0038 - Die letzte Runde ging an uns
viel«, meinte Phil enttäuscht.
»Na ja«, tröstete ich. »Die Visitenkarte des gesuchten Verbrechers konnten wir wohl auch nicht erwarten. Komm, gehen wir in die ballistische Abteilung.«
Wir lieferten die Hülse zur Spezialuntersuchung ab, brachten die Tommy Gun in die daktyloskopische Abteilung zur Behandlung für Fingerabdrücke und suchten dann das Labor auf, wo ich Prooms Brief zur Untersuchung abgegeben hatte.
»Tut mir leid, Kollegen«, erwiderte der Laborassistent. »Wir haben die Schriftprobe noch nicht fertig. Heute im Laufe des Vormittags.«
»Okay«, sagte ich und wir verdrückten uns wieder. Wir hatten jetzt drei verschiedene Gegenstände zur Untersuchung liegen. Ich hoffte sehr, dass uns wenigstens ein Untersuchungsprotokoll einen wesentlichen Fingerzeig liefern möchte.
Anschließend gingen wir zu Mister High. Er sah mich erschrocken an, als er die Binde bemerkte, in der mein rechter Arm lag. Ich beruhigte ihn schnell und versicherte ihm, dass ich eigentlich ganz auf der Höhe sei. Aber er glaubte mir nicht und bestand darauf, dass unser FBI-Arzt sofort die Wunden noch einmal untersuchte. Widerstrebend fügte ich mich.
Nach einer halben Stunde war auch das überstanden. Ich hatte statt der dicken Mullbinde auf dem Rücken jetzt ein weniger störendes Pflaster, musste allerdings den Arm noch in der Tragschlinge lassen, um die Schultermuskulatur zu schonen, wie mir unser Doc erklärte.
Danach unterhielten wir uns mit Mister High über den Stand der Dinge. Er hatte von dem Bombenanschlag in der Universität natürlich schon erfahren, aber er hatte nicht wissen können, in welch enger Verbindung er mit unserem Fall stand.
»Das ist ausgezeichnet«, sagte er. »Heute Abend kann ich vor jedermann vertreten, dass ich zwei G-men für die Bearbeitung dieses Falles eingesetzt habe. Ein Bombenanschlag rechtfertigt immer einen FBI-Einsatz. Und wenn ich bei der Pressekonferenz erzähle, dass man euch um ein Haar ins Jenseits befördert hätte, dann werden alle Zeitungen mit mir der Meinung sein, dass wir sehr recht tun, uns um die ganze Geschichte zu kümmern. So sehr es mir für Sie leidtut, Jerry, so sehr wird uns die Kugel in Ihrer Schulter nützen.«
***
Wir konnten wenig mehr tun, als auf die Ergebnisse der Untersuchungen zu warten. Wie das so ist: Manchmal tut sich stundenlang überhaupt nichts, und dann bricht alles auf einmal über einen herein. So ging es an diesem Vormittag.
Bis gegen elf blieb alles ruhig. Ich hatte mein Frühstück in der Kantine mit einer gehörigen Portion Eier und Schinken nachgeholt, und von da ab saßen wir rauchend im Office und warteten. Wir wussten, dass ein guter Kriminalist auch die Fähigkeit haben muss, die Dinge reifen zu lassen.
Sechs Minuten vor elf kam dann ein Anruf aus dem Labor, wir könnten uns den zur Untersuchung eingereichten Brief abholen. Wir marschierten ab zum Labor. Dort setzten wir uns in die Glaskabine, wo der bürokratische Teil der Untersuchungen erledigt wird, und hörten uns an, was uns unser Kollege zu berichten hatte. Er nahm das Protokoll und las vor: »Zunächst das Papier. Die Angaben über Dicke, Grad der Reinheit usw. kann ich wohl übergehen. Das Papier wurde in der Papiermühle Groon & Williamson, Louisville, Kentucky, hergestellt. Es wird ausschließlich zur weiteren Verarbeitung als Briefpapier an die Packfabrik Brangfield, ebenfalls Kentucky und zwar Lexmgton, geliefert. Wie wir telefonisch von Brangfields Angestellten erfuhren, wird dieses Papier in der Packfabrik in zwei verschiedene Größen geschnitten: ganze und halbe Schreibmaschinenbogen. Aus diesen beiden Größen werden zwei verschiedene Briefpapierpackungen hergestellt mit den schönen Namen: Spring Post und Lovely Letter. Diese beiden Packungen werden laut Auskunft der Herstellerfirma vorwiegend von jungen Damen gekauft, da Aufmachung, Farbe und Art der Umschläge mehr zu weiblichen Briefschreibem passen. Wir haben fast eine Stunde telefoniert, um die Liste aller New Yorker Geschäfte zu erhalten, die dieses Briefpapier beziehen. Aber wir haben Erfolg gehabt. Die Liste ist vollständig. Hier ist sie.«
Unser Kollege gab mir stolz ein Blatt, auf dem die Adressen von rund dreißig Papierwarenhandlungen standen. Ich bedankte mich, denn unsere Laborleute hatten wieder einmal eine saubere Leistung vollbracht.
»Was nun die Schreibmaschine angeht«, fuhr unser Kollege fort, »auf der das uns eingereichte Schreiben geschrieben wurde so wäre Folgendes zu sagen: Es
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