. Seine übernatürlichen Kräfte sparte er lieber für wichtigere Dinge auf.
Der Professor in seinem schwarzen, mit Todessymbolen bedruckten Kimono war keine Schönheit. Auf seinem nach hinten ausladenden gelblichen Schädel wuchs kein einziges Haar. Dafür waren die Augenbrauen sehr buschig, die stechenden Augen lagen tief in den Höhlen.
Hakatos Lippen bildeten einen dünnen Strich in dem hageren Fanatikergesicht.
Wenn er sie öffnete, wurden Goldzähne sichtbar, seine natürlichen Beißer hatte Hakato schon in jungen Jahren verloren. Der Kimono umschlotterte seine hagere Gestalt. Aus den Kimonoärmeln ragten dürre Hände mit wahren Spinnenfingern.
Eine dämonische Aura umgab den Professor. Finster schaute er über die Monitorbildschirme, von denen nur drei ein Bild zeigten. Achtzehn Bildschirme stellten einen Komplex dar, in drei Reihen übereinander angeordnet. Ein Schaltpult mit vielen flackernden Lichtkontrollen, Hebeln und Schaltern stand vor den Bildschirmen.
In die Felswand rechts von den Bildschirmen und dem Schaltpult, die mitten in dem in den nackten Felsen gehauenen Raum standen, war eine Scheibe aus schwarzem Panzerglas eingelassen. Sie war rund, ihr Durchmesser betrug knapp zwei Meter.
Hinter dieser Scheibe wogte und waberte es rötlich. Schlieren durchzogen die nebelartige Masse, die hin und wieder Konturen und Fratzen bildete. Das war das Gehirn des Roten Dämons, seine Steuerzentrale, die Professor Hakato beeinflußte und die alle Lebensreflexe des Horrorwesens kontrollierte.
Hakatos Wohnräume nebenan waren sehr luxuriös eingerichtet. Er hielt sich aber fast nur zum Schlafen dort auf, denn meist arbeitete er besessen, vom Bösen beseelt. Professor Ota Hakato wollte, daß dämonische Mächte die Welt regierten.
Über seine Forschungsarbeiten früherer Jahre, bei denen er der Ewigen Jugend und der Heilung aller Krankheiten nachgejagt war, konnte er nur noch lachen. Über solche Kindereien war er lange hinaus. Solange er mit dem Schwarzen Tod paktierte und den magischen Silberschrein besaß, konnte er praktisch unbegrenzt leben und brauchte nichts zu fürchten.
Die anderen sollten ruhig sterben, wenn es Zeit war.
Professor Ota Hakato fühlte sich den übrigen Menschen unendlich überlegen. Er haßte und verabscheute sie.
Jetzt wandte er sich dem Bildschirm zu und schrie los. Ein Mikrofon fing jeden Ton auf, alles wurde direkt über die Sendeanlage des Stützpunktes nach Tokio übertragen. In Japan gab es eine Menge Privatsender; der Ota Hakatos war einer davon.
»Gogen Kishi!« schrie Ota Hakato und streckte seinen dürren Zeigefinger aus. »Sie haben uns verraten!« Kishi zuckte vor der Aufnahmekamera im Sendestudio des Syndikatshochhauses in Tokio heftig zusammen.
»Nein, Professor Hakato, niemals! Ich entsinne mich nur an die Geishaparty, dann ist meine Erinnerung
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