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0038 - Die Horror-Reiter

0038 - Die Horror-Reiter

Titel: 0038 - Die Horror-Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Decke war nicht zu sehen. Geisterhaft umwaberten Nebelschlieren die Gestalt in der langen Kutte. Weit hatte der dämonische Abt die Augen aufgerissen. Er streckte seine Arme aus und rief die Leibwächter der vier schrecklichen Dämonen an, damit sie das Opfer annahmen. Der Abt redete in einer uralten Sprache. Kehlige, guttural klingende Laute drangen über seine Lippen. Er wurde erhört.
    Wieder zeigte sich das, was er schon oft gesehen hatte. Aus der Unendlichkeit der Dimensionen tauchten die vier Reiter auf, hielten an, und Don Alvarez suchte die Zwiesprache.
    »Ich habe ihn, den Verräter!« zischte er.
    Der erste Reiter ritt vor. Seine Hand stieß nach oben. »Hol ihn her, diesen Verdammten!«
    »Sofort!«
    Don Alvarez ging zurück und verschwand wieder im Nebel. Gulio Ortega kam soeben wieder zu sich. Er stützte sich auf und schaute sich um. Sein Blick war verwirrt wie der eines Geisteskranken. Ortega fand sich hier überhaupt nicht zurecht.
    Er sah den Nebel, dessen lange Schlieren aus dem Boden krochen und von einer Seite zur anderen schwangen. Er spürte die Aura des Bösen, merkte, wie grausame, fremde Gedanken in sein Hirn dringen wollten, und faltete in seiner Verzweiflung die Hände. Die Worte eines Gebets flossen über seine Lippen. Ortega rief den Herrgott an und merkte, daß es ihm schon bald besser ging.
    Die Flut des Bösen wurde zurückgedrängt, aber nicht gestoppt, dafür war der Einfluß zu stark. Gulio Ortega erhob sich ächzend. Ihm war schlecht, und er preßte beide Hände gegen die getroffene Stelle. Hinzu kam der beißende Kopfschmerz. Als die Finger seiner rechten Hand über den Hinterkopf tasteten, fühlten sie die kaum verkrustete Platzwunde, die er sich beim Fall zugezogen hatte. Jetzt fielen ihm auch wieder die Ereignisse ein. Er dachte an Don Alvarez, der ihn überwältigt und entführt hatte. Aber wohin?
    Gulio Ortega überlegte. Wenn ihn nicht alles täuschte, dann hatte ihn der Abt in die tiefen Gewölbe unterhalb des eigentlichen Klosters geschafft, genau dorthin, wo das Grauen lauerte und sich Don Alvarez seine dämonische Kraft holte. Dieses Wissen brachte ihn fast um den Verstand. »Nein!« keuchte er. »Nein – nicht…«
    Er drehte sich um, versuchte, mit seinen Blicken den Nebel zu durchdringen, und taumelte mit ausgestreckten Armen vorwärts.
    Der Kalfaktor hatte Glück. Seine Finger schlossen sich um die Sprossen der Leiter. Die Rettung?
    Gulio Ortega wollte nach oben klettern. Er hob den rechten Fuß an, fand die Sprosse, seine linke Hand faßte nach der nächsten, er zog das andere Bein nach – und spürte die Gefahr fast körperlich, die sich hinter ihm zusammenballte. Schauer rieselten über seinen Rücken. Dann hörte er die Stimme.
    »Zu spät, Ortega! Viel zu spät!« Don Alvarez lachte und rieb sich dabei die Hände.
    Plötzlich packte er zu. Er umfaßte Ortegas Hüften und riß den Alten von der Leiter.
    Roh warf er den Kalfaktor zu Boden. Don Alvarez bückte sich. Er kicherte wieder böse. Dieses leise, teuflische Gelächter war für den Kalfaktor wie ein Gruß aus der Hölle. Die Angst lähmte ihn, machte ihn fast wahnsinnig. Froher, in jüngeren Jahren, hätte er noch gekämpft, aber jetzt war er zu alt und zu schwach.
    »Komm!« hechelte der dämonische Abt. »Komm schon. Aeba wartet bereits auf dich.«
    Der Druck verschwand von Ortegas Rücken. Der Alte trug eine zerschlissene Jacke. Finger wühlten sich in den Kragen, zogen Ortega hoch.
    »Geh schon, verdammt, und laß dich nicht hängen!« Gulio Ortega taumelte voran.
    Er hörte die Worte seines Peinigers, mußte hin und wieder einen Schlag in den Rücken hinnehmen und näherte sich immer mehr dem geheimnisvollen Tor in die Dämonenwelt. Die Reiter warteten!
    Wie Statuen saßen sie auf ihren Pferden. Lebende Denkmäler, die bereit waren, Tod und Vernichtung zu verbreiten.
    Weit hatte Gulio Ortega die Augen aufgerissen. Er sah die Reiter zwar, doch er nahm sie nicht bewußt wahr. Seine Beine arbeiteten plötzlich wie von selbst. In seinem Gehirn brauste es. Er hatte das Gefühl, als würde sein Blut mit doppelter Geschwindigkeit durch die Adern fließen und gegen die Schädeldecke trommeln. Dann kamen noch die fürchterlichen Gedanken hinzu. Sein menschliches Bewußtsein wurde zurückgedrängt und fast völlig ausgelöscht. Zu stark war die dämonische Kraft. Sie konzentrierte sich nur auf ihn, auf Gulio Ortega, einen schwachen Menschen, der in die Arme des Grauens getrieben wurde. »Lauf! Lauf!«

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