0037 - Panik in Tokio
Gefahr, dämonische Mächte haben sich verschworen. Nur du kannst uns retten!«
»Was geht das mich an?« dröhnte der Taifun-Dämon. Sein dunkles Wolkengesicht veränderte die Form und wurde womöglich noch finsterer. »Die Angelegenheiten der Menschen kümmern mich keinen Yen. Bin ich denn die Amme von euch wimmelnden, kindischen Wichten, die ihr niemals klug werdet? Ihr närrischen Mikroben, wagt es nicht, mich noch einmal zu stören!«
»So willst du uns also zugrunde gehen lassen?« rief Eisai Kaoru verzweifelt. »Uns den feindlichen Dämonen überlassen, dem Bösen aus den Abgründen jenseits der Sterne?«
»Was scheren mich diese Dämonen, solange sie sich nicht mit mir anzulegen wagen? Hinweg mit euch, sonst blase ich euch ins Meer!«
»Großer Kamikaze!« versuchte Eisai Kaoru es noch einmal. »Es ist ein Mann da, der deine Proben bestehen will. Aus einem fernen Land ist er gekommen, seine Lebensaufgabe ist es, die Mächte des Bösen zu bekämpfen. Willst du ihm nicht das gleiche Recht auf Erprobung gewähren wie unserem sagenhaften Helden Jomyo Meishu?«
Kamikaze antwortete nicht. Er blies noch stärker, und auch Eisai Kaoru mußte zu Boden. Suko und ich wankten. Wir klammerten uns aneinander, meinen Einsatzkoffer zwischen uns. Der Orkan umbrauste uns, kein klares Stück Himmel war mehr zu sehen.
In unseren Ohren sauste und brauste es. Kälte ließ unsere Zähne klappern. Eisai Kaoru winkte uns, es aufzugeben. Er wollte abziehen. Kamikaze war offenbar nicht in der Laune für uns.
Doch ich gab nicht auf.
»He, Kamikaze!« rief ich. »Du hast wohl nichts Gutes mehr auf Lager, was? Deine Proben möchte ich mal erleben! Wahrscheinlich handelt es sich um albernes Zeug!«
Die Bö war so heftig, daß sie Suko und mich umwarf und über die Klippenplattform kollern ließ. Wir schlugen uns die Knochen an Steinen an, rollten gegen einen Felsen und krallten uns daran fest.
»Du wagst es, mich zu beleidigen?« brüllte Kamikaze aus dem heulenden Sturmwind. »Ich zerreiße dich glatt!«
»Das kannst du leicht«, schrie ich in den Sturm. »So ein gewaltiger Riese, wie du bist. Aber deshalb glaube ich trotzdem, daß deine Proben nichts taugen, du Windbeutel!«
Selbst Suko erstarrte vor Furcht, als ich das rief. Er glaubte, das Ende sei gekommen. Für wenige Augenblicke herrschte völlige Stille. War es die gefürchtete Ruhe vor dem größten Sturm? Würde der Taifun-Dämon mich packen und auf die Felsenriffe schleudern?
Ein donnerndes, kollerndes Geräusch ertönte. Es dauerte eine Weile, bis ich es erkannte. Der Taifun-Dämon lachte. Er amüsierte sich über meine Frechheit.
»Wie hast du mich genannt? Einen Windbeutel? Auf, erhebe dich!«
Da es im Moment windstill war, stellte ich mich auf die Beine. Den Einsatzkoffer ließ ich Suko.
»Du gefällst mir«, dröhnte der Taifun-Dämon. »Du bist kein Schlappschwanz wie die anderen, die mich immer wieder mal anödeten. Ihre Glieder wurden zu Wasser, wenn sie mich nur anschauten, und dabei versuchten sie, tapfer zu erscheinen. Wie heißt du?«
»John Sinclair.«
»Dein Name sagt mir viel. Denn wenn ich mich um die Angelegenheiten der Menschen auch nicht mehr kümmere, so weiß ich doch manches. Du hast schon viele Kämpfe gegen die Dämonenwelt ausgefochten, John Sinclair. Gegen diese niederen Kreaturen, von denen ich mich distanziere. Denn ich bin ein Elementargeist und gehorche anderen Gesetzen. Diese primitive Bosheit widert mich an.«
»Das ist gut, Kamikaze-san. Du gibst mir also die Chance, deine Proben zu bestehen?«
»Hai, ja. Verabschiede dich von deinen Freunden, denn jetzt geht es los!«
»Sayonara!« konnte ich gerade noch schreien, dann erfaßte mich der Orkan mit aller Macht. Eine Windhose packte mich, riß mir die Beine vom Boden weg und schleuderte mich wie ein Geschoß von der Klippe. Ich wirbelte umher, überschlug mich in der Luft und wußte nicht mehr, was oben und unten war.
Kamikaze riß mich in die Lüfte empor, noch über die Wolken hinaus. Auf der Klippe unten blieben mein Freund Suko, die schöne Tomoe und die vier Männer von der Kamikaze-Bruderschaft zurück.
Den Kopf in den Nacken gelegt, starrten sie mir nach. Sie konnten nur beten und hoffen, denn ich war ihren Blicken entschwunden.
Der Taifun-Dämon blieb als dunkle Sturmwolke, in der immer wieder sein Gesicht zu erkennen war, in meiner Nähe. Einer seiner Ausläufer hatte mich erfaßt. Ich saß, auch wenn das widersprüchlich klingt, auf einer kompakten Luftschicht und
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